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Hoch gefördert, wenig gesehen

01. Mai 2009

Der deutsche Film - Filmwirtschaft 05/09

Bis einschließlich der 50er Jahre waren die heimischen Filmindustrien Europas erfolgreich – auch und vor allem an der Kinokasse. Kein Jahr verging, in dem nicht die nationalen Marktanteile wenn nicht die absolute, so doch die relative Mehrheit bei der Besuchergunst hatten. Mit den fernsehbedingten Rückgängen im Besuch änderten sich zwar bereits die Marktanteile, aber noch nicht die Möglichkeiten der Refinanzierung auf dem Kinomarkt. Weitere Auswertungsstufen wie Video und DVD gab es noch nicht, und die Verwertungskette im Fernsehen steckte noch in den Kinderschuhen. Erst in den späten 60er Jahren kam es in vielen Ländern zu Filmproduktionskrisen, die besonders in Deutschland, Italien, Großbritannien und Spanien (alle als Stellvertreter für die großen Filmnationen – von den kleinen Ländern ganz zu schweigen) auch die Marktanteile sinken ließen. Parallel gingen auch die Kinobesuche in Amerika zurück. Die rückläufige Abspielbasis führte in Hollywood aber dazu, dass sich dort über die Ausweitung dieser Abspielbasis massive Gedanken gemacht wurden. In allen Ländern wurden Ableger der amerikanischen Majorstudios gegründet, die in dem Verband MPEAA (Motion Pictures Export Association of America) zusammengeschlossen waren. Ihr Ziel war es, den amerikanischen Marktanteil in allen Territorien der Welt auszubauen und zu maximieren.

Das Zusammenspiel aus Markterweiterungsstrategien aus Hollywood und die Produktions- und Refinanzierungskrise auf den europäischen Märkten führten dazu, dass die heimischen Marktanteile sukzessive sanken, teilweise unter 10%. Und auch die Verbreitung europäischer Filme in den Nachbarländern sank von Jahr zu Jahr. In den 90er Jahren schafften französische Filme unter 2%, italienische weniger als 1%, und die Briten kamen in den Jahren eines James Bond mal auf bis zu 5%. Umgekehrt machte der amerikanische Film bis zu 85% aus. Die Filmförderung, die in fast allen europäischen Ländern eingeführt wurde, ist den Amerikaner schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Für sie ist diese eine protektionistische, der freien Marktwirtschaft zuwider laufende Einschränkung, und für die Europäer ist sie vor allem die Sicherung der kulturellen Identität oder manchmal kämpferisch auch eine Maßnahme gegen den amerikanischen Kulturimperialismus. Strenge Marktwirtschaftler verdammen dennoch die Förderung, weil sie im Zweifel dem Markt zuwider läuft. Und in der Tat kann man sich fragen, ob denn 120 bis 150 Filme, die in Deutschland jedes Jahr mit massiver Unterstützung der Förderung erstellt werden, überhaupt kinotauglich sind. Der deutsche Marktanteil, der in 2008 bei 25% lag, im ersten Quartal 09 sogar auf historisch einmalige 30% stieg, ist trotz oder wegen der Filmförderung entstanden? Und in der Tat sind für diesen Marktanteil bestenfalls ein Drittel der Filme verantwortlich. In der Debatte um das Filmförderungsgesetz fordern deshalb auch die Kinoverbände eine viel strengere und auf den Markterfolg ausgerichtete Förderung. Weniger Filme, die dann aber besser ausgestattet und mit mehr Vorbereitung und mehr Kinoschauwerten ins Kino kommen. Denn ungefähr 50% der Fördermittel der FFA werden in Filme investiert, die weniger als 50.000 Kinobesucher haben. Damit ist zwar kein Urteil über die künstlerische, in jedem Fall aber über die kommerzielle Qualität gesprochen worden.

Kim Ludolf Koch

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