Falscher Bekenner
Deutschland 2005, Laufzeit: 90 Min., FSK 16
Regie: Christoph Hochhäusler
Darsteller: Constantin von Jascheroff, Manfred Zapatka, Victoria Trauttmansdorff, Nora von Waldstätten, Devid Striesow, Thomas Dannemann, Martin Kiefer, Florian Panzner, Laura Tonke, Dennis Prinz, Walter Gontermann, Jörg Pose, Thomas Meinhard, Wieslawa Wesolowska, Max Limper, Klaus Zmorek, Jürgen Haug
Armin lebt in der Provinz orientierungslos in den Tag hinein. Statt sich für eine Lehrstelle zu bewerben, verliert er sich in Tagträumen. Nach einem rätselhaften Autounfall schreibt er aus Langeweile einen Bekennerbrief ÖDröge ist gar kein Ausdruck: Dieses Kaff, in dem Armin festsitzt, kennt man nur allzu gut aus der deutschen Provinz. Die Antriebslosigkeit steht auch ihm ins Gesicht geschrieben, seine schlaffe Körperhaltung offenbart die Unentschiedenheit. Das heimische Nest ist mit einer besorgt-fürsorglichen Mutter und einem fordernden Vater zunehmend unangenehm, aber immer noch bequemer, als die Anforderungen des Lebensalltags auf sich zu nehmen. Vor allem, da ihm seine beiden erfolgreichen Brüder eine scheinbar unerreichbare Messlatte aufgelegt haben. Als Armin eines Nachts bei seinen kleinen Fluchten am Autobahn-Streifen einen verunglückten Wagen mit einem Toten entdeckt, schreibt er einen Bekennerbrief, in dem er sich der Sabotage an dem Wagen, der einem bekannten Industriellen gehört, beschuldigt. Von nun an findet er den Thrill seines Daseins darin, sich nach Unglücksfällen als Täter zu bekennen. Die Eltern denken noch, der brave Junge schreibe fleißig Bewerbungen, doch Armin verliert sich längst darin, die Spekulationen um einen vermeintlichen Täter in der Zeitung zu verfolgen. Auch auf persönlicher Ebene verfängt er sich zunehmend in ein Netz aus Lügen, das vor allem auf Wunschdenken und Geltungsdrang aufbaut. Christoph Hochhäuslers zweiter Kinofilm (nach "Milchwald") fand viel Kritikerlob – auch im Ausland. Denn "Falscher Bekenner" lief 2005 erfolgreich in Cannes. Dass der Film in seiner ruhigen Art so beeindruckt, liegt vor allem an der trefflichen Beschreibung von Armins Unwohlsein auf der Schwelle zum Erwachsenwerden. Kindlicher Geborgenheitswunsch und die Sehnsucht nach dem Erwachsen- und somit Bedeutend-Sein, kommen sich in die Quere. Seine pubertäre Revolte und Identitätswerdung lebt er in homoerotischen Tagträumen aus, im wirklichen Leben spielt er für das Mädchen, das er begehrt, keine Rolle. Auch die Erwachsenenwelt wird treffsicher in ihrer Hilflosigkeit und Verklemmtheit skizziert, und nicht ohne Humor. Hochhäusler findet immer treffende Dialoge und stets die passenden Bilder.
(Christian Meyer)
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