Durch alle Türen der langen Gänge im Gebäude der Musikhochschule Köln dringt Musik. Klavierakkorde schwingen, junge schlanke Tenorstimmen steigen in die Höhe, Flöten verfolgen virtuose Notenlinien, alles mischt sich im Aufblühen und Vergehen. Hinter einer Türe im dritten Stock klingt ein sonorer, breiter Streicherklang von einem Instrument, das kein noch so geschickter Konstrukteur bisher erbauen konnte: Ein Streichquartett arbeitet in diesem Raum. Vier Spieler sitzen auf einem Atem, suchen den perfekten Zusammenklang in einer gemeinsamen musikalischen Idee.
Gerade hatte Matthias Lingenfelder, Primarius des berühmten Auryn-Quartetts, bei meinem Besuch mit dem jungen Kölner Schumann Quartett an einem Haydn-Quartett gebastelt. Die Schumanns galten bereits während der Studienzeit als das renommierteste Quartett an der Hochschule. Lingenfelder: „Dieses Ensemble ist ja praktisch fertig. Das ist ein superbegabtes Quartett, top ausgebildete Musiker, da spricht niemand mehr von Fingersätzen und Bogenstrichen. Die Musiker in diesem Quartett hören aufeinander, die wissen, wie Einsätze zu geben sind und so weiter.“
Mit Robert Schumann hat der Name des „Schumann Quartetts“ nur am Rande zu tun. In diesem jungen Quartett steckt tatsächlich Schumann drin: Drei der vier Musikerinnen und Musiker sind nämlich Brüder. Bei so trautem Anblick drängt sich der leider heute historische Begriff „Hausmusik“ auf – ein Märchen aus uralten Tagen.
Für Eric, Ken und Mark Schumann, Söhne eines Geigers und einer Pianistin, bestimmte die Musik ihre Jugend. Mark, der Violoncello studierte, hat auch mit der Geige begonnen. Als jüngster wurde er dann zum Cello-Dienst verpflichtet – eine Geige studierende Schwester existiert auch noch in der Familie. Doch wurde die Bratschenposition im 2007 gegründeten Quartett zunächst von der Mitstudentin Ayako Goto besetzt, 2012 durch die estnische Bratschistin Liisa Randalu.
In dieser neuen Besetzung holten sich die jungen Teamplayer 2013 einen 1. Preis beim Concours de Bordeaux, ein Jahr später erhielten sie den Musikpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung. In der aktuellen Saison sind die vier Residenzquartett auf Schloss Esterhazy, Haydns Musiklabor. Es folgen mehrere Konzerte als dreijähriges Residenzquartett der Kammermusikgesellschaft am Lincoln Center in New York. Die Zeichen stehen also sensationell für das Schumann Quartett.
Da fehlte nur noch der Gewinn des „BBC Music Awards 2016“ als Newcomer des Jahres, resultierend aus der ersten gemeinsamen CD in neuer Besetzung mit Werken von Mozart, Charles Ives und Verdi, eine wirklich wilde Mischung. Aber genau das und die frische Interpretation der Streichquartette gefiel der Jury, die das Quartett nun adelte. Anfang Mai sind sie im Köln-Bonner Raum zu hören, bevor sie für Konzerte nach Israel reisen.
Schumann Quartett www.schumannquartett.de
So 1.5. 19.30 Uhr | Gymnasium Odenthal (Bach/Mozart/Ullmann/Mendelssohn)
Mo 2.5. 19.30 Uhr | La Redoute, Bad Godesberg (Ullmann/Mendelssohn; Lesung mit Konzertagentin Sonia Simmenauer)
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