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Herzen
Frankreich/Italien 2006, Laufzeit: 120 Min.
Regie: Alain Resnais
Darsteller: Sabine Azéma, Isabelle Carré, Laura Morante, Pierre Arditi, André Dussollier, Lambert Wilson, Claude Rich

Sechs Frauen und Männer verschließen, öffnen und begegnen sich im kunstvoll verschneiten Paris. Frankreichs Altmeister Alain Resnais adaptiert erneut ein Bühnenstück von Alan Ayckbourn (Smoking / No Smoking) und dirigiert das Geschehen mit ruhiger Hand. Verzaubert entzauberte Begegnungen zwischen Singles und Pärchen Eine Inhaltsangabe zu Alain Resnais' neuem Werk lässt vielleicht eine komplexe, unübersichtliche Tragikomödie vermuten. Mit magischem Händchen und gebremstem Erzähltempo gelingt es Resnais jedoch, die Schicksale seiner sechs Protagonisten zu einem warmherzigen, überschaubaren Ensemble-Drama zusammen zu führen: Tagsüber jobbt Charlotte in einem Maklerbüro, abends pflegt die fromme Christin den sterbenskranken, störrischen Vater von Lionel. Lionel arbeitet nachts als Barkeeper in einer Hotelbar. Dort muss er sich das mit Selbstmitleid versoffene Gejammer des aus der Armee entlassenen Arbeitslosen Dan (Lambert Wilson) anhören. Gemeinsam mit seiner Verlobten Nicole sucht Dan momentan eine Wohnung, bis Nicole, zunehmend unzufrieden mit Dans Halbherzigkeiten, frustriert eine zeitweilige Trennung vorschlägt. Dans Freund hinterm Tresen rät: "Gewinnen Sie Abstand, indem Sie jemand anderen kennen lernen." So stößt Dan auf Gaëlle, die junge Schwester des Maklers Thierry. Thierry hatte sich gerade erst vergebens um das Wohnungsgesuch des Pärchens Dan und Nicole gesorgt und bekommt von seiner Mitarbeiterin Charlotte Video-Kassetten mit freizügigen Inhalten ausgeliehen, die ihn auf seine alten Jahre arg verwirren. Weder Alain Resnais (84, Filmkünstler seit 1947) noch Bühnenautor Alan Ayckbourn (67, über 70 Bühnenstücke) werden des Erzählens müde. Zum Glück: Resnais verlegt Ayckbourns Stück von London nach Paris und verbindet seine Szenen zauberhaft mit verschneiten Überblendungen. Unter der Schneedecke entdecken wir mit Resnais die Geheimnisse seiner Figuren, die er mal frech und mal tragisch offen legt. Die Menschen sind dabei auf der Suche nach Wohnungen und Lebensfreude, treffen mutige Entscheidungen, entblößen ungeahnte Seiten, wobei der Alkohol so manche Knebel löst. Und Resnais verneigt sich mit seiner auch mal künstlich-kulissenhaften Leinwandinszenierung nicht zuletzt vor der Theater-Bühne. Das langsame Erzähltempo bleibt dabei sowohl die Stärke als auch ein wenig die Schwäche des Films.

(Hartmut Ernst)

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