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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit
Finnland/Deutschland/Frankreich 2002, Laufzeit: 97 Min., FSK 12
Regie: Aki Kaurismäki
Darsteller: Markku Peltola, Kati Outinen, Juhani Niemelä, Kaija Pakarinen, Sakari Kuosmanen, Annikki Tähti, Anneli Sauli, Elina Salo, Outi Mäenpää, Esko Nikkari, Pertti Sveholm, Matti Wuori, Aino Seppo, Janne Hyytiainen, Antti Reini

Auf einem toten Stück Land neben einem verlassenen Hafenbecken stehen ausgemusterte Container. Hier haben sich Menschen niedergelassen, Obdachlose, Gestrandete, aber auch eine Familie. Der Mann geht arbeiten, die Frau kocht und wäscht. Sie hat ihn aus dem Alkoholismus gerettet, aus Respekt vor der Hüterin des Heimes überlegt er inzwischen lange, ob er sich ein Bier genehmigt oder nicht. Eines Tages finden die Kinder den halb tot geschlagenen M (Markku Peltola) am Kai. Man pflegt ihn gesund, aber er hat sein Gedächtnis verloren. Ab und zu geht M mit dem Mann zur Essensausgabe der Heilsarmee, wo er die uniformierte Irma (Kati Outinen) trifft. Der Mann trinkt aus freundschaftlichem Anlass ein paar Bier zuviel. Und M muss fortan dauernd an Irma denken. Bald bekommt er von ihr anständige Kleidung aus den Beständen der Station. Überhaupt verläuft sein Leben schnell wieder in geregelten Bahnen. Der angeberische, selbsternannte Aufseher des Areals weist ihm einen Container zu, den er entrümpelt und einrichtet. Drinnen steht jetzt eine Musikbox, ein Kühlschrank, Tisch und Stühle und eine Couch. Draußen hat er gepflanzt. Der Blick über das Wasser, die stille Romanze mit Irma, die bald auf seiner Couch sitzt und mit ihm Twist zu einem Musikbox-Hit tanzt, das alles gibt seinem Leben wieder Sinn. Er bekommt sogar einen Job im Hafen, denn es fällt ihm als Echo aus der Vergangenheit wieder ein, wie man mit einem Schweißgerät umgeht. Aber sonst kann er sich an nichts erinnern. Ein dramatischer Vorfall, in den er verwickelt wird, führt dazu, dass sein Foto in der Zeitung erscheint und seine Ehefrau den Vermissten erkennt. Er muss zurück. Der Abschied vom Hafenbecken fällt ihm schwer. Irma und er sind inzwischen ein Liebespaar. Wie ein Fremder kommt er im Heimatort an, sitzt einem unbekannten Wesen gegenüber. Warum war er überhaupt verschwunden? Wird er bleiben? Oder muss er sich für ein neues Leben entscheiden? Mit seiner berühmten unvergleichlichen Lakonie erzählt Aki Kaurismäki ("Das Leben der Bohème", "Wolken ziehen vorüber") diese wunderbar simple und bezwingende Geschichte. Ein Film voller Schwermut und Freude, Tristheit und Farbe, Stille und Gesang. Ein Porträt der Gezeichneten, eine Humoreske, ja ein Musical (weil Musik wesentlich zur Wirkung des Films beiträgt). In klaren, ausdrucksvollen Bildern, gleichsam "mit der Kamera gemalt" - wie es ein Kritiker nach der Premiere in Cannes beschrieb -, bringt er uns die Personen nah, lässt ihre ausdrucksstarken Gesichter auf uns wirken, ergreift uns mit dem Humor und Tiefsinn seines eigenwilligen, grotesken Stils. Kaurismäki gewann bei dem Festival den "Großen Preis der Jury", Kati Outinen den "Preis für die beste Darstellerin".

(Heinz Holzapfel)

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