Carol
Großbritannien, USA 2015, Laufzeit: 118 Min., FSK 6
Regie: Todd Haynes
Darsteller: Cate Blanchett, Rooney Mara, Kyle Chandler
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Erlesene Literaturverfilmung nach Patricia Highsmith
Verbotene Liebe
„Carol“ von Todd Haynes
Regisseur Todd Haynes steht im wohlverdienten Ruf, tiefschürfende und wunderschöne Filme über Frauen zu machen, die sich ihre Autonomie bitter erkämpfen müssen. Und so wurde „Carol“ auf dem Festival in Cannes nicht nur sehnlich erwartet, er bescherte auch Rooney Mara eine Silberne Palme und wurde zum Kritikerliebling. „Carol“ kann als Schwesterstück zu „Dem Himmel so fern“ gesehen werden, in dem Julianne Moore von ihrem homosexuellen Ehemann verlassen wird und sich in ihren schwarzen Gärtner verliebt – ohne Happy End. Beide Filme sind kitschfreie Melodramen, die in den 50er Jahren spielen und mit Bedacht an Altmeister Douglas Sirk erinnern. Und beide sind von Kameramann Ed Lachman meisterlich elegant gefilmt.
Carol ist eine von Cate Blanchett gespielte wohlhabende New Yorkerin, die der gesellschaftlichen Konvention zuliebe verheiratet ist, obwohl sie Frauen liebt. Der Film beruht auf einem Roman von Patricia Highsmith, eigentlich berühmt als Krimiautorin („Der talentierte Mr. Ripley“). Highsmith war selbst lesbisch und veröffentlichte das Buch 1952 unter Pseudonym. Als Carol bei Weihnachtseinkäufen der deutlich jüngeren und eindeutig bezaubernden Verkäuferin Therese begegnet, gerät ihr Lebensarrangement ins Wanken. Diese erste Begegnung wird zelebriert als unmittelbare und unausweichliche Faszination. Therese trägt eine Nikolausmütze, unter der sie ihre aparte Kundin mit großen Augen anblickt wie ein Wunderwesen. Diese ordert ein Weihnachtsgeschenk für ihre Tochter und verlässt scheinbar souverän das Geschäft, lässt aber ihre Handschuhe zurück. Eine Gelegenheit für Therese, Kontakt aufzunehmen. Die erste Hälfte des Films beobachtet faszinierend und subtil, wie sich die beiden Frauen umkreisen und annähern, bis sie sich bei einer gemeinsamen Autoreise in eine leidenschaftliche Liebe stürzen. Blanchett spielt dabei glatt bis zur Ikonenhaftigkeit, Rooney Mara erinnert in ihrer mädchenhaften Verwunderung und Verwundbarkeit an Audrey Hepburn. Für Therese ist Carol mehr als eine anziehende Frau, sie vertritt auch einen wohlhabenden, kultivierten Lebensstil, der für die junge Nachwuchsfotografin äußerst anziehend ist. Ihren männlichen Verehrern gegenüber ist sie völlig blind, sie neutralisiert sie geradezu. Carol hingegen versteckt ihre Indifferenz Männern gegenüber meist hinter kühler Gefasstheit. Doch als die beiden Frauen zusammen leben wollen, bricht um sie herum ein Sturm von Entrüstung, Drohungen und psychischer Gewalt aus, dem sie nicht gewachsen sind. Carols Ehemann droht damit, ihr die gemeinsame Tochter zu entziehen, es droht ein Leben im Abseits. „Carol“ ist ein fast schon zu makelloser Film, der einen feinfühligen Blick auf gesellschaftliche Zwänge wirft und darauf, was diese für eine Liebe außerhalb der Norm bedeuten.
(Ingrid Bartsch)
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