In einer Welt, in der die großen politischen Herausforderungen und Konflikte die Schlagzeilen dominieren, ist die Gefahr groß, dass die kleineren Dinge des Lebens aus dem öffentlichen Fokus geraten. In der Ukraine kann man das besonders gut beobachten: Während in den Medien viel über die geopolitische Bedeutung und die strategischen Hintergründe des Bürgerkriegs in der Ostukraine gesprochen wird, erfährt man wenig über die Menschen, die im flächenmäßig größten, komplett in Europa gelegenen Land leben.
Dabei sind es gerade Alltagsfragen, die darüber entscheiden, ob radikale Positionen überhaupt einen Nährboden finden. Für Kinder gilt das ganz besonders: Wer auf eine glückliche Kindheit zurückblickt, in der Jugend in seinen Talenten und Vorstellungen gestärkt wird und später eine klare Perspektive der Selbstverwirklichung hat, wird als Erwachsener wahrscheinlich seltener auf die Idee kommen, sich einer radikalen (oder sogar kriegerischen) Gruppe anzuschließen.
Genau hier setzt das ukrainische Projekt „Social Partnership“ an. „Die Ukraine ist ein schönes Land, doch seit seiner Unabhängigkeit vor 25 Jahren hat sich die soziale Situation eher verschlechtert als verbessert“, erklären die Macher auf ihrer Webseite. Dieses strukturelle Problem könne sich nur ändern, wenn unter ganz normalen Bürgern das Bewusstsein für die soziale Ungerechtigkeit des Landes verstärkt werde. Und jeder gemäß seinen Möglichkeiten Solidarität zeige.
So hat „Social Partnership“ eine Crowdfunding-Plattform geschaffen, auf der jeder Besucher individuell ein Projekt auswählen kann, das ihm besonders unterstützenswert erscheint. Auch der Umfang der finanziellen Unterstützung ist jedem selbst überlassen. Projekte für Kinder haben dabei einen besonderen Stellenwert: Schließlich können die Kinder am allerwenigsten für ihre soziale Situation.
Der Fokus liegt dabei auf Kleinigkeiten: „Colours of Hope“ beispielsweise hat sich zum Ziel gesetzt, graue Schulen mit kraftvollen, optimistischen Farben zu bemalen. Ein anderes Projekt kümmert sich um eine ordnungsgemäße Ausstattung von Essensräumen; eine weitere Initiative trägt dafür Sorge, Kinder im Winter mit genügend Vitaminen auszustatten.
Daneben übernimmt „Social Partnership“ aber auch größere Aufgaben wie die Betreuung der zahlreichen Waisen des Landes oder trägt Pflegekosten für Kinder, die an seltenen Krankheiten leiden. An Weihnachten dürfen die sozial benachteiligten Kinder sogar einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann schreiben, der dann auf der Webseite des Projekts veröffentlicht wird. Es sind bescheidene Wünsche: Ein Schlitten, ein Kinderbesteck, eine Schildkröte, ein Spielzeugauto.
„Social Partnernship“ weiß, dass diese erfüllten Wünsche kaum die sozialen Spannungen im Land beheben können. Doch sie hoffen, dass jedes erfolgreiche Projekt ein kleines Stück dazu beiträgt, den Kindern der Ukraine wieder mehr Optimismus zu schenken.
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