Während die anderen zum Glühwein greifen, haben sich die Fans der Tanzszene im Dezember gerne vom Angebot des Festivals tanz.tausch begeistern lassen. So war es jedenfalls in den letzten Jahren, aber nun muss die Kultur doch den Weihnachtsmärkten das Feld überlassen. Das tänzerische Alternativprogramm zum Weihnachtsrummel entfällt. Die 8. Ausgabe des Festivals rutscht in den Januar (18.-26.1.). Ein Grund dafür findet sich allerdings auch in der immer späteren Versendung der Förderbescheide des Landes NRW. Der Tanz hängt auf Gedeih und Verderb am Tropf der öffentlichen Hand und die wirft die Festivals und die einzelnen Tanztruppen in einen gemeinsamen Fördertopf. So dass eine scharfe Konkurrenz zwischen denen entsteht, die Events veranstalten und jenen, die künstlerisch produzieren.
tanz.tausch muss den Gürtel enger schnallen, aber an Aktualität soll das Festival, auf dem Gruppen aus ganz Deutschland zu sehen sind, keine Einbußen erleben. Mit Mira 8 eröffnen die letztjährigen Gewinner des Kölner Tanzpreises den Veranstaltungsreigen mit einem Zitat von Friedrich Nietzsche: „Glaube ist etwas für Menschen, die von Natur aus keine Moral haben… ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde.“ Entsprechend wird die Produktion in der Kirche Sankt Gertrud zu sehen sein. Die Choreographin Julia Riera und der Komponist Philip Mancarella fragen danach, wie sich Werte verändern oder ersetzt werden. Fünf Miniaturen wird die Gruppe Mira 8 zudem mit Wehr51 für die Festivaltage entwickeln, die unter dem Titel „Female Utilities#1“ die Frage nach gesellschaftlichen Machtpositionen und den Möglichkeiten stellen, sie zu vertauschen.
Vermag der Tanz solch komplexe Themen darzustellen? Die Choreographin Susanna Curtis aus Nürnberg möchte in ihrer Produktion „Do you contemporary dance?“ in Erfahrung bringen, was eigentlich zeitgenössischer Tanz ist.
Hartmannmueller aus Düsseldorf tanzen wie immer aus der Reihe und versuchen sich an der Herausforderung, einen Körper zu konservieren. Hinter ihrer beredten Produktion „my saturday went pretty well until I realized that it was monday“ verbirgt sich eine groteske Reflexion über Hamlet und das große Sterben in seinem Umfeld. In Leipzig befasst man sich derweil mit dem Thema Heimat. Joy Alpuerto Ritter & Lukas Steltner mischen zeitgenössischen Tanz mit Breakdance und philippinischem Volkstanz, um der Geschichte ihrer philippinischen und deutschen Großeltern auf die Spur zu kommen.
Noch grundlegender geht Maren Wittig aus Bochum in ihrem Solo „life after birth“ mit dem Leben auseinander, indem sie ungeborene Zwillinge über irisches Leben nachdenken lässt. Vor jeder Aufführung in der Alten Feuerwache oder der Tanzfaktur gibt es Einführungen in das Stück und es folgen Nachgespräche. Das sind die Momente, die man nicht verpassen darf, weil in ihnen die Festivalatmosphäre geschmiedet wird. Zumal es bei tanz.tausch traditionell einen engen Kontakt zwischen Künstlern und Publikum gibt.
tanz.tausch – Tanz und Performance Festival | 18. - 26.1. | Köln | www.tanztausch.de
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