Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.581 Beiträge zu
3.810 Filmen im Forum

Regisseurin Françoise Ellong (r.) mit Moderatorin Selly Wane (l.) und Veranstalter Sabastian Goecke (Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz)
Foto: David Fleschen

Starke Frauen aus Afrika

29. September 2016

Erste Afrika Filmtage mit beeindruckendem Premierenprogramm – Foyer 10/16

Es waren die ersten Afrika-Filmtage in Wuppertal und das Premierenprogramm konnte sich gleich sehen lassen: Neun Filme aus neun Ländern gab es zu bestaunen. Drei Regisseurinnen waren zu Gast im Wuppertaler Rex-Kino. Man beachte die weibliche Endung, denn unter dem Motto „Sisters in African Cinema“ standen Filme von und über Frauen afrikanischer Herkunft im Mittelpunkt: Die Regisseurin Beti Ellerson präsentierte ihre Doku „Sisters of the Screen“, in der verschiedene afrikanische Filemacherinnen vorgestellt werden. Die algerisch-stämmige Dokumentarfilmerin Fatima Sissani warf mit „Les Gracieuses“ einen Blick auf die Lebensgeschichten sechs afrikanischstämmiger Frauen in der Diaspora eines Pariser Vororts.

Einen ganz besonderen Spielfilm stellte schließlich die junge französische Regisseurin Françoise Ellong am 24.9. vor: „W.A.K.A.“ Ein durchaus erklärungsbedürftiger Titel, der bereits viel über das Anliegen der Filmemacherin aussagt. Waka bedeutet auf Suaheli nämlich „leuchten“. In Kamerun, der Heimat von Ellong, ist es aber auch ein Schimpfwort für Prostituierte. „Ich wollte daraus eine dritte Bedeutung kreieren“, sagt Ellong bei der Filmbesprechung. Und so schuf sie den etwas umständlichen Titel: Woman Acting for her Kid Adam.

„Dahinter steckt die Frage, was eine gute Mutter ist und wie weit eine Frau gehen kann, um eine gute Mutter zu sein“, erklärt die Regisseurin. In Kamerun, einer Gesellschaft, in der gesellschaftliche Konventionen oft stark sind und das soziale Netz schwach, präsentiert der Film diese Frage als existentiellen Lebenskampf: Mathilde verliert aufgrund ihrer uneheliche Schwangerschaft nicht nur ihren Job als Kellnerin sondern wird auch von ihrer eigenen Mutter verstoßen. Nur als Prostituierte schafft sie es schließlich, für den Lebensunterhalt ihres Sohnes zu sorgen. Ein Arrangement, das auf Dauer nicht gut gehen kann. „Es soll aber kein Film über Prostitution sein“, sagt Ellong und entkräftet damit einzelne Vorwürfe aus dem Publikum, die finden, der Film sei überzeichnet: Auch in Kamerun gebe es schließlich andere Auswege für Alleinerziehende als den Gang auf den Strich. In Wirklichkeit zeigt der Film dann tatsächlich ein atmosphärisch dichtes und spannendes Portrait einer starken Frau, der in der Mission Mutter zu sein, ein riesiger Mut erwächst.

Eine Geschichte des Muts ist aber auch das ganze Filmprojekt. 10.000 Euro trieb Ellong per Crowdfunding auf – eine winzige Summe für einen Spielfilm. Das Filmteam rekrutierte die Regisseurin komplett in Kamerun. Bis auf drei Schauspiel-Profis spielen ausschließlich Laien. Am Ende wurde daraus auch ein Erfolg, weil die Bewohner entlang der Filmsets das Projekt begeistert unterstützten. Hunderte machten als Komparsen mit.

Kleinere dramaturgische Ungenauigkeiten verzeiht man dem Film also gerne. Vielmehr zeigt „W.A.K.A.“, dass sich exzellente Geschichten in Afrika ganz ohne Hilfe von außen und auch ohne „westlichen Zeigefinger“ erzählen lassen. „In Hollywood würde man einen Film schließlich auch nicht danach bewerten, ob er die soziale Realität möglichst genau wiedergibt“, sagt eine begeisterte Besucherin. Françoise Ellong stimmt ihr zu. Für sie hat der Film außerdem gezeigt, dass sich ihre ursprünglichen Bedenken, einen Film in Kamerun zu drehen, am Ende nicht bewahrheiten sollten.

David Fleschen

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24

Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24

Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24

Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24

Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24

Alle Farben der Welt
37. Teddy-Award-Verleihung bei der 73. Berlinale – Foyer 02/23

Endlich wieder gemeinsam feiern
Sommer-Branchentreff 2022 in der Wolkenburg – Foyer 06/22

Die inneren Mauern fallen lassen
Schwules Filmdrama über Ängste und Identitätsfindung in der Queer Film Nacht

Kurz und knackig
Kurz.Film.Tour. in der Lichtburg Oberhausen – Foyer 09/19

Friede, Freude, Freihandel?
Boniface Mabanza über asymmetrische Handelsverträge zwischen Europa und Afrika – Spezial 04/18

Spuren der Freiheit
Fotografien afrikanischer Kinos in der Ausstellung „Angola Cinemas“ – Kunst 03/18

Treffen der Kinofamilie
Sönke Wortmann, Frank Goosen Lucas Gregorowicz und Anna Bederke präsentierten „Sommerfest“ im Rex – Foyer 06/17

Foyer.

Hier erscheint die Aufforderung!