Das lange erwartete Geiseldrama „Captive“ vom philippinischen Regietalent Brillante Mendoza und der IRA-Thriller „Shadow Dancer“ von James Marsh gehen in das Rennen um den Goldenen Bären.
Auf einer wahren Geschichte basiert die fesselnde Tour-de-Force durch den Dschungel, in dem die französische Starschauspielerin Isabelle Huppert eine Missionarin spielt, die zusammen mit einigen anderen Touristen von muslimischen Terroristen auf den Philippinen entführt wird. Sieben Monate lang hielten die Abu-Sayyaf die Gekidnappten unter extremen Umständen gefangen. Ebenso schildert Huppert die Dreharbeiten zu „Captive“: „Es war kein Zuckerschlecken. Wir haben viele gefährliche Situationen erlebt. Nichts war planbar. Manchmal hatte ich richtig Angst. Aber es war eine Wahnsinnserfahrung, die ich dort gemacht habe.“ Der Film macht vor allem klar, dass es dem philippinischen Militär nicht darum ging, die Geiseln zu befreien, sondern schlicht die Rebellenarmee auszulöschen – egal zu welchem Preis. Monatelang hetzte Mendoza auch die Schauspieler durch den unwegsamen und gefährlichen Dschungel, oft sogar ohne ihnen einen Drehplan mitzuteilen. So schildert Huppert, dass das ihrer schauspielerischen Strategie sogar recht entgegen kam: „Ich denke mich nicht in Rollen hinein, sondern versuche mich von einem Gefühlszustand zum nächsten zu arbeiten“.
Ähnlich unvorbereitet gab sich auch Hollywoodstar Clive Owen, der zugab, aus Zeitgründen kaum Recherchen für seine Rolle als MI5-Agent in dem IRA-Drama „Shadow Dancer“ betrieben zu haben. Seine Performance wirkte allerdings wenig emotional überzeugend, ebenso wie der Gesamteindruck des Filmes. Gelungen dagegen war die schauspielerische Leistung seiner jungen Kollegin Andrea Riseborough, die letztes Jahr auf der Berlinale als „Shooting Star“ ausgezeichnet wurde. Sich in ihre Rolle hineinzudenken, war auch für sie nicht einfach: „ Wir wissen nicht, wer genau diese Frau eigentlich ist. Das liegt auch daran, dass sie selbst nicht weiß, wer sie ist und auf welcher Seite des Konfliktes sie steht." Zumindest der Versuch den bewaffneten Widerstand der IRA aus der weiblichen Perspektive zu zeigen, ist einer der interessanten Aspekte von „Shadow Dancer“. Auch hier ging es Regisseur James Marsh wieder darum, große politische Konflikte von einer lokalen, zwischenmenschlichen Ebene zu beleuchten.
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