The Danish Girl
USA, Großbritannien, Deutschland 2015, Laufzeit: 120 Min., FSK 6
Regie: Tom Hooper
Darsteller: Eddie Redmayne, Alicia Vikander, Ben Whishaw, Amber Heard, Matthias Schoenaerts, Sebastian Koch
>> www.thedanishgirl-film.de/
Toll inszeniertes Transgender-Drama
Ich war nicht jederzeit ich
„The Danish Girl“ von Tom Hooper
In den 1920er Jahren lebt der dänische Landschaftsmaler Einar Wegener (Eddie Redmayne) mit seiner Gattin Gerda (Alicia Vikander) in Kopenhagen. Als die Porträtistin Einar bittet, ersatzweise für ein weibliches Model einzuspringen, entdeckt dieser seine Leidenschaft für Kostüm und die Weiblichkeit am eigenen Körper. Gerda spielt das Spiel amüsiert mit, kleidet ihren Gatten ein, schminkt ihn wie eine Frau, begleitet Einar in seiner Rolle als Lili zu Empfängen. Aus dem Spiel aber wird mehr. Einar spürt, dass er längst dabei ist, eine neue, seine wahre Identität zu ergründen. Der Beginn einer Reise, die die Beziehung mit Gerda auf die Probe stellt, die zerrissen ist zwischen der Angst, ihren Einar zu verlieren, und ihrer bedingungslosen Liebe. Unterstützung erhalten die beiden durch Einars Jugendfreund Hans (Matthias Schoenarts). Und durch Dr. Warnekros (Sebastian Koch), der als erster von zahlreichen Ärzten seine Patientin nicht als schizophren oder geistesgestört abstempelt.
Einar Wegener lebte von 1882 bis 1931. Tatsächlich wurde der Künstler mit männlichen und weiblichen Organen geboren, war somit intersexuell und nicht, wie im Film dargestellt, transsexuell. Im Leben wie im Film hat Einar indes Gerda an ihrer Seite. Und eben diese Beziehung ist es, für die sich Regisseur Tom Hooper interessiert. Nach seiner opulenten Musicalverfilmung „Les Misérables“ kehrt Hooper zurück zu den leisen, zärtlichen Tönen seines „The King's Speech“. Jenseits von Kitsch und Pathos begleitet er mit seinem Stammkameramann Danny Cohen das Künstlerpaar durch Höhen und Tiefen. Und was die Filmemacher dabei audiovisuell auf die Leinwand zaubern, ist schlichtweg atemberaubend: Ein betörendes Spiel mit Unschärfen, Licht, Raum und Element, arrangiert in entrückten Bildkompositionen und -ausschnitten. Kunstvoll, poetisch und dabei niemals gekünstelt. Jedes Bild ist ein Gemälde, und jedes dieser Gemälde verlangt nach der großen Leinwand. Komponist Alexandre Desplat unterlegt diese Eindrücke mit warmen, traurigen, aber immer auch zuversichtlichen Noten. So spiegeln Bilder und Musik beeindruckend den zärtlichen, tragischenund zugleich hoffnungsvollen Ansatz Hoopers, der die Verwandlung Einars und die schleichende Abkehr von Gerda ebenso nachvollzieht wie die Verzweiflung der Gattin, die zugleich immer auch von zaghafter Zuversicht begleitet wird. Alicia Vikander („Ex Machina“) spielt Gerda als offene, moderne Frau, als lebendige, liebende Seelenverwandte, die emotional zerrissen den Wandel ihres Mannes mitvollzieht. Verunsicherung, Wut und Trotz gehen einher mit der unverrückbaren Loyalität ihrer Liebe. Ihre emotionale Reise bleibt dabei mitunter etwas unklar, und für eine ansonsten offene Frau redet sie zu wenig Tacheles. Zugleich wandelt das Drama bewusst durch Ängste, Scheu und Verwirrung, in deren Folge Sprachlosigkeit unabdingbar erscheint. Großes, bewegendes Kino über eine Transgender-Pionierin, das zugleich ganz universell von Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt erzählt.
Oscars 2016: Beste Nebendarstellerin, Alicia Vikander
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(Hartmut Ernst)
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