Praktisch als „Vorspeise“ zum 24. Kölner Sommerfestival läuft im Musical Dome (bis 10.7.) eine Neuinszenierung der legendären „Rocky Horror Show“, deren Verfilmung (1974) einst als erster interaktiver Kino-Film Kultstatus erreichte. Für die aus London kommende Tournee-Produktion bewarben sich 3000 Tänzer, Sänger und Schauspieler aus ganz Europa und den USA. 700 wurden dann von Regisseur Sam Buntrock und dem Choreographen Matthew Mohr zum „Vorsprechen“ eingeladen, von denen sich dann knapp 60 für die finalen Auditions um die 14 zu vergebenen Rollen qualifizierten.
Die glücklichen Gewinner werden uns nun in die gute alte Zeit der „Double Feature“-Filme der 50er Jahre und der prüden, amerikanischen Moral zurückversetzen. So beginnt Buntrocks sich dicht ans Original lehnende Inszenierung auch mit Trailern so trashiger Horrorfilme wie „Tarantula“ und „Daughter of Dr. Jekyll“. Und wenn dann das gutbürgerliche Liebespaar Brad und Janet nach einer Reifenpanne im Schloss des Transvestiten Frank´n Furter landet, wird die Symbiose zwischen Show und Publikum nicht mehr aufzuhalten sein. Da wird der deutsch kommentierende Erzähler Sky DuMont der englisch-sprachigen Produktion vermutlich nur noch Öl ins Feuer gießen. In der Philharmonie geht es dann vom 15. Juli an etwas gesitteter, aber genauso so hochkarätig zu.
Das traditionelle, von BB Promotion in Zusammenarbeit mit Köln Musik veranstaltete „Kölner Sommerfestival“ eröffnet mit der Deutschland-Premiere einer außergewöhnlichen Interpretation von Mozarts „Die Zauberflöte“ (bis 20.7.). Regisseur Mark Dornford-May − der für seine in die Xhosa-Sprache übertragene „Carmen“-Adaption 2005 den Goldenen Bären auf der Berlinale gewann − entführt uns mit dem 35köpfigen südafrikanischen Isango-Ensemble in eine kongeniale Interpretation von Mozarts komödiantischem Schauspiel vom Kampf der Mächte des Lichts und der Finsternis, von himmlischer und irdischer Liebe.
Dabei fasziniert die Inszenierung vor allem durch die Qualität der Sänger sowie die stimmungsvollen Musik-Arrangements für Marimbas, Trommeln sowie weitere traditionelle afrikanische Schlagwerk- und Rhythmusinstrumente. Ein optischer und musikalischer Genuss von seltener Ausgewogenheit und Schönheit.
Genauso „außerirdisch“ kommen vom 21.-31.7. die intergalaktischen – bei Youtube zwischengelandeten – Superstars „VocaPeople“ daher. Acht A Capella SängerInnen, die es verstehen, alle Ressourcen ihrer Stimmen auszuschöpfen und sie wie Instrumente einzusetzen. Ein innovatives Gesamtkunstwerk zwischen Klassik und Pop, zwischen Comedy und Konzert ist das phänomenale Ergebnis.
Die Schönheit des Tanzes in seiner reinsten Form – das verkörpert das weltberühmte „Alvin Ailey - American Dance Theater“ (2.-14.8.), das mit seinen mitreißenden Choreographien selbst Klassik-Puristen von den Stühlen haut. Diese hohe Kunst der Unterhaltung durch die Welt zu tragen war auch immer ein persönliches Anliegen des kürzlich bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommenen Produzenten Michael Brenner. So wird das „Sommerfestival“ auch zu einer letzten Verbeugung vor einem Impressario, der nicht auf schnelles Geld, sondern auf Visionen setzte: „Theres no business like showbusiness!“
„Rocky Horror Show“ von Richard O’Brien I Musical Dome Köln I Fr 1.7., Sa 2.7., Di 5.7., Mi 6.7., Do 7.7., Fr 8.7., Sa 9.7. je 20 Uhr, Sa 2.7., So 3.7., Sa 9.7., So 10.7. je 15 Uhr, So 3.7., So 10.7. je 19 Uhr I 01805 20 01
24. Kölner Sommerfestival I Philharmonie Köln I 15.7.-14.8. I www.koelnersommerfestival.de
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