Brücken, Straßen, KVB, städtische Bauprojekte – die Heinzelmännchen zu Köln müssen damals endgültig vertrieben worden sein. Was mit Eva begann, setzte sich in Figur einer neugierigen Kölnerin fort, die am Abend heimtückisch Erbsen auf die Treppe rollen ließ, um die fleißigen Nachtarbeiter abstürzen zu lassen. Aber wie bei Udo Lindenberg und anderen gealterten Pop- und Schlager-Ikonen darf man die Hoffnung nie aufgeben: In einer Heinzelmännchen-Supershow werden die unauffälligen Helfer zu Superstars und feiern sich und ihre Geschichte in einer knalligen Revue – die Kölner Kinderoper macht es möglich.
Zum 20-jährigen Bestehen dieser damals in Westeuropa einzigartigen Unternehmung hat sich die Oper eine Uraufführung der besonderen Art bestellt. Der in Köln lebende Jazzmusiker Ingfried Hoffmann, Spezialist für Kinder-kompatible Fernsehmusiken für die Maus oder Robbi, Tobbi usw., hat sich mit seinen jugendlichen 82 Jahren nicht nur auf kunstvolle wie eingängige Jazzklänge gestürzt, sondern ist auch gleichzeitig als Librettist in den gewünschten kölschen Plot getaucht: Die Rückkehr der Heinzelmännchen zu Köln.
Dazu hat Hoffmann ein gänzlich unbekanntes Genre erschaffen, er nennt es „Fröhliche Jazzoper“, und dieser Terminus trifft wesentliche Charakterzüge dieses Werks. Es ist nämlich unbelastet heiter, setzt auf spielfreudige Darsteller und versprüht unentwegt gute Laune mit schmissig jazziger Musik. Die Handlung folgt der Rezeptur eines Musical-Märchens und kann empfohlenerweise bereits ab sechs Jahren konsumiert werden.
Die Heinzelmännchen, soviel sei verraten, waren nie weg, sie lebten als Schläfer im Untergrund, wahrscheinlich in der Kanalisation. Sie halten einen Draht zu einem Verschwörungstheoretiker namens Peter, der als Straßenmusik-Rapper sein Geld mit der „wahren“ Geschichte der Heinzelmännchen verdient, wenn er nicht von Geschäftsleuten vertrieben wird. Peter glaubt an die Heinzel. Deshalb helfen die bunten Zwerge unter Stabsleitung von Oberheinzel Heinz dem Peter bei der Eroberung von Eva nein Eve aus Kansas, die als Studentin in einem Wohnschrank lebt.
Das ist einer wilder wie lehrreicher Stoff mit Anspielungen auf soziale Missstände und menschliche Härten, wo Kunst auf Konsum trifft. Mit dem lauten Singen eines Passwortes wird auch die Gegenwart angespielt, und die Kinder machen gerne mit.
Ganz toll spielt die Jazzband, instrumental immer jazzig wie eine Mediaband mit Solisten, zum Gesang klangmalerisch, aber konstant mit Köpfchen. Die Heinzel singen reizvollstes A cappella mit Jazzharmonik im gemischten Sextett, das Liebespaar glänzt in Soli und Duetten. Dazu ist das Stück prachtvoll ausgestattet in Bühne und Kostümen, es ist ein Festtagsbraten, der hoffentlich noch lange nicht kalt wird. Das ist ein Muss nicht nur für Kölner Kinder.
„Die Heinzelmännchen zu Köln“ | R: Brigitta Gillessen | 9., 11., 12., 13.1. je 11.30 Uhr, 25.12., 7.1., 14.1. 15 Uhr, 27.12., 3., 5.1. 18 Uhr | Oper Köln: Staatenhaus | 0221 22 12 84 00
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