The Death of Stalin
Frankreich, Belgien, Großbritannien 2017, Laufzeit: 107 Min., FSK 12
Regie: Armando Iannucci
Darsteller: Steve Buscemi, Simon Russell Beale, Jeffrey Tambor, Michael Palin, Rupert Friend, Paddy Considine, Paul Whitehouse, Olga Kurylenko, Andrea Riseborough
>> www.deathofstalin-film.de/home
Lacht euch tot
Das Auge (340), 01.09.2019
Nach Stalins Tod ein Tanz auf der Rasierklinge von gewissenlosen, machtgeilen, intriganten Bekloppten und Mördern, die nur auf ihren Vorteil achten, das Volk ist egal. Da werden einfach mal ein paar Tausend Leute geopfert, nur um jemanden in einem schlechteren Licht erscheinen zu lassen. Den sofortigen Tod hätten sie alle verdient. Ein normaler Mensch möchte mit diesen Gangstern nichts zu tun haben, leider hilft dies in Staaten, Behörden und Firmen nichts, die von ähnlichen Charakteren geführt werden.
Ein wichtiger, sehr sehenswerter Film. Das Lachen bleibt einem im Hals stecken.
So funny, it was banned in Russia
Matt513 (266), 22.04.2018
In dieser bösen, aber superben Satire ergänzen sich glänzend aufgelegte Schauspieler zu etwas Großem, ja spielen sich regelrecht in Rage. Neben Buscemi und vielen anderen hier besonders Beale, der den widerwärtigen und eisigen Geheimdienstchef mit überschäumender Verve spielt. Die Mechanismen der inneren Machtzirkel, die wir vorgeführt bekommen, lassen sich vermutlich auf alle Chefetagen übertragen; welchen Titel das zu erringende Amt trägt (Parteisekretär? Staatsratsvorsitzender? Kanzler? Puh!), ist eigentlich egal.
Das Drehbuch ist einsame Spitze. Köstlich, wie in totalitären Systemen "einstimmige" Entscheidungen gefällt werden. Man sieht hier, die freie Meinungsäußerung ist doch eigentlich vollkommen überbewertet, wenn die Aussicht, im Gulag oder gleich an der Wand zu enden, sich in punkto Entscheidungsfindung als viel effektiver erweist. Die Angst, das eigene Leben (oder ersatzweise den Platz an der Sonnenseite des Despoten) einzubüßen, treibt herzerfrischende Blüten. So hält Chruschtschow des Abends nicht nur nach, worüber Stalin lachte, sondern -viel wichtiger für die eigene Haut- auch, worüber nicht.
Eine Komödie ist dies tatsächlich nicht. Iannucci stellt mehr als einmal die menschenfressenden Zustände jener Jahre, ein Widerhall des Großen Terrors, im Stakkato dar. Manches, z.B. wenn Stalins Datscha aufgelöst wird und das Protokoll die Ausschaltung sämtlicher Augenzeugen (sowie Doppelgänger) vorsieht, erscheint allerdings schon wieder so irrwitzig, daß man kaum anders kann, als drüber zu lachen. Ich vergleiche seinen großartigen Film mit Dr. Seltsam, nach dessen respektloser Darstellung die Zustände in der US-Militärführung so irre waren, daß man darüber unmöglich einen ernsten Film machen konnte. Daß dieser unverschämte Film hier in Russland aktuell nicht zur Aufführung kommen darf, könnte zum Schluß als starkes Signal dafür gelesen werden, daß daran vermutlich sehr viel wahr ist :).
Fantastisches Ensemble
Raspa (392), 11.04.2018
Dies ist weniger eine Komödie, wie der Film teilweise beworben wird, als vielmehr eine bitterböse Farce und eine Parabel über die Art des Machtkampfes in totalitären Systemen. Widerlinge sind sie alle, die da nach Stalins Tod um die neue Rangordnung kämpfen, jeder auf seine besondere Art. Auf historische Genauigkeit kommt es Iannucci dabei weniger an als um eine Typologie der politischen Verbrecher. Und dafür hat er eine Garde hervorragender Schauspieler zusammengestellt, die sich in dieser Schlangengrube mehr oder weniger geschickt bewegen. Wenn am Ende der Geheimdienstchef Beria exekutiert wird, hat man als Zuschauer wenig Mitleid mit diesem eiskalten Folterknecht, aber alle Anderen sind allenfalls in Nuancen weniger pervertiert als er.
Es gibt manche schrecklichen Pointen in diesem Film, die bestürzendste ist aber wohl die, dass ein solcher Film in Russland heute nicht mehr gezeigt werden kann, in einem Land, wo man wohl bald schon Stalin wieder als große historische Führerpersönlichkeit auch offiziell rehabilitieren wird.
Sehr empfehlenswert
chri (1), 06.04.2018
Eine wunderbare Groteske über ein extremes Machtsystem im Zerfall. Tragik und Komik liegen eng beieinander.
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Emilia Pérez
Start: 28.11.2024
The Outrun
Start: 5.12.2024
Here
Start: 12.12.2024
All We Imagine As Light
Start: 19.12.2024
Freud – Jenseits des Glaubens
Start: 19.12.2024
Die Saat des heiligen Feigenbaums
Start: 26.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025