Sie haben Knut
Deutschland/Österreich 2003, Laufzeit: 107 Min.
Regie: Stefan Krohmer
Darsteller: Valerie Koch, Hans-Jochen Wagner, Pit Bukowski, Alexandra Neldel, Ingo Haeb, Stephan Hornung, Jimi Lee King, Daniel Nocke, Anneke Kim Sarnau
Die frühen 80er Jahre, Ingo und Nadja: Sie wollen eigentlich ruhige Wochen in einer Skihütte verbringen und ihre verfahrene Beziehungskiste zurechtrücken. Doch da tauchen Freunde von Nadjas politisch aktivem Bruder auf, und mit der Ruhe ist es schnell vorbei. Treffendes Sittengemälde der frühen 80er Jahre1983: die Ostermärsche haben in der Bundesrepublik Deutschland Hochkonjunktur! Im Bundestag sitzen die Abgeordneten der Grünen in Wollpullis und Stricken! 15 Jahre nach '68 ist das visuelle Erscheinungsbild trotz Punks, Popper und anderen (jugend-)kulturellen Entwicklungen noch deutlich vom Hippietum geprägt. Dieses äußere Erscheinungsbild paart sich mit einem weichen Innerlichkeitsideal und einem dogmatischen Hang zum politischen Aktivismus. So war das damals: löblich undIn diesem Umfeld beschließen Ingo und Nadja, ihre angeschlagene Beziehung während eines Winterurlaubs in der Skihütte von Nadjas Eltern 'auszudiskutieren'. Wie sich im Folgenden herausstellt, ist das aber mehr Ingos als Nadjas Wunsch. Denn als eine Horde urlaubsfreudiger Freunde von Knut, Nadjas älterem Bruder, in die Hütte einfällt, stört das im Gegensatz zu Ingo Nadja wenig ? sie freut sich über die Ablenkung! Aber Knut selbst fehlt, denn "sie haben Knut"! Die Nachricht, dass Knut bei einer seiner politischen Aktionen von der Polizei geschnappt worden ist, löst in der heterogenen Gruppe die unterschiedlichsten Reaktionen hervor: die einen wollen aus dem Urlaub eine Art subversives Aktionstreffen zur Befreiung von Knut machen, die anderen wollen trotz allem ihren Urlaub genießen. Es beginnt ein Balanceakt zwischen den einzelnen Positionen, der zunehmend zu Anfeindungen führt: politisch orientierte Spaßfeinde gegen skifahrende Frohnaturen! Und zwischendrin Ingo und Nadja mit ihren Beziehungsproblemen.Bei der interessanten Ausleuchtungen der untergehenden 70er- und der aufkommenden 80er-Generation mit den diametral gegeneinander stehenden Lebensentwürfen ist vor allem die absolut treffende Charakterisierung der Typen in diesem gruppendynamischen Szenarium beeindruckend. Jeder, der die Zeit auch nur vage miterlebt hat, wird alle Positionen, vom alternden Studenten-Aktivisten zum pubertierenden Hörer 'kalter', elektronischer Musik mit Hass auf alle 'Weichei-Hippies', vom hippiebeseeltem Gitarrenklampfer zum Ski-Lehrer-Schnösel kennen. Selten waren Dialoge im deutschen Film so treffend realistisch.
(Christian Meyer)
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Emilia Pérez
Start: 28.11.2024
The Outrun
Start: 5.12.2024
Here
Start: 12.12.2024
All We Imagine As Light
Start: 19.12.2024
Freud – Jenseits des Glaubens
Start: 19.12.2024
Die Saat des heiligen Feigenbaums
Start: 26.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025