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Zusammen - Tillsammans
Schweden/Dänemark/Italien 2000, Laufzeit: 106 Min.
Regie: Lukas Moodysson
Darsteller: Lisa Lindgren, Michael Nyqvist, Gustaf Hammarsten, Anja Lundqvist, Jessica Liedberg, Ola Norell, Shanti Roney, Sam Kessel

Filmemacher Lukas Moodysson hat den Lärm des Jahres 1968 aus weiter Ferne vielleicht im Bauch seiner Mutter gehört. 1969 geboren kann er unmöglich die endlosen Diskussionen, das Chaos, den entschlossenen Willen zur Änderung, die Wirren dieser Neuorientierung wirklich vernommen haben. Wie ist jemand, der so jung ist und heute nur den verzerrten Nachhall jener Zeit wahrnehmen kann, in der Lage, ein derartig authentisches und witziges Bild der 68-er Generation abzuliefern? Das schwedische Regie-Wunderkind ("Raus aus Amal") erzählt die fiktiven Vorkommnisse in einer Kommune im Jahr 1975. Sie nennt sich "!Tillsammans!" ("!Zusammen!") und ihre Hauptthemen sind der Kampf der Arbeiterklasse, freie Liebe, Meditation und die Feinheiten der Müsli-Zubereitung. Zumindest in der Theorie. Praktisch streitet man sich darüber, wer zuletzt gespült hat und spricht in reichem Maße dem Rotwein zu. Göran ist die gute Seele des Hauses. Natürlich darf seine Freundin Lena mit jedem anderen schlafen, wenn sie will. Trotzdem schaut er einsam wie ein treues Dackeltier, wenn er allein im Bett liegt und die Lustschreie des egozentrischen Weibsstücks aus dem Zimmer von Erik herüberschallen. Er zeigt auch Verständnis, wenn der schwule Klas den schönen Lasse umgarnt, den gerade Anna verlassen hat, die ihre Frauenstärke entdeckt hat und sich für lesbisch hält. Der gute Mensch setzt sogar durch, dass seine Schwester Elisabeth mit zwei Kindern zusätzlich in den engen Chaoten-Haushalt einzieht. Ihr Mann hat sie im Suff geschlagen und sie sucht eine vorübergehende Bleibe. Das Auftauchen der stinknormalen Hausfrau mit trotzigem Sohn und pubertierender Tochter, die am Ende vom reumütigen Ehemann und Vater besucht werden, bringt den siedenden Wohngemeinschaftsbrei dann schließlich zum Überkochen. Da flippt auch der gutmütige Göran irgendwann aus. Die Kinder, einschließlich der vorhandenen Kommune-Gören, haben ihre helle Not, sich in dem furchtbaren Tohuwabohu der Erwachsenenwelt zurecht zu finden. Das macht den Betrachter einerseits traurig, aber es macht gleichzeitig auch riesigen Spaß, wie sich das Nervenkostüm dieser stillen, aber unbestechlichen Beobachter nach und nach stählt, wie sich der Spreu vom Weizen trennt und irgendwann doch noch Vernunft einkehrt. Eine pralle, abgrundtief satirische 'Comédie humaine', meisterlich geschrieben und inszeniert, als wäre ein abgeklärter Alt-68-er-Woody-Allen-Fan in sich gegangen und einsichtig geworden. Doch, wie gesagt, der gerade mal 32-jährige Sympathisant seiner exakt 17 Haupt- und Nebenfiguren hat dies so herrlich locker auf die Leinwand gezaubert, als wäre er selbst dabei gewesen. Dabei kam Moodysson die Idee zum Film nur, weil er 1998 eine Ausstellung mit dem Titel "Das Herz schlägt links" über schwedische Politkunst zwischen 1984 und 1974 gesehen hatte.

(Heinz Holzapfel)

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