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Departed: Unter Feinden
USA 2006, Laufzeit: 151 Min., FSK 16
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Vera Farmiga, Anthony Anderson, Alec Baldwin, Kevin Corrigan, Badgett Dale, David O'Hara, Mark Rolston, Robert Wahlberg, Kristen Hocking

Es ist eine ganz schlechte Angewohnheit Hollywoods, zu meinen, gute nicht-amerikanische Filme müsse man unbedingt in die eigenen Sprachen - also englisch und hollywoodianisch - übersetzen. Eine dumme Idee, die seit den 90er Jahren vor allem skandinavische und asiatische Filme trifft. Besser werden sie dadurch selten. Nur dem amerikanischen Publikum wird erspart, sich auf andere Kulturen einzustellen. Der neueste Film von Martin Scorsese ist ein Remake des Hongkong-Blockbusters "Internal Affairs", der es inzwischen sogar auf zwei Fortsetzungen brachte. Scorsese, der hier nicht als Autoren-, sondern als Auftragsregisseur fungiert, besetzt seine leicht modifizierte Version mit den Hollywood-Stars Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson und Mark Wahlberg und verlegt die Geschehnisse nach Boston. Die Handlung arbeitet hauptsächlich auf einen Punkt hin. Der hat es dann tatsächlich in sich, doch bis dahin muss der Zuschauer die eine oder andere Länge hinnehmen. Das Katz-und-Maus-Spiel wird sehr langsam vorbereitet, fast etwas zu langsam, meint man. Doch Scorsese gibt sich nicht nur routiniert, sondern versetzt seinem Genrefilm mit allerlei kleinen Zitaten (Hitchcock wird kurz gegrüßt), Humoreinlagen, böse-zynischen Gewaltszenen (hat mal irgendwer behauptet, Scorsese kritisiere mit seinen brutalen Filmen Gewalt?) doch noch seine Autorenhandschrift. Die besteht nicht nur darin, das 273 mal das Wort 'fuck' fällt. Oder dass Gewaltexzessen bei ihm immer auch ein komisch-absurdes Moment inne ist, das Jack Nicholson - in seinem Overacting von Scorsese glücklicherweise etwas gebremst - beispiellos hervorhebt. Diese Handschrift zeigt sich vor allem in einer Nähe zu dieser Welt, die Scorsese durch seine Kindheit erfahren hat. Er kennt die Willkür, er kennt die Hierarchien und er weiß um die Doppelbödigkeit der Moral. Die bleibt letztendlich natürlich in diesem Film - wie auch in der asiatischen Vorlage - vollkommen auf der Strecke. Da hilft wirklich nur noch schräger Humor.

(Christian Meyer)

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