Die Verlegerin
USA 2017, Laufzeit: 117 Min., FSK 6
Regie: Steven Spielberg
Darsteller: Meryl Streep, Tom Hanks, Sarah Paulson
>> upig.de/micro/die-verlegerin
Hochspannender Politthriller
Truman, Trump, Truth
„Die Verlegerin“ von Steven Spielberg
Die Gefahr bei der Debatte um Donald Trump ist, dass er, der Täuschung und falsche Versprechen, Lug und Trug so offen und selbstverständlich lebt wie kein anderer demokratischer Staatsführer, allein als schwarzes Schaf dasteht. Dass sich alle auf ihn stürzen, weil er es allen am leichtesten macht mit der Kritik. Dass Donald Trump nur die pervertierte Überspitzung der zeitgenössischen Auslegung von Demokratie darstellt und nicht etwa deren Gegenpol, wird dabei auch mal übersehen. Trump ist nicht tragbar, aber er ist nur die Spitze des Eisbergs. Zugleich jedoch bewirkt er, man will es kaum glauben, auch etwas Gutes: Seine Verachtung der freien Presse und seine gefährlich infantilen Allmachtsfantasien im Weißen Haus sind es, die Hollywood in jüngster Zeit zum Diskurs anregen, der über Trumps Amtszeit hinaus zielt. Das Kino erinnert, von Watergate („The Secret Man“) bis Edward Snowden („Snowden“), an die großen politischen Skandale, als Volksvertreter ihr Volk im großen Stil verhohnepiepelten und investigative Journalisten und Whistleblower den Verrat am Volk an die Öffentlichkeit brachten – und in der Folge als Volksverräter am Pranger standen. Auch „Die Verlegerin“ spiegelt die demokratiezersetzenden Mechanismen, die sich von Truman bis Trump durchziehen.
Steven Spielberg thematisiert den Skandal um die sogenannten Pentagon-Papiere. Ende der 1960er Jahre gibt die US-Regierung einen Bericht in Auftrag, der die Rolle der USA im Vietnamkrieg entschlüsselt. Das 7000 Seiten umfassende Geheimdokument offenbart: Der Krieg war von langer Hand vorbereitet, das eigene Volk über Jahrzehnte massiv getäuscht worden und unzählige amerikanische Soldaten wurden in einen Krieg geschickt, der längst verloren war. Ein Insider, der Militär-Analytiker Daniel Ellsberg, erstellt heimlich eine Kopie des Dokuments und übergibt sie der New York Times. Die wertet aus, publiziert und wird von der Regierung mit einer einstweiligen Verfügung gestoppt. Dem Magazin sind die Hände gebunden – also überlegt die Washington Post, die Pentagon-Papiere zu veröffentlichen. Der vergleichsweise kleine Verlag befindet sich gerade im Umbruch, Katharine Graham (Meryl Streep) übernimmt als erste Frau das Ruder und muss sich nicht bloß im Männerrudel Respekt verschaffen, sondern auch gegen die Interessen der Banker und Finanziers durchsetzen. Gemeinsam mit Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) wägt sie ab, was schwerer wiegt: die Verantwortung gegenüber dem eigenen Unternehmen oder gegenüber Grundrecht und freier Presse.
Spielberg ist und bleibt ein begnadeter Geschichtenerzähler: Hochspannend verfolgt er den brisanten Weg zur Enthüllung und den Entscheidungsprozess im Verlagshaus, vermittelt leichthändig Taktiererei und Einflussnahme der Politik und entblößt die Machtstrukturen. Mit Ironie und augenzwinkerndem Blick für kleine Gesten verknüpft der Regisseur Politthriller mit Unterhaltungskino, während Meryl Streep und Tom Hanks gewohnt brillieren. Damit ist „Die Verlegerin“ sowohl Geschichtsstunde mit Relevanz als auch ein mitreißendes Statement.
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