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Forum.

Es gibt 27 Beiträge von calvin

Good Bye, Lenin!

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Gelungene Mischung

20.03.2003

Mit diesem Film ist das Vorurteil wiederlegt, dass deutsche Filme meist entweder gezwungen Lustig oder absurd Ernsthaft sind. Der Trailer läst einen eine Komödie erwarten und man findet sich in einem nachdenklichen Film, der aber dennoch unterhaltende Momente hat. Und er ist das bisher beste und reflektierteste Statement zur deutschen Trennung und ihrer Überwindung. Die Schauspieler sind ein Genuß, gar keine Niete zu finden, keine misslungene Szene. Und die Spannung zwischen staatlicher Trennung/Vereinigung und innerfamiliärer Spiegelung ist ganz enorm. Da versteht man, warum das Nachdenken über Geschichte so wichtig ist, warum es "bildet" und tolerant macht. Bei aller Ideologie muss man Respekt vor den einzelenen Lebensläufen haben, vor den Irrungen und Wirrungen, in die man angesichts übergeordneter Geschichte gerät. Für mich persönlich war das einer der traurigsten, aber besten Filme der letzten Zeit. Und es war der beste deutsche Film seit langem!

Solaris

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filme und literatur

17.03.2003

Der Hinweis, dass Filme literarische Vorlagen nicht erreichen, geht immer am Film vorbei. Literatur, zumindest wenn sie Kunst wird, ist nicht verfilmbar -- gute Autorenfilme sind ja auch nicht fiktional beschreibbar. (Auf diese Idee würde man nicht kommen). Hinter fiktionalen Texten steckt keine objektive Sinnbotschaft: der Leser liest sich weitgehend selbst -- und wie sollte man diese subjektive Fähigkeit der Literatur in Bilder umsezten? Zumal diese innerpsychischen Bilder immer unscharf sind. Besprechungen des Film sollte man deshalb am Filmischen orientieren. Und da sehe ich in Konkurrenz zu Solaris derzeit wenig. Spielbergs Minority Report thematisiert die philsophischen Aspekte des Themas gerade nicht. Die Story von "Matrix" ist relativ eindimensionial. Solaris (der Film) hingegen stellt da eindringlichere Fragen, ohne sie zu beantworten.

Solaris

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Fragen, keine Antworten

10.03.2003

Stanislav Lem hat sich von diesem Film distanziert, weil er kein "Beziehungsdrama im All" geschrieben habe. Sein Roman von 1961 enthält allerdings auch die nicht ganz unwichtige Beziehungsebene zwischen Kevin und Rheya. Sich nicht exakt an die Vorgabe des Romans zu halten
ist die einzige Chance ihn gewinnbringend zu verfilmen: es geht schließlich nicht um eine 1:1 Umsetzung, die immer scheitern muss, die sich naive Zuschauer aber wünschen. Sonderbergh hat sich anregen lassen und einen großartiges Werk geschaffen, dass sich an Filmen und nicht an Büchern messen muss. Die Story konsequent zirkulär anzulegen - ganz anders als im Roman - ist nicht nur konsequent, sondern auch eine geniale Idee. Er musste sich etwas einfallen lassen, da der Roman aus der Ich-Perspektive erzählt wird, die das Kino nicht kennt, denn man sieht Figuren immer von Außen. Diese Interpretation von Solaris mutet dem
Zuschauer zu, was der Planet den Wissenschaftlern zumutet: der Film stellt Fragen, ohne sie zu beantworten. Wie Solaris den Menschen überlegen ist, so entzieht sich die Zirkulärität der Handlung einer einfachen Interpretation. Das wird für Zuschauer, die leichte Unterhaltung oder Action im All erhoffen, schnell unerträglich. Der
Film ist wunderbar langsam und unspektakulär. Wie in "Heaven" von Tykwer muss man genau auf die wenigen Sätze achten, wie in "Lost Highway" von Lynch steht man am Ende mit einer Aufgabe da - und man kann sich dem nicht entziehen - selber zu denken. Das rückt den Film in die Nähe eines Traums, in dem irrationale Wünsche, Sehnsüchte, Ängste ausgelebt werden, und zwar ohne den Haltepunkt leichtgängiger Rationalität. In der Rekonstruktion der Handlung von Solaris stößt
Sonderbergh einen auf Themen, die existentiell und sehr irdisch sind: der Tod, die Erinnerung, der Traum der wiederauferstandenen Toten.

Science Fiction ist eine reine Männergattung, so steht es in den Filmbüchern. Die Erotik von Clooney könnte aber auf die Zuschauerinnen "persönlichkeitszersetzend" wirkend: der schönste Mann im Gegenwartskino, oder?

Der Pornograph

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Hohle Phrasen

11.02.2003

Mit großer Neugier bin ich in den Film gegangen, in Frankreich wird Pornographie neu rehabilitiert, wobei das autobiographische Buch von Catrin Millet schwer zu überbieten scheint (weil man diese drastischen Schilderungen nicht visualisieren kann). Filme wie "Romance" und "Eine pornographische Beziehung" haben wirklich das visuelle Spektrum im Umgang mit erotischer Fantasie erweitert. Der Pornograph könnte, wenn man die Story liest, darüber reflektieren -- das gelingt aber leider nicht. Der Protagonist wirkt lächerlich, was genau ihn quält erfährt man nicht. Zusätzlich eine überkonstruierte und hohle Vater-Sohn Geschichte, die völlig kontextlos bleibt. Selbst die kurze Pornoszene ist weder sexy, noch kritisch oder abstoßend oder sonstwas. Sie ist wie eine Einblendung aus einem anderen Film. Der Film ist auch nicht gekennzeichnet durch eine Struktur, die einen ständig auf Sexszenen warten liesse. Das Thema wird auf keiner Ebene behandelt: es wird nicht reflektiert, es kommt nicht zur Kritik oder Verteidigung oder zu einer Position. Es stößt nicht einmal eine Reflexion über Pornographie an, sondern erzeugt nur den Ärger darüber, dass man in diesen Film gegangen ist. Schlechter ist nur noch "Lucia und der Sex".

Lost Highway

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Lynchland

03.02.2003

Das Problem an diesen Werken von Lynch ist immer, dass andere Filme so langweilig sind. Es gibt aber nicht viele Filme wie Lost Highway oder Mulholland Drive. Man braucht Lost Highway gar nicht nachzuerzählen, wie auch?, aber warum nur noch ein Filmemacher es wagt die Zeitgesetze außer Kraft zu setzen und die brav-märchenhafte Erzählstruktur aufzugeben, verwundert doch. Lynch Filme sind wie Träume: man weiß, dass man etwas erlebt hat, kann aber nicht wirklich erzählen, was. Das Angstpotential des Lost Highway Alptraumes allerdings war mir zu groß, Mulholland Drive wesentlich erträglicher. Jedenfalls beschäftig so ein Film den Zuschauer zwei Wochen, während andere nach 3 Minuten vergessen sind. Ich schließe mich der Fanin oben jedenfalls an: ein Meisterwerk! Das Buch "David Lynch und seine Filme" von Georg Seesslen ist überaus lesenswert. (Schüren Verlag)

Harry Potter und die Kammer des Schreckens

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Familienfilm

29.11.2002

Der Film war besser als der erste Teil und wieder ohne übertriebene Grausamkeit. Nicht nur Spielberg kann Familienfilme drehen. Und irgendwie wußten die Filmemacher, dass irgendwie jeder im Kino die Story auswendig weiß. Da bleiben nur noch Effekte übrig. Allerdings könnte man mehr auf Situationswitz setzen. Und irgendwie ist mir aufgefallen, dass alle bösen Typen in der Film-Potter-Welt überaus attraktiv sind. Selbst der Lord (als Tom) dürfte unter Mädchen zum Star werden, würde er nicht so böse sein. Früher hatten im Fantasy-Genre die Bösen immer ein Land (Mordor...), jetzt haben sie keins mehr und sind dafür schön.

Loin - Weit weg

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Kino jenseits des Fernsehens

29.11.2002

Der Film ist so gedreht, als ob es Hollywood oder das Fernsehen einfach gar nicht geben würde. Ein anderes Tempo, andere Verwendung von Musik, andere Gespräche. Auch muss eine Digitalkamera nicht zwangsläufig in maniriertes Wackeln ausarten und bringt dennoch Vorteile. Der Film wird dadurch zu einer prägnanten Sozialstudie, die dennoch ästhethisch auf sehr hohem Niveau angesiedelt ist. Der Widerspruch zwischen Realismus und Ästhetik wird durch den Film aufgehoben. Das gemeinsame Motiv der Sehnsucht nach Europa bleibt für die Figuren eine undefinierbare Utopie. Wie wird es den Figuren bloß ergehen in Kanada und Europa? Die Frage wird erfreulicher Weise nicht beantwortet. Zwei Tage nach dem Film hatte ich das Gefühl ein sehr umfangreiches Buch zum Thema gelesen zu haben, aber es waren nur zwei Stunden Kino von Techiné - die sich gelohnt haben (wie immer).

Der Mann ohne Vergangenheit

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Jenseits des Geldes

18.11.2002

Warum müssen die Helden der besten Filme diesen Jahres alle das Gedächtnis verlieren und dennoch durchs Leben kommen? In Mulholland Drive und jetzt bei Kaurismäki auch, einmal Filmoberschicht in L.A., einmal der hohe Norden ganz unten.
Der neue Kaurismäki Film scheint ein Plädoyer zu sein gegen die Düsternis der Kollegen, die auf Augenhöhe filmen, gegen Lynch oder von Trier. Nicht mal im Wohn-Container oder bei einer Ernte von immerhin sechs Kartoffeln wird das Selbstbild demoliert. Der Film hat mir Mut gemacht: es kommt auf die Sichtweise an. Es kommt darauf an, was man cool findet. Mit Ideen läßt sich die Heilsarmee Kapelle in eine Bluesband verwandeln, oder ein Streichelhund in eine Kampfbestie -- wenn man es so sehen möchte. Würde scheint im Film völlig abgekoppelt zu sein von Geld und Besitz. Einen Gedanken, den man auch im Kino ganz vergessen hatte. Und es ist zu meiner Freude der erste Film, in dem die Dialoge so schräg-genial sind, wie in den Romanen von William Faulkner.

Halbe Treppe

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Fiktion?

02.11.2002

Ohne die unruhige Kamera wäre der Film sicher langweilig gewesen, wenn dies auch manchen aus dem Film vertrieben hat. Der Trick funktioniert nämlich, man vergisst, dass es sich um Fiktion handelt. Die Urlaubsdias am Anfang ? ebenfalls völlig unästhetisch ? leiten die Zauberei ein: man glaubt sich in einer realen, dokumentierten Welt. (Obwohl derzeit gerade dieser Stil, also quasi gekonnt inszenierter Dilettantismus, bei den Bildagenturen hip ist.) Dann noch die Interviews, die keine sind. Am Ende habe ich mir eingeredet, dass es doch Fiktion war und es waren ja tatsächlich Schauspieler. Aber durch diese Mogelei zwischen Fiktion und Dokumentation hat der Filmemacher wirklich das Milieu abgebildet, weil dieses Milieu mit der glatten Ästhetik der sonstigen Filmwelt nicht einzufangen ist. Nur ganz bestimmte Lebenswelten sind schön, attraktiv, glatt. Und dieses real existierende Leben in Frankfurt/Oder ist, wie es ist. Und jetzt ist es sogar auf der Leinwand.

Blade Runner

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ohne Nachfolge

15.10.2002

Es scheinen sich alle einig zu sein: es gibt keine Nachfolge für blade runner. Neulich habe ich in einem Buch von R.Zons: "Die Zeit des Menschen" eine ganz tolle, wenn auch nicht einfache, Interpretation des Films gelesen. Irgendwie wurde mir da wieder klar, dass es sich um eine philosophisch gehaltvolle Auseinandersetztung handelt, mit der nur Solaris oder 2001 mithalten können -- Filme, die aber wesentlich komplizierter sind und auch nicht "spannend". Blade Runner vereinigt scheinbar alles spielerisch.

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