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Der menschliche Makel
USA 2003, FSK 12
Regie: Robert Benton
Darsteller: Sir Anthony Hopkins, Nicole Kidman, Ed Harris, Gary Sinise, Kerry Washington, Charles W. Gray, Jacinda Barrett, Harry J. Lennix, Wentworth Miller, Anna Deavere Smith, Lydia Zadel

Ein Star-Ensemble mit mehreren Oscar-Preisträgern und -Nominierten verfilmt einen Roman vom Pulitzer-Preisträger Philip Roth. Das Resultat ist ein Drama mit glänzenden Dialogen, das Roth-Fans allerdings enttäuschen könnte. Ruhig erzähltes Drama mit berückend schönen Bildern Sein gesamtes Leben hat der 71-jährige Literatur-Professor Coleman Silk (Anthony Hopkins) auf einer Lüge aufgebaut: Seine Frau, seine Freunde und Uni-Kollegen halten ihn für einen Juden, in Wahrheit aber ist er Afro-Amerikaner. Dies kann Silk aufgrund seiner sehr hellen Hautfarbe erfolgreich verbergen, aus Furcht vor rassistisch motivierter Benachteiligung gibt er sich seit seiner Jugend als Weißer aus. Wegen einer lapidaren Äußerung während einer Vorlesung gerät ausgerechnet Silk unter Rassismus-Verdacht. Die Affäre kostet ihn seinen Ruf, seine Karriere und schließlich sogar seine Frau. Zutiefst verletzt und wütend sucht Silk den Autor Nathan Zuckerman (Gary Sinise) auf, damit der seine Biographie schreibt. Parallel zu den Arbeiten an dem Buch lässt sich Silk mit der fast 40 Jahren jüngeren Putzfrau Faunia (Nicole Kidman) auf eine Affäre ein, deren verhängnisvoller Verlauf programmiert scheint. Autor Nicholas Meyer musste für seine Adaption von Roths Roman auf vieles verzichten. Sein Drehbuch konzentriert sich vor allem auf die stürmische Beziehung zwischen dem intellektuellen Bildungsbürger Silk und der scheinbar gewöhnlichen, attraktiv-obszönen Faunia. Die Oscar-prämierten Schauspielstars Anthony Hopkins und Nicole Kidman dürfen sich mit glänzenden Leistungen und vielen emotionalen Close-Ups auf der Leinwand austoben; dank Viagra gibt's auch diverse Bettszenen. Die nicht minder sehenswerten Nebendarsteller ? allen voran Gary Sinise in der Rolle des Roth-Lesern wohlbekannten Erzählers Nathan Zuckerman und Ed Harris als Faunias bedrohlich labilen Ex-Mann ? kommen aber eindeutig zu kurz. Eindrucksvoll wiederum, wie in Rückblenden Silks afro-amerikanische Herkunft eingeflochten wird. In seinen besten Szenen gelingen dem Film magische Momente, erreichen die Dialoge des Drehbuchs fast literarischen Charakter. Kameramann Jean Yves-Escoffier ("Die Liebenden von Pont Neuf"), der im April erst 52-jährig verstarb, schuf Bilder von unaufgeregter Ruhe und zugleich großer Leichtigkeit. Seine Außenaufnahmen von verschneiten Winterlandschaften haben die beschwingte Schönheit eines Tanzes.

(Marita Ingenhoven)

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