The Revenant – Der Rückkehrer
USA 2015, Laufzeit: 156 Min., FSK 16
Regie: Alejandro González Iñárritu
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Domhnall Gleeson, Will Poulter, Forrest Goodluck
>> www.fox.de/the-revenant
Übermenschlich
Das Auge (340), 19.02.2016
Nehmen wird die Geschichte als wahr, können sich alle Superhelden in eine kleine Ecke verkriechen. Was so ein echter Trapper aushält ist schon beeindruckend. Leo ist unkaputtbar und spielt sich einen Wolf.
Wirklich staunenswert sind die Aufnahmen der Natur, die allerdings das Geschehen ziemlich kalt lässt.
Spannend, bewegend und uns Sesselfurzern wird mal aufgezeigt, was eine echte Harke ist. Sehr sehenswert, allerdings auch so realistisch brutal, wie es QT auch schon mal darstellt.
Großes Kino
Raspa (392), 17.02.2016
Sicher mit Bedacht geschehen, dass Inárritu das recht literarische Wort "Revenant" als Titel benutzt, denn es beginnt mit den gleichen Buchstaben wie "revenge", und um Rache geht es dem Protagonisten ja in erster Linie bei seinem Überlebenskampf. Dass diCaprio in manchen Kritiken hämisch unterstellt wird, er ziehe hier eine große Show ab, um so endlich einen Oscar zu ergattern ( z. B. in der SZ ), finde ich ziemlich unfair. Viel wichtiger ist doch, dass der schlichte Slogan " Kino - dafür werden Filme gemacht"" hier einmal voll und ganz zutrifft. Wölffchen hat die Leistung des Regisseurs und der anderen Beteiligten ( Musik! ) ja bereits angemessen hervorgehoben, so dass ich mich darauf beschränken kann zu behaupten, dass dies ein Film ist, der bleiben und hoffentlich immer wieder auf der großen Leinwand zu sehen sein wird. Dort gehört er nämlich unbedingt hin.
Durchhalten, Leo!
Matt513 (266), 15.01.2016
DiCaprio ist ein Maniac des Kinos. Die Inbrunst, mit der er jede seiner letzten Rollen gespielt hat, ist unübersehbar. Bezeichnend, wie er sich in Django Unchained mitten im Dreh an einer Glasscherbe verletzt und die Szene trotzdem ungerührt zu Ende spielt. Er bleibt aber, und das könnte ihn bisher vom großen Ziel getrennt haben, stets wiedererkennbar, er selbst. Er erfindet keine Figuren, so wie z.B. Depp dies mit Jack Sparrow getan hat.
Gut oder schlecht? Zumindest macht dies seine Leistung ein Stück weit vorhersehbar; ein Eindruck, den ich bereits vor The Wolf of Wall Street hatte. Und siehe da, damals wurde es wieder nichts. Fast mit Ansage. Stattdessen gewann McConaughey mit einer nicht für möglich gehaltenen Charakterrolle. Mit aller Bescheidenheit, dies wäre etwas gewesen, was ich ihm zugerufen hätte: Leo, überrasche uns doch mal.
Kann er dies diesmal einlösen? In Iñárritus epochalem Werk geht er zumindest einmal mehr ans Limit. Wenn er herumgeworfen wird, durch den Frost kriecht, mit verdrehten Gliedern sich voranschleppt, Erde schluckt, in rohen Fisch und ebensolche Büffelleber beißt, ist dies das reinste Martyrium. Aber es war -zumindest für mich- nichts Überraschendes dabei. Daß DiCaprio einen 'Grim young man' mit enormer Verve spielen kann, haben wir schon gewußt. So hoch liegt die Latte mittlerweile. Man wird sehen, ob es die Juroren diesmal überzeugen wird. Im Kriechgang zum Ziel, im Film wie im Leben. Durchhalten, Leo! Er wird es einmal schaffen. Zu wünschen wäre es ihm.
In The Revenant steckt aber mehr drin als die historische Trapper-Geschichte. Iñárritu bebildert nicht nur das wilde Land grandios (fast auschließlich in natürlichem Licht), sondern auch dessen blutige Eroberung in teils surrealen Bildern und ich habe den Eindruck, er als Mexikaner meint hier nicht nur Nordamerika, sondern den gesamten Kontinent. Glass und seine Männer laufen durch das Blut erlegter Büffel. In seinen Träumen steht er vor Bergen von Schädeln und Soldaten zünden die Dörfer der Eingeborenen an. Sie fanden das Leben und brachten den Tod. Die bluttriefende Schöpfungsgeschichte einer zivilisierten Nation, in Gottes Händen liegt die Rache, sagen sie, doch wo ist er; von seinem Haus stehen nur noch Ruinen. Wir sind alle Wilde, steht zu lesen. Nicht nur in seiner visuellen Archaik beeindruckt der Film, sondern auch durch den nicht minder archaischen Soundtrack von Ryuichi Sakamoto.
Archaisch und bildgewaltig
woelffchen (597), 10.01.2016
Eigentlich ist der deutsche Titel eine schlechte Übersetzung. Es müsste richtig heißen: Der Wiederkehrer, denn der Held der Geschichte wird zunächst für tot erklärt und taucht dann im letzten Viertel dieser immerhin 153 Min. (gut 2 ½ Stdn (plus Werbung) im Kinosessel!) dauernden Saga aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts im Grenzgebiet USA / Kanada unerwartet wieder auf. Was gut ist an dem Film, der immerhin von keinem Geringeren als Alejandro González Iñárritu inszeniert wurde, also mit großen Erwartungen beflügelt daher kommt, sind die Kampf- oder neuhochdeutsch gesagt, die action-Szenen. Sie übertreffen in der Tat fast alles bisher auf der Leinwand Gezeigte. Keine Schnipselszenen, die einem völlig die Übersicht nehmen und irgendwie action vorgaukeln wollen es aber nicht können, weil sie nicht in einem Durchgang gefilmt worden sind, sondern lang anhaltende, chronologisch aufgebaute Kampfszenen, die sehr beeindruckend sind. Sowohl der Indianerüberfall am Anfang als auch der Kampf mit dem Grizzly als auch der finale Zweikampf am Ende und noch ein paar kleinere. Zwischendurch gibt es viele bildgewaltige Landschaften zu sehen; dann langsame, fließende Übergänge zwischen den Handlungssträngen, aber auch mehr als genug Verschnaufpausen, die sich dann mehr als nötig in die Länge ziehen und in denen man versuchen kann, etwas Indinanisch zu lernen. Der Held der Geschichte, Leonardo DiCaprio, muß viel stöhnen und ächzen ob seines brutalen Schicksals, von dem er sich – oh Wunder! – in dieser unwirtlichen Gegend bei Schnee und Eis von einer nahezu mehr als tödlichen Verletzung durch den besagten Grizzly, der aber dran glauben muß, erholt und sich dann auf einen Rachefeldzug begibt, der dann das finale Showdown einläutet. Zwischendurch gibt es auch noch was für’s Herz: DiCaprios Ehemalige war eine Indianerin und ihr gemeinsamer Sohn ist bei dem ganzen Hin und Her leider zu Tode gekommen. Wer also Filme von Iñárritu mag und auch Kampfszenen liebt, der ist hier gut bedient. Für die längeren Übergänge empfiehlt sich, genug Süßes mitzubringen, nicht nur um die Zeit zu verkürzen sondern auch um sich wieder neue Kraft für das nächste Kampfgetümmel zu verschaffen.
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