Bislang gab es im Filmforum im Museum Ludwig, das von seinen derzeit sechs Mitgliedern gemeinsam bespielt wird, jeweils in der ersten Jahreshälfte eine gemeinsam kuratierte, filmhistorische Reihe, die das Medium unter verschiedensten Aspekten beleuchtet. In der Reihe wurden Themen zum Verhältnis von Film und Theater, Film und Architektur, zu Filmmusik oder dem komischen Film untersucht. Mit dem neuen Zyklus der „Filmgeschichten“ strebt man seit Anfang des Jahres ein kontinuierliches gemeinsames Programm über das gesamte Jahr hinweg an. Die „Filmgeschichten“ möchten darauf aufmerksam machen, dass es historisch, aber auch kulturell bedingt die unterschiedlichsten Ausprägungen filmischen Erzählens gibt. Das ist in einer Zeit, in der das klassische Programmkino quasi ausgestorben ist und die Filmgeschichte im Fernsehen nur in Sonderprogrammen anlässlich des Ablebens berühmter Regisseure oder Darsteller zum Zuge kommt, ein kaum zu überschätzendes Gut, das zudem didaktisch aufbereitet wird: Die Vorführungen werden jeweils begleitet von einer Einführung in den Film.
Die neue Reihe startet mit dem Themenkomplex „Spiel, Geld und Müßiggang“. Den Anfang machte das Programm mit Filmen zum Thema „Spiel“, nun folgt das gute „Geld“. Man beginnt mit dem selten gezeigten Hollywoodmusical „Hallelujah, I'm a Bum“ von 1933 mit dem damaligen Superstar Al Jolson. Regisseur Lewis Milestone („Im Westen nichts Neues“, „Von Mäusen und Menschen“) erzählt von einem Tramp, der für eine Amnesiekranke zum Bankangestellten wird. Der Film ist nicht nur für seine linkspolitische Perspektive berüchtigt, sondern ist auch der erste Hollywoodfilm, in dem mit Edgar Connor ein Schwarzer den Partner eines weißen Hauptdarstellers spielt (20.8., 19 Uhr). „Ärger im Paradies“, 1932 von Ernst Lubitsch gedreht, ist eine turbulente Gaunerkomödie mit erotischem Einschlag um ein Pärchen, das sich in das Vertrauen einer Millionenerbin einschleicht (10.9., 19 Uhr). „Ein wunderschöner Sonntag“ ist ein Frühwerk von Akira Kurosawa. Der Film von 1947 begleitet ein junges, mittelloses Paar, das trotz des Geldmangels versucht, einen schönen Tag in der Stadt zu verbringen, und immer wieder auf die desaströsen Verhältnisse im Nachkriegs-Japan zurückgeworfen wird (7.10., 19 Uhr). Die Protagonistin von „Madame de ...“ versetzt ihren Schmuck, der nach vielen Zwischenstationen schließlich zu ihr zurückkehrt. Max Ophüls inszeniert 1953 sein in der Jahrhundertwende angesiedeltes Drama mit Danielle Darrieux elegant und kunstvoll (29.10., 19 Uhr).
Ein Zeitsprung von 30 Jahren: „Das Geld“ von 1983 ist Robert Bressons letzter Film und in seinem kühlen Pessimismus der düsterste Film der Reihe. Bresson verfolgt die Wege einer falschen Banknote, die schließlich einen eigentlich Unschuldigen zu einem Mord verführt (12.11., 19 Uhr). Zum Abschluss der Reihe gibt es ein Double-Feature: „Nicht ohne Risiko“ ist ein Dokumentarfilm von Harun Faroki aus dem Jahr 2004: Der einstündige Film begleitet die Verhandlungen zwischen einer Firma und einem Risiko-Kapitalgeber. Christian Petzold griff 2007 in „Yella“ das Thema seines Lehrers auf und bettete es in eine surreale Allegorie, die lose an Herk Harveys Horrorfilm „Carnival of Souls“ aus dem Jahr 1962 angelehnt war. In den Hauptrollen des atmosphärischen Liebesfilms im Zeichen des Kapitals sind Nina Hoss und Devid Striesow zu sehen (10.12., 19 Uhr). Anfang 2016 wird die Reihe mit dem Thema „Müßiggang“ fortgesetzt. Welcher italienische Film aus den 50er Jahren wohl gezeigt wird?
Filmgeschichten: „Spiel – Geld – Müßiggang“
Thema „Geld“: August – Dezember | Filmforum NRW im Museum Ludwig | www.filmforumnrw.de
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