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Tropfen auf heiße Steine

Tropfen auf heiße Steine
F/JAP 1999, Laufzeit: 90 Min.
Regie: François Ozon
Darsteller: Bernard Giraudeau, Malik Zidi, Ludivine Sagnier, Anna Thomson

Sexuelle Hörigkeit, Gewalt und Abhängigkeit unter Paaren, psychische und physische Unterdrückung und Gewalt, das zeichnete Rainer Werner Fassbinder so konsequent wie kein anderer in Filmen wie "Liebe - kälter als der Tod", "Katzelmacher", "Die bitteren Tränen der Petrta von Kant" oder "Angst essen Seele auf". Françoise Ozon hat 18 Jahre nach Fassbinders Tod ein brachliegendes Frühwerk in Kino umgesetzt, so konsequent und eindringlich, dass es bei den Berliner Filmfestspielen Furore machte. Der angegraute Geschäftsmann Leopold, 50, domestiziert den naiven 20jährigen Franz. Der sucht gerade für sich und seine Braut Anna eine Wohnung, läßt sich aber ganz ohne Widerstand von Leopold umgarnen, verliebt sich in den stattlichen Mann, zieht bei ihm ein, sie werden ein Paar. Franz kocht, putzt und dient, läßt sich von dem beruflich frustrierten Versicherungsvertreter durch seinen exzessiven Sadismus buckeln, kriegt dann aber bald ein bisschen Oberwasser in der `Ehe`. Doch dann gerade taucht in Leopolds Abwesenheit Anna auf, sie holt Franz wieder auf `die richtige Seite`. Wenn Leopold zurückkehrt, wendet sich das Blatt und Franz droht an der Dreierbeziehung zu zerbrechen. Als dann auch noch die transsexuelle Vera, eine frühere Geliebte von Leopold, auf der Szene erscheint, bleibt für den kleinen Franz nichts mehr übrig. François Ozons Melodram "Tropfen auf heiße Steine" basiert auf einem frühen Stück von Rainer Werner Fassbinder und schon wenn zu Beginn des Films die Kamera zu deutscher Spießermusik über eine deutsche Kleinstadtidylle schwebt, weiß man, wo es langgeht. Der intelligente Film bezieht seinen umwerfenden Charme aus dem Zusammenspiel von deutschem 60er Jahre Mief samt Loreley und Schlagermusik und den französischen Schauspielern und ihrer Sprache. Bernard Giraudeau spielt den ältlich glatten Schwulen mit müdem Charme und erinnert in seinem traurig seifigem Blick an den wunderbaren Kurt Raab, Malik Zidis Franz und Ludivine Sagnier sind die naiven Kids und Anna Thomson als transsexuelle Schönheit mit einem Hauch von Ingrid Thulin. Fassbinder ist allgegenwärtig in den Kameraeinstellungen, den Figuren und Dialogen. François Ozon gelingt es, durch Wahl des Schauplatzes und eine Art arithmetischer Inszenierung das Ganze zu distanzieren. Der Vorstadtmief wie bei "Katzelmacher" entfällt zu Gunsten einer Spielzeugwelt. Der stringente Stilwille und der zynische Dialog geben dem Film einen ganz eigenen Flair hinter dem zwar Fassbinder zu erkennen ist, gleichermaßen sich aber ein sehr präziser und stilistisch singulärer Regisseur zu erkennen gibt. Im Berlinale-Kritiker-Bartometer rangierte der Film ganz vorne, die Internationale Jury hatte für ihn jedoch keinen Blick, allein die schwul-lesbische Jury hatte ihn zu ihrem Favoriten gekürt..

(Heiko R. Blum)

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