Being Julia
Kanada/ Großbritannien/ Ungarn/ USA 2004, Laufzeit: 105 Min.
Regie: István Szabó
Darsteller: Annette Bening, Jeremy Irons, Bruce Greenwood ,Miriam Margolyes,Juliet Stevenson, Shaun Evans, Lucy Punch, Maury Chaykin, Sheila McCarthy, Michael Gambon
1981 war es ein Theaterfilm über einen Schauspieler, "Mephisto" mit Klaus Maria Brandauer. Jetzt ist es eine Schauspielerin, die István Szabó in Londons Theatermilieu Ende der 30er in den Mittelpunkt rückt. Damit ruft er Filme wie Cassavetes' "Opening Night" ins Gedächtnis und vor allem Mankiewicz's "All about Eve". So ist Julia, ebenso wie Margo Channings, gelangweilt vom Erfolg und gleichzeitig plagt sie die Angst vor dem Älterwerden, die Angst vor der Zukunft. Leider mündet die willkommene Ablenkung durch den jungen Amerikaner Tom in einer Enttäuschung, und es lauert auch noch eine Konkurrentin darauf, sie von ihrem Thron zu stoßen. Doch bald schwebt Julia wieder über allem, während sie gleichzeitig fest auf der Bühne steht, die ihr Lehrmeister Jimmy zu ihrer Realität erkoren hat und auf der sie sich bestens auskennt. Julia besinnt sich darauf und gewinnt mit einem überlegenen Augenzwinkern. Basierend auf W. Somerset Maugham's Kurzroman "Theatre" setzt Szabó den Schwerpunkt auf seine Hauptfigur, die großartig interpretiert wird von Annette Bening, und die dafür zu Recht den Golden Globe und eine Oscar-Nominierung einheimste. Neben Julia werden die anderen zwar fast zu Statisten degradiert, aber sie verblassen nie. Die Rolle der Julia braucht Platz und sie braucht ihre Spielfiguren und -möglichkeiten. Das ist das Theater, das Theater ist Julia, der Film ist Julia. Nahaufnahmen saugen jede kleinste Regung ihres Gesichts auf, verwirren zwischen den Masken, die sie aufsetzt und dem möglichen wahren Selbst. Das, was in Verzweiflung stürzen könnte, wird in der Theaterwelt zum Instrument, das von Julia gekonnt zum Klingen gebracht wird. Und wer gut spielt, auch abseits jeder Moral, der wird beklatscht, der wird bejubelt. Letztendlich geht die Show weiter und man wartet auf den nächsten Höhepunkt. Szabó feiert mit seinem Film die Schauspielerei, entlarvt die Maskerade, ohne die Masken niederzureißen und formt daraus eine Metapher für das Leben.
(Alexandra Kaschek)
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