Im Mai hat die Stadt Köln in einer Studie die interkulturellen und internationalen Veranstaltungen der Kommune untersuchen lassen. Nicht weiter überraschend kam dabei heraus, dass die Herkunftsländer der in der Stadt lebenden Migranten, aber auch die asiatische und afrikanische Kultur unterrepräsentiert sind. Das Theater im Bauturm macht nun mit dem interkulturellen Austausch Ernst. Im Juni startet das Festival „Africologne“, das in enger Zusammenarbeit mit dem Partnerfestival „Récréâtrales“ in Burkina Faso eine Woche lang westafrikanisches Theater in Köln zeigen wird. Dessen Leiter Etienne Minoungou kam nun für einen Besuch in die Domstadt und stellte gemeinsam mit Gerhardt Haag vom Theater im Bauturm das Programm vor.
Die Idee sei seit Jahren gereift, sagt Gerhardt Haag. Doch erst als der Kontakt zu Etienne Minoungou und „Récréâtrales“ zustande kam, wurde es konkret. So begleitete die Dramaturgin Kerstin Ortmeier im vergangenen Jahr beratend eine Produktion im Rahmen des Festivals. „Récréâtrales“ ist ein produzierendes Festival, das Truppen aus ganz Afrika, so Etienne Minoungou, in die burkinische Hauptstadt Ouagadougou einlädt, um dort zu recherchieren, zu produzieren, künstlerischen Austausch zu pflegen und schließlich ihre Inszenierungen auf einer Plattform zu zeigen, bei der auch zahlreiche deutsche Festivalmacher eingeladen sind. Aus dem Programm des biennalen Festivals haben Gerhardt Haag und Kerstin Ortmeier sieben Inszenierungen aus Burkina Faso, Haiti, dem Senegal und Kongo ausgewählt. Zusammen mit szenischen Lesungen und Podiumsdiskussionen sollen sie einen Einblick die divergierenden ästhetischen Formen und die Themen des afrikanischen Theaters ermöglichen, sagt Gerhardt Haag. Er hofft darüber hinaus auf einen Künstleraustausch zwischen beiden Kontinenten.
Nach Etienne Minoungou, der sich auch als Regisseur, Schauspieler und Autor einen Namen gemacht hat, öffnet sich mit dem Austausch für das afrikanische Theater eine neue Tür neben dem französischsprachigen Markt. Außerdem sichern die Gastspiele vielen Theatergruppen das Überleben und sollen als Aushängeschild für mögliche Geldgeber von Koproduktionen dienen. Der afrikanische Festivalleiter kennt allerdings auch die Gefahren des internationalen Marktes, so wenn afrikanische Autoren allzu willig Themenstücke nach dem Geschmack der europäischen Geldgeber liefern. Außerdem bedauert er, dass kaum europäische Gastspiele in Afrika zu sehen seien.
Die Kooperation der beiden biennalen Festivals „Africologne“ und „Récréâtrales“ ist zwar auf Dauer angelegt, aber zunächst über die Bundeskulturstiftung, die Stadt Köln und die Deutsche Entwicklungsgesellschaft nur für zwei Jahre finanziert. So sollen 2011 die genannten Gastspiele nach Köln, für 2012 plant man eine Koproduktion, die im Rahmen der Récréâtrales ihre Uraufführung erleben und im Jahr darauf als Gastspiel nach Köln kommen soll.
„Africologne“ – Festival des afrikanischen Theaters I Theater im Bauturm, Rautenstrauch-Joest-Museum, Millowitsch Theater I 22.-28.6. I 0221 52 42 42
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