Tatami
Georgien, USA 2023, Laufzeit: 103 Min., FSK 12
Regie: Zar Amir Ebrahimi, Guy Nattiv
Darsteller: Arienne Mandi, Zar Amir Ebrahimi, Jaime Ray Newman
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Eindrucksvoll gefilmtes, sich in ein politisches Kammerspiel steigerndes Sportdrama
Kampf ums Überleben
„Tatami“ vonZar Amir Ebrahimi und Guy Nattiv
Judoka Leila Hosseini (Arienne Mandi) kniet auf der Matte. Drei Kämpfe hat sie bereits gewonnen, aber jetzt ist sie erschöpft. Der iranische Judo-Verband hat ihr telefonisch befohlen, unter einem Vorwand aus dem Wettkampf um die Weltmeisterschaft in Georgien auszusteigen, damit sie nicht gegen eine israelische Sportlerin antritt. Denn eine Niederlage gegen eine Konkurrentin aus dem Land der Erzfeinde will das Regime um jeden Preis vermeiden. Leila hat sich allen widersetzt, auch ihrer Trainerin. Aber sie ist geschwächt, verletzt und ausgelaugt. Verliert sie jetzt, war alles umsonst.
Tatami ist durch ein ähnliches Ereignis bei der Weltmeisterschaft in Japan 2018 inspiriert und markiert die erste Zusammenarbeit eines iranisch-israelischen Regieduos. Dieser Umstand allein verleiht dem Film von Zar Amir Ebrahimi und Guy Nattiv eine politische Dimension. Ebrahimi war 2008 Star einer beliebten iranischen Soap Opera, bis ein Sexvideo von ihr mit ihrem Ex-Freund auftauchte. Belegt mit einem zehnjährigen Berufsverbot, in Erwartung einer Haftstrafe und Peitschenhieben, floh sie 2008 nach Paris. Heute ist sie französische Staatsbürgerin und durch ihre Rolle in Ali Abbasis „Holy Spider“ (2022) international als Schauspielerin bekannt. „Tatami“ ist ihr Regiedebüt und gemeinsam mit Guy Nattiv („Golda“) gelingt es ihr, eine spannende Geschichte mit politischer Gravitas zu erzählen.
Statt eines klassischen Sportlerdramas inszenieren sie Leilas Geschichte als politisches Kammerspiel und konzentrieren sich vor allem auf die Wettkampfarena und das, was sich hinter den Kulissen des Turniers abspielt. Die Kampfszenen sind dabei besonders beeindruckend: Das 4:3-Format komprimiert den filmischen Raum und spiegelt die körperliche Nähe auf der Matte und den immer massiveren Druck des Regimes auf Leila und ihre Trainerin wider. Todd Martins Kamera wechselt zwischen Nahaufnahmen des Kampfes und totalen Einstellungen. Das bildet sowohl die statischen Klammergriffe als auch die elegante Dynamik der Judokas ab. Die kraftvolle Schwarzweiß-Ästhetik voller Schweiß und Anstrengung erinnert an Scorseses „Wie ein wilder Stier“ (1980), auf der Tonebene begleitet vom schweren Atem der Athletinnen und dem Reiben der Fußsohlen auf dem rauen Belag der titelgebenden Tatami.
Neben dem Konflikt mit dem iranischen Verband spitzt sich auch der Streit zwischen Leila und ihrer Trainerin Maryam (gespielt von Ebrahimi) immer weiter zu. Wo Leila schier unglaublichen Mut beweist und sich von den telefonischen Drohungen aus dem Iran und den Agenten vor Ort nicht einschüchtern lässt, fürchtet Maryam um das Leben ihrer Mutter. Je verzweifelter sie versucht, Leila zur Aufgabe zu zwingen, desto stärker widersetzt sich diese. Kollektive Bestrafungen und der lange Arm des Regimes werden hier deutlich. Die Handlung wechselt aber auch zu Leilas Familie und ihren Freund:innen, die sich vor dem TV versammelt haben, um mitzufiebern. Diese Szenen zeigen einen anderen Iran, der auch in der liebevollen Beziehung zwischen Leila und ihrem Ehemann deutlich wird.
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