Broken Flowers
USA 2005, Laufzeit: 107 Min., FSK 0
Regie: Jim Jarmusch
Darsteller: Bill Murray, Sharon Stone, Jessica Lange, Tilda Swinton, Chloë Sevigny, Julie Delpy, Nicole Abisinio, Christopher Bauer, Frances Conroy, Ryan Donowho, Alexis Dziena, Larry Fessenden, Pell James, Christopher McDonald, Meredith Patterson, Jennifer Rapp, Mark Webber, Jeffrey Wright
Don Johnston wird eines Morgens nicht nur von seiner Freundin verlassen, sondern erhält gleich darauf auch noch einen Brief, in dem ihm eine anonyme Verflossene mitteilt, dass ihn sein bis dato unbekannter Sohn sucht. Der depressive Don macht sich nun seinerseits auf die Suche nach der Mutter. Lakonische Selbstfindungs-OdysseeMan kommt nicht daran vorbei: Zu ähnlich ist das Thema der neuen Filme von Wim Wenders und Jim Jarmusch, als dass man nicht ständig ins Vergleichen geriete. Die beiden älteren Männer haben Filme über ältere Männer gemacht: Männer, die nach einem rastlosen, exzentrischen Leben ernüchtert aufwachen, auf die Gegenwart blicken und nichts als Leere empfinden. Und wie das so ist, in so einer ausweglosen Situation: Plötzlich erfährt man, dass man mit einer alten Liebe (in beiden Filmen spielt Jessica Lange eine Ex-Geliebte) ein Kind in die Welt gesetzt hat. Hallo, Sinn des Lebens ? da bist Du ja wieder!Keiner der Regisseure ist so blöd, das Bild des einsamen Wolfes komplett ernst zu meinen. Hier ist natürlich viel Ironie im Spiel. Aber während Wenders den Helden aus "Don't come knocking" in seiner gebrochenen Tragik immer cool aussehen lässt und mit halb ernst gezeichneten, halb ironisch überzeichneten Klischees nicht geizt, gibt sich Jarmusch völlig der lakonischen Demontage hin. Don reitet nicht auf Pferden, wacht nicht versoffen mit Dreitagebart neben jungen Mädchen auf und wird auch nicht in Handschellen abgeführt. Don fährt einen langweiligen PKW, liegt traurig zusammengerollt auf seinem Sofa und guckt am Ende nur dumm aus der Wäsche, die ein wenig schmeichelhafter Jogginganzug ist. Wo Wenders möglichst verrückte Bilder sucht, um die Dinge zu zeigen, die er nicht sagt, gelingt das Jarmusch mit beiläufigen Gesten, Blicken und kleinen Ereignissen am Rande. Wenders setzt auf Eindeutigkeit ? was nicht selten zu Plattitüden und Albernheit führt. Jarmusch hingegen entspannt ein offenes Spiel von Andeutungen. Und die entfalten ihre volle Wirkung erst, wenn der Film bereits lange zu Ende ist. Es ist einiges geschehen und viel kann sich daraus noch entwickeln. Was genau, das lässt der Film offen. Wenders hingegen schließt die Geschichte dicht ab ? das geht in dem Fall auf Kosten der Glaubwürdigkeit. Eine kleine Fußnote: Jarmusch, der knapp 10 Jahre jünger ist als Wenders, hat sich Ende der 70er Jahre als Produktionsassistent bei Wenders verdingt, um seinen ersten Film "Permanent Vacation" finanzieren zu können. Dafür muss man Wenders danken. Inzwischen möchte man ihm aber fast raten, sich bei Jarmusch um eine Regieassistenz zu bewerben.
(Christian Meyer)
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Die leisen und die großen Töne
Start: 26.12.2024
Die Saat des heiligen Feigenbaums
Start: 26.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025
Queer
Start: 9.1.2025
September 5
Start: 9.1.2025
We Live In Time
Start: 9.1.2025
Armand
Start: 16.1.2025