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Oskar Roehler und Christina Bentlage mit den Hauptdarstellern
Foto: Frank Brenner

Köln wird zu West-Berlin

11. März 2014

Oskar Roehlers „Tod den Hippies, es lebe der Punk“ – Setbesuch 03/14

Erfolgsregisseur Oskar Roehler („Die Unberührbare, „Elementarteilchen“) hat es für Dreharbeiten seines neuen Kinofilms „Tod den Hippies, es lebe der Punk“ mal wieder in die Domstadt am Rhein verschlagen. 27 der 33 geplanten Drehtage seines autobiografisch geprägten Films fanden in Köln statt, und das, obwohl der eigentliche Handlungsort Berlin ist. Dort sucht in den frühen 80er Jahren, und demzufolge noch vor dem Fall der Mauer, der junge Robert (dargestellt von „Oh Boy“-Star Tom Schilling) sein Glück. Der Muffigkeit seiner Geburtsstadt und dem Hippie-Wahn seiner Eltern entflohen, taucht er in die Sex- und Drogenszene West-Berlins ein, die von schrägen Gestalten mit Drang zur persönlichen Freiheit bevölkert wird. Im Leben des jungen Oskar Roehler, der sich sein filmisches Alter Ego in Robert geschaffen hat, war seinerzeit die Berliner Bar „Risiko“ Dreh- und Angelpunkt für dessen Selbstverwirklichung.

Dieser Kultclub wurde nun in den stillgelegten Hallen der Arzneimittelfabrik Bolder rekonstruiert, die in Köln-Bayenthal liegen. Unmengen an Statisten in gewagten Netzstrumpfhosen und mit hochtoupierten Punkfrisuren tummeln sich hier zwischen Schilling und den weiteren Stars des Films, die in der Mode der 80er Jahre nicht weniger gewöhnungsbedürftig aussehen. Unter ihnen Wilson Gonzalez Ochsenknecht („Die wilden Kerle“), Emilia Schüle („Add a Friend“) und Frederick Lau („Sein letztes Rennen“). Lebensinhaltlich sei der Film schon so eine Art Fortsetzung zu Roehlers letztem Kinofilm „Quellen des Lebens“) wenngleich alle Rollen, auch Roehlers fiktionalisiertes jüngeres Selbst, hier nun anders besetzt worden sind.

Für den Regisseur ist „Tod den Hippies, es lebe der Punk“ eine schwarze Komödie, eine Satire, die sich über die „obstrusen 80er Jahre“ lustig macht. Damals sei die Lebenseinstellung der Jugendlichen eine gänzlich andere als heutzutage gewesen. „Man lebte, als gäbe es kein Morgen. Man haute einfach auf die Kacke, scherte sich nicht um Vorsorge oder irgendwelche Sicherheiten“, erläutert Oskar Roehler im Interview. Für ihn persönlich ständen die 80er viel eher als die 70er Jahre für „Sex and Drugs and Rock’n’roll“. Das habe damals sicherlich auch mit dem „Inselding“ zusammengehangen, jenem Sonderstatus West-Berlins inmitten eines sozialistisch regierten Umlandes. Die Freiheit und Anarchie, die seinen Punk-Film durchströmt, macht diesen nach Meinung seines Regisseurs ein Stückweit auch zu einem politischen Film. Dass er sein jugendliches Berlin-Abenteuer nun größtenteils in Köln nachgestellt hat, ist für Roehler zumindest filmpolitisch sehr nahe liegend. Durch die Film- und Medienstiftung NRW hätte er hier eine großzügige Förderung erhalten, die ihm in Berlin verwehrt geblieben ist. „Da man in den 80er Jahren ohnehin überwiegend innen gelebt hat, und diese Innenräume hier so wunderbar nachgebaut hat, fällt das im fertigen Film gar nicht weiter auf.“ Davon wird man sich dann im Kino überzeugen können, wo der Film voraussichtlich noch in diesem Jahr vom X-Verleih ausgewertet werden soll.

Frank Brenner

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