Amor ist ein gefährlicher Gott. Er verschießt seine Pfeile, wie er will. Wer getroffen wird, hat keine Chance, dem mächtigen Einfluss zu entkommen. Keine Tugend, kein Schicksal rettet vor der Liebe. Claudio Monteverdi hat eine abgründige Geschichte aus dem alten Rom in eine opulente Oper verwandelt, in der Amor über die allegorischen Figuren von „Virtú“ (Tugend) und „Fortuna“ (Glück) triumphiert.
Köln zeigt Monteverdis letzte und prachtvollste Oper nun in der Regie von Ted Huffmans aus dem Jahr 2022, die beim Festival in Aix-en-Provence gefeiert wurde. Sie nimmt das Werk beim Wort und bezieht seine Unmoral und Dekadenz auf unsere Zeit. Der venezianische Librettist und Literat Giovanni Francesco Busenello hat die Hauptpersonen nicht ohne ironische Absicht vielschichtig charakterisiert. Kaiser Nero ist – wie vom römischen Geschichtsschreiber Tacitus beschrieben – ein skrupelloser und unbeherrschter Charakter, gelenkt von Machtinstinkt und erotischer Gier auf die reizvolle Poppea. Er verfällt dabei aber auch in geradezu poetische Verzückung und singt am Ende der Oper mit Poppea eines der schönsten Liebesduette der Operngeschichte.
Poppea hat vor allem den Aufstieg zum Gipfel der Macht und in die höchsten Kreise der Gesellschaft im Auge. Dafür setzt sie ihre erotischen Reize ungeniert ein. Die Opfer sind Ottone, der verlassene Geliebte Poppeas, Ottavia, die verstoßene Gattin des Kaisers, und Drusilla, die frühere Mätresse Ottones. Alle drei werden von Rachegedanken erfüllt. Als einziger stirbt bezeichnenderweise ein Mann des Geistes: Der Philosoph Seneca öffnet sich auf Befehl Neros die Pulsadern und nimmt den Tod seiner stoischen Gesinnung entsprechend glücklich hin.
In der Ausstattung von Johannes Schütz (Bühne) und Astrid Klein (Kostüme) singen elf Solisten in 20 Rollen, darunter Elsa Benoit (Poppea), Jake Arditti (Nerone) und Christoph Seidl (Seneca). Die musikalische Leitung obliegt George Petrou, seit 2021 Künstlerischer Leiter der Göttinger Händelfestspiele, der sich sein Renommee unter anderem mit zahlreichen Aufnahmen von Opern Händels und mit Ausgrabungen von Johann Simon Mayr erworben hat.
Die Krönung der Poppea / L‘Incoronazione di Poppea | 5. (P), 9., 12., 15., 18., 20., 22., 24., 29., 30.5. | Oper Köln | 0221 221 28 400
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