Die Regeln der Gewalt
USA 2007, Laufzeit: 99 Min., FSK 12
Regie: Scott Frank
Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Jeff Daniels, Matthew Goode, Isla Fisher, Carla Gugino, Bruce McGill, Alberta Watson
Macht des Erzählens
Der Film beginnt mit einer einfachen und doch atemberaubend poetischen Szenerie. Vier junge Menschen befinden sich auf dem Weg zur „Prom Night“, dem ersehnten Höhepunkt ihrer Highschool-Zeit. Sie sind allein auf dem Highway, schalten die Scheinwerfer aus und fahren durch ein Meer von Leuchtkäfern. Dann ereignet sich ein tragischer Unfall. Chris Pratt, der Fahrer des Wagens, überlebt. Vier Jahre später ist er immer noch nicht imstande, ein normales Leben zu führen. Aufgrund der schweren Kopfverletzungen leidet Chris an Gedächtnisstörungen und ist emotional instabil. In einem speziellen Förderunterricht soll er einen typischen Tag in seinem Leben aufschreiben, doch er scheitert kläglich daran, als er versucht, eine Liste seines Tagesablaufs zu erstellen. Und so ist es die Schlüsselszene des Films, wenn sein blinder Mitbewohner Lewis ihm erklärt, statt einer Liste müsse er aus seinem Leben eine Geschichte entwickeln, denn Geschichten seien es, die einem helfen, die Welt zu verstehen.
Scott Frank, Drehbuchautor erfolgreicher Filme wie „Out of Sight“ oder „Minority Report“, legt damit in seinem Regie-Debüt ganz unaufdringlich die Erzählstrategie seines Films offen. Seine Hauptfigur emanzipiert sich allmählich von den Alltagsritualen, Mustern und Wiederholungen, die sie disziplinieren und einengen. So wird Chris, dem dramaturgischen Regelwerk folgend, aus seinem vertrauten Trott herausgerissen. Er begegnet dem charismatischen Gary Spargo, der Chris überredet, eine Bank zu überfallen (klar, warum auch nicht?/Anm. d. Red.). Mit dem erbeuteten Geld könne Chris wieder Kontrolle über sein Leben erlangen, denn Geld, so überzeugt Spargo Chris eindringlich, bedeutet Macht. Doch letztlich sind es Lewis Worte, die ihm am Ende das Leben retten werden.
Scott Frank gelingt mit seinem Regie-Debüt ein präziser, in seiner schnörkellosen Inszenier- und Erzählweise beeindruckender Independent-Film, der auf elegante und unaufdringliche Weise die Kunst des Erzählens reflektiert.
(Alexandra Kaschek)
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Emilia Pérez
Start: 28.11.2024
The Outrun
Start: 5.12.2024
Here
Start: 12.12.2024
All We Imagine As Light
Start: 19.12.2024
Freud – Jenseits des Glaubens
Start: 19.12.2024
Die Saat des heiligen Feigenbaums
Start: 26.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025