Moritz Eggert ist Komponist und Realist. Niemals schriebe er eine Oper ohne Auftrag, also für die Schublade. Er muss richtig liegen, denn im Moment experimentiert der Mittfünfziger mit den Musiktheater-Werken 16 und 17. Natürlich wünschen sich die Intendanten lieber Uraufführungen, da dann die Chance besteht, auch mal überregional Beachtung zu finden. Das ist vielleicht auch der Grund, warum so selten uraufgeführte Werke eine Wiederholungschance erhalten. Auch Bochums Schauspiel und Orchester haben jetzt zum 100. Geburtstag ein neues Werk bestellt. Sie sorgen selbst für die Wiederaufnahme: Ihr Stück läuft gleich fünfmal en suite.
Als Sohn einer Theaterfotografin hat Eggert bereits als Kind Bühnenluft geschnuppert. Besonders gut kann er sich an die „Dreigroschenoper“ erinnern, die hat ihn sehr beeindruckt. Und den natürlichen Umgang mit Sprache, wie ihn Kurt Weil oder Hanns Eisler bevorzugten, die unmittelbare Verständlichkeit der Musik, das fasziniert den Komponisten und Musiker auch heute. So verwundert es nicht, dass Eggert den Stoff in „Ein Fest für Mackie – Eine Kneipen-Kantate für Bettler, Bergleute und Betrunkene“ gerne bearbeitet. Den Text lieferte Autor Martin Becker, Regie führt Johan Simons, das Orchester leitet Steven Sloane: Auch in der Besetzung eine lebendige Koproduktion zwischen Schauspiel und Bochumer Symphonikern.
Eggert greift auch auf Sujets zurück, die am Geschmack honoriger Operngänger vorbei ziehen. So schrieb er eine Fußball-Oper mit Fangesängen. Seine Hass-Tiraden auf den Kompositionsstil des Hollywood-Titanen Hans Zimmer sind legendär, er bekannte in seinem „Bad Blog of Musick“: „Ich hasse Hans Zimmer! Billiger und abgefuckter, zynischer und talentloser geht es kaum noch.“ Andererseits druckt er auf seiner Website auch mal Stimmen des Volkes, die seine Musik genießen durften. „Dass der Prégardien seine schöne Stimme für so etwas hergibt“, nörgelte eine Dame nach der Aufführung eines Mörike-Liedes von und mit Eggert und bemitleidete den gestandenen Tenor. Aber der konsequente Einsatz für neue Zugänge und zeitgenössischen Klartext bewähren sich im harten Geschäft der Neutöner. Eggert beschleunigt parallel für ein Großwerk im Beethovenfieber für das kommende Jahr: von 100 in Bochum dann auf 250 in Bonn.
Ein Fest für Mackie | 10. - 12.10. je 20 Uhr, So 13.10. 11 & 18 Uhr | Anneliese Brost Musikforum Bochum | 0234 33 33 55 55
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