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Öffne meine Augen
Spanien 2003, Laufzeit: 109 Min.
Regie: Icíar Bollaín
Darsteller: Luis Tosar, Laia Marull, Candela Pe–a u.a.

Pilar erduldet in ihrer Ehe jahrelang Gewalt und Demütigung. Erst nach zehn Jahren flüchtet sie eines Nachts mit ihrem Sohn zu ihrer Schwester Ana. Diese verhilft ihr zu einem Job im Museum und drängt sie zur Scheidung. Doch bald gibt Pilar ihrer Ehe eine neue Chance. Schonungslos gezeigte Tragödie einer Ehe Pilar scheint zum ersten Mal seit langer Zeit auf sich selbst zu blicken, wenn sie in der Kathedrale Toledos auf einem Gemälde La Dolorosa, die Schmerzensreiche, erkennt und innehält. Ihre Arbeit im Museum ist für sie ein gewaltiger Schritt in Richtung Unabhängigkeit, und in dieser Phase tritt sie immer mehr aus den Einflüssen eines konservativen katholischen Elternhauses mit dessen Moralvorstellungen heraus. Der alles hin nehmenden Dolorosa weichen Bilder, die Mythologien abbilden, welche sich klaren Geboten und Verboten entziehen. Während Pilar in ihren zehn Ehejahren stumm ein Martyrium durchlebt, beleuchtet der Film dieses Thema nicht nur aus ihrer Perspektive, sondern versucht, die Gewalttätigkeit Antonios ebenfalls zu ergründen. Nachdem Pilar zu ihrer Schwester geflüchtet ist, beginnt Antonio eine Therapie. Er soll lernen, seinen Ängsten und Gefühlen gewaltlos Ausdruck zu verleihen. Während Pilars Schwester Ana für die moderne Ehe steht, und Pilar zur Scheidung drängt, hält deren Mutter daran fest, dass eine Frau ohne einen Mann nichts ist. Pilar steht zwischen diesen Alternativen. In ihr keimt die Hoffnung, ihre Ehe mit Antonio doch noch retten zu können, ohne jedoch die Schwierigkeiten auszublenden. Der Film zeigt mit äußerster Intensität den unerträglichen Zustand, in welchem die Figuren in Angst, Gewalt und Demütigung gefangen sind. Gleichzeitig verliert er jedoch nicht die Liebe und Anziehungskraft, die Pilar und Antonio füreinander empfinden, aus den Augen und verstärkt somit den tragischen Moment ihres Scheiterns. Ganz im Gegensatz zu Fassbinders desillusionierendem Blick auf die Liebe in "Martha", in dem in der Liebe der Grund für die Zerstörung des Individuums liegt, will Icíar Bollaín mit ihrem Film an die Liebe als letztmöglichen Rettungsanker glauben und problematisiert eine Gesellschaft, die die patriarchalische christliche Ehe zu einem Ideal erhebt und in der Frau und Mann zu ersticken drohen.

(Alexandra Kaschek)

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