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Cassandras Traum
Großbritannien 2007, Laufzeit: 108 Min., FSK 12
Regie: Woody Allen
Darsteller: Colin Farrell, Tom Wilkinson, Ewan McGregor, Hayley Atwell, Sally Hawkins, Tamzin Outhwaite, Mark Umbers, Andrew Howard

Die Brüder Terry und Ian träumen davon, einmal so reich zu sein wie ihr Onkel Howard. Da sie sich momentan aber beide in einer finanziellen Notlage befinden, hoffen sie zunächst auf dessen Hilfe. Howard unterbreitet ihnen ein fatales Angebot.

Vorhang auf für einen neuen Film von Woody Allen. Nicht selbstverständlich, denn zwischenzeitlich erwog man, das Werk in Deutschland nur auf DVD zu vertreiben. Während Allens neuester Film bereits in Cannes außerhalb des Wettbewerbs zu sehen war, kommt „Cassandras Traum“ nun doch noch in die deutschen Kinos. Wie in „Match Point“ spielt die Sehnsucht nach dem Luxusleben der englischen Upper-Class die zentrale Rolle. Dort muss der aus einfachen Verhältnissen stammende Chris Wilton den Kampf mit seinem Gewissen allein ausfechten. In „Cassandras Traum“ verarbeitet Woody Allen nun – wie jüngst Sidney Lumet in „Tödliche Entscheidung“ – das Bruder-Motiv. Den Brüdern Terry und Ian haftet dabei eine fatale Unbeholfenheit an, etwas Jungenhaftes und Naives, das ihre Entscheidungen immer etwas kopflos erscheinen lässt. Terry fristet sein Dasein als Automechaniker, daneben ist er der Spielsucht und dem Whisky verfallen. Ian arbeitet in dem mies laufenden Restaurant des Vaters, würde sich aber lieber als Immobilienmakler selbstständig machen. Bei seinem Bruder „leiht“ er sich regelmäßig die schicken Autos der Reichen und Schönen, um sich schon mal auf das Luxusleben einzustimmen. Beeindruckt hat er damit die verwöhnte Schauspielerin Angela, die ihn noch einmal richtig dazu anstachelt, endlich sein Leben umzukrempeln. Hoffnung aus dem Working Class-Milieu entfliehen zu können, gibt ihm der erfolg- und stinkreiche Onkel Howard. Unermüdlich weist die Mutter darauf hin, dass die Familie ohne dessen finanzielle Unterstützung längst verloren wäre. Ein wiederkehrendes Thema, das immer wieder zu Zwistigkeiten zwischen Mutter und Vater führt. Der scheitert regelmäßig daran, dem übermächtigen Vorbild die Stellung streitig zu machen. Wenn auch selten körperlich anwesend, nimmt Onkel Howard im kleinbürgerlichen Ambiente seinen unantastbaren Platz als Beschützer und Ernährer der Familie ein. Die von der Mutter eingebläute Bewunderung der Neffen für ihren Onkel wird ihnen zum Verhängnis. Der kausalen Zwangsläufigkeit griechischer Dramen entsprechend, werden gleich zu Beginn des Films die Vorboten des Unheils ignoriert. Das Boot, das sich die Brüder zu Beginn des Films kaufen, weil sie es an Kindheitserlebnisse mit Onkel Howard erinnert, taufen sie „Cassandras Traum“, Symbol einer unheilvollen familiären Allianz. Onkel Howard wird die Vorstellung von Familienzusammenhalt gehörig umkrempeln, und das Unglück wird seinen Lauf nehmen.

(Alexandra Kaschek)

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