Die Wochen des Lockdowns waren für die Tanzszene eine Zeit der inneren Einkehr. Wenn ich niemanden treffen darf, führe ich halt „einen Dialog mit mir selbst“, sagt die Choreographin Ilona Pászthy. Sie organisiert das SoloDuo Festival nrw + friends, das nun schon zum 15. Mal in der Tanzhalle von Barnes Crossing im Kölner Süden vom 19. bis 21. Mai stattfinden wird. Sie erinnert daran, dass der Blick auf die eigene Biographie auch durch Fördergelder unterstützt wurde, die solche Recherchen erst ermöglichten. Die in Essen ausgebildete Hea Min Jung beschreibt in ihrem Solo etwa wie sie mit einer schweren Verletzung umgegangen ist und daraufhin eine neue kreative Körpersprache entwickelte. Carla Wyrsch thematisiert in ihrem Solo jenen Zustand der Unentschlossenheit, der einen in einsamen Stunden überfallen kann. Mitunter sind es aber auch die ethnischen Wurzeln, von denen die Inspiration ausgeht. Die Norwegerin Amisha Kumra verbindet in ihrer Choreographie indischen Tempeltanz mit Modern Dance. Die Französin Estelle Ebenga Hénot hingegen tanzt Hiphop mit afrikanischen Versatzstücken und singt während des Tanzes.
Musik spielt in etlichen der insgesamt 17 Produktionen eine tragende Rolle. So unterhält Anna Collisani einen Dialog mit einem Trompeter. Aus Hamburg kommen Kattalin Mitxelena Newiger und Franca Berandt, deren Produktion „Hasienan“ eigentlich als Trio mit einer Musikerin konzipiert ist. Ihr Part wird nun über einen Screen eingespielt. Laura Louise van Moers hat sich für das Thema Macht und Unterdrückung vom Festival eine eigene Musik komponieren lassen. Ein stets faszinierendes Thema der Duos sind die Geschlechterbeziehungen. Aus Italien kommen Simona Senerano und Francesco Biasi mit der Choreographie „Shut Up“ von Vito Afarrano, die den alltäglichen Kleinkrieg eines Paars zeigt. Ilona Pászthy schätzt die Vielfalt der ästhetischen und dramaturgischen Ansätze, die das Festival mit seinen internationalen Gästen der hiesigen Szene beschert. Tatsächlich arbeiten die Italiener viel mit Sprache und Geschwindigkeit. Spanische Choreographinnen bauen ihre Arbeiten hingegen ganz anders auf. Mit den Gästen aus Europa kommt viel frischer Wind in die Genderdiskurse, und der Tanz ist immer schon geschaffen für diese Dialoge der Körper.
15. SoloDuo Festival nrw + friends Internationales Tanzfestival | 19. – 21.5. | Kunstzentrum Wachsfabrik, Köln | 02236 96 35 88
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