Adaption
USA 2002, Laufzeit: 114 Min., FSK 12
Regie: Spike Jonze
Darsteller: Nicolas Cage, Meryl Streep, Chris Cooper, Tilda Swinton, Clara Seymour, Brian Cox, Judy Greer, Maggie Gyllenhaal, Ron Livingston, Jay Tavare, Stephen Tobolowsky,Peter Jason,Curtis Hanson, Rheagan Wallace, Jane Adams, Agnes Baddoo, Jim Beaver, Brigitte Bogle,Caron Colvett, Lynn Court, John Cusack, Roger Fanter, Gary Farmer, Paul Fortun
Kann es denn wirklich sein, dass der Werbe- und Videoclip-Regisseur Spike Jonze, der die Filmwelt schon mit seinem Erstlingsfilm "Being John Malkovich" überraschte, E.T.A Hofmann, Novalis oder Friedrich Schlegel gelesen hat? In seinem neuen Geniestreich "Adaption" jedenfalls trifft ausgebufftes Hollywood Mainstream-Kino auf eine so unglaubliche Motiv-Vielfalt aus dem Fundus der Romantik, dass es eine Freude ist. Das faszinierend Ambivalente der Geschichte in der Geschichte in der Geschichte, das Doppelgänger-Motiv, das Ineinanderspielen von Erkenntnis und Einbildungskraft, Realität und Phantasie, ja das Moment der unendlichen Reflexion, wie sie sich bereits im Filmtitel ausdrückt: das alles klingt an in dieser ironischen, vieldeutigen Geschichte von den fiktiven Zwillingen Charlie und Donald Kaufman, die Autoren in Hollywood sind und sich hoffnungslos im Labyrinth ihrer Story verlieren."Adaption": das ist zunächst einmal die Drehbuchadaption einer literarischen Vorlage. Es gibt einen echten Charlie Kaufman, Autor in Hollywood, oscarnominiert für sein Skript für "Being John Malkovich". Der bekommt den Auftrag, den Bestseller "Der Orchideendieb" der "New Yorker"-Journalistin Susan Orlean für einen Spielfilm zu adaptieren. Das Buch geht über eine Pflanze, die mit immerhin rund 30.000 Arten als eine Wunderform der Anpassung an verschiedene Lebensbedingungen gilt. Adaption als Grundbegriff der Evolutionstheorie also. Charles Darwin lässt grüßen - auch in einer Mini-Rückblende im Film. Hierher gehört ebenso das Phänomen der gleichartigen Entwicklung von eineiigen Zwillingen. Oder eben auch nicht. Denn verschiedener als Charlie und Donald könnte man gar nicht sein. Charlie ist im Film ein Genie, oscarprämierter Autor von "Being John Malkovich", und leidet gerade an einer Schreibblockade bei der Verfilmung eines Bestseller-Romans von Susan Orlean. Inzwischen ist er vollkommen lebens- und liebesunfähig, Donald dagegen ein richtiger Feger, der zum Spaß Drehbuchkurse besucht - und prompt einen Hit mit einer Serienkiller-Story landet. Der größte Erfolg der "Adaption"-Produzenten Edward Saxon und Jonathan Demme war übrigens "Das Schweigen der Lämmer".Susan Orlean sieht aus wie Meryl Streep, die über einen Mann schreibt, der leidenschaftlicher Orchideen-Sammler ist. Der ist dem Geheimnis dieser Blume bereits verfallen, während Charlie es noch sucht, will er doch einen Film außerhalb der üblichen Hollywood-Klischees machen, über die Geheimnisse des Lebens, über Liebe, Sehnsucht und Leidenschaft. Er will das Wesen der Dinge ergründen die "blaue Blume" der Romantik vielleicht.Was ihm inzwischen jedoch völlig fehlt, ist Gefühl und Leidenschaft für irgendetwas. Und der Sinn für die Wirklichkeit allemal. Der kühlen Intellektuellen Susan Orlean geht es genauso - was wunderbar zum Rollenklischee der Meryl Streep passt. Es sei denn, der äußere Anschein trügt. Gut dass Donald, der eine hirnrissig irreale Filmstory erfindet, sich seinen Realititätssinn bewahrt hat und noch merken kann, wann jemand lügt. Da fängt dann die richtige Story an, die, wie es sich für einen Film gehört, Abenteuer, Leidenschaft, Liebe, Tod und Teufel bringt. Und eine völlig unbekannte Meryl Streep.Als Charlie Kaufman nach sechsmonatigem Frust mit dem Drehbuchschreiben endlich sein Skript bei den Produzenten ablieferte, gab er zwei Autoren an: Charlie und Donald Kaufman. Beide wurden für den Golden Globe und den Oscar nominiert - der erste Fall, dass sich eine fiktive Figur an dieser Ausscheidung beteiligte. Das heißt: so fiktiv ja auch wieder nicht. Beide sind ja in "Adaption" auf der Leinwand zu erleben, gespielt von Nicholas Cage und seinem Zwillingsbruder, und beide sind ebenfalls für den Oscar nominiert.
(Heinz Holzapfel)
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Die leisen und die großen Töne
Start: 26.12.2024
Die Saat des heiligen Feigenbaums
Start: 26.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025
Queer
Start: 9.1.2025
September 5
Start: 9.1.2025
We Live In Time
Start: 9.1.2025
Armand
Start: 16.1.2025