Poem
Deutschland/USA 2003, Laufzeit: 92 Min., FSK 6
Regie: Ralf Schmerberg
Darsteller: David Bennent, Meret Becker, Luise Rainer, Jürgen Vogel
Gedichte sind nicht gerade die von den Meisten bevorzugt gelesene Literaturgattung. Gedichte zum Zentrum eines Kinofilms zu machen, erscheint somit als eine umso gewagtere Idee. Allerdings fordern nicht nur als Drama niedergeschriebene Texte im Grunde eine Bühneninterpretation, auch die Versform gelangt oft erst durch eine gelungene Artikulation zu voller Entfaltung. Entsprechend benennt Ralf Schmerberg, bisher vor allem als Musik- und Werbeclipregisseur erfolgreich, seine Motivation für sein ambitioniertes, sehr spezielles Projekt: "Mein Film soll die Zuschauer das Wort ERLEBEN lassen." "Poem² ist ein Gedichte-Kompendium mit 19 Beiträgen mehr oder weniger namhafter Dichter, visualisiert von diversen Kameraleuten und interpretiert von DarstellerInnen oder SprecherInnen, die den jeweiligen Text mal als Lesung aus dem Off vortragen, mal vor dem Kameraauge rezitieren, mal die Darbietung zu einer Performance gestalten. Dabei können sich Text und Bild eindrucksvoll intensivieren wie bei Kästners "Kleines Solo", das als Off-Text von bedrückenden Impressionen einsamer Zweisamkeit begleitet wird. Oder Sprache und Bild entwickeln ihre jeweils eigene Stärke und finden erst über Assoziationen zu Harmonie wie bei Heiner Müllers "Ich kann dir die Welt nicht zu Füßen legen", das Darius Kondhji ("Panic Room") mit Aufnahmen auflodernder Flammen, die Brautkleider von innen heraus verschlingen, kombiniert und damit ein ganz eigenes Potential an Poesie entfaltet - und fast den Wunsch aufkommen lässt, die Sprache möge zurückstehen. Eine überzeugende Variante ist zudem die Vorbereitung einer Stimmung durch eine Filmepisode, die maßlose Überforderung inmitten einer vielköpfigen Familie in räumlicher Enge etabliert, um abschließend das Bachmann-Gedicht "Nach grauen Tagen" wie die einzig mögliche Reaktion erscheinen zu lassen. "Poem² versammelt eine Vielzahl von Ideen, Inszenierungsvarianten und Stimmun-gen, die in einem furiosen Finale als "Ode an die Freude" nach dem Abspann ihren rauschhaften Abschluss finden. Mit seinem außergewöhnlichen Film schärft Schmerberg die Sinne für den Reichtum der Sprache in Wort und Bild, auch wenn die Fülle des Ganzen nicht leicht zu verarbeiten ist. "Die eigene Empfindungs- und Wahrnehmungsbereitschaft macht den Film," weiß auch der Regisseur und Produzent. Beim zweiten Mal könnte sein Film eine ganz andere Erfahrung für den Zuschauer sein.
(Kirsten Dyrda)
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