Princesas
Spanien 2005, Laufzeit: 113 Min.
Regie: Fernando León de Aranoa
Darsteller: Candela Pena, Micaela Nevárez, Mariana Cordero, Llum Barrera, Violeta Pérez, Monica Van Campen, Flora Àlvarez, María Ballesteros, Luis Callejo, Alejandra Llorente
Regisseur Fernando León de Aranoa sorgte vor drei Jahren mit "Montags in der Sonne" für einen Überraschungserfolg. Die Geschichte um eine handvoll Freunde, die in einer spanischen Küstenstadt mit dem Schicksal der Langzeitarbeitslosigkeit zurecht kommen müssen, vereinte unsentimentalen Realismus mit einfühlsamem Humor. Mit seinem neuen Film "Princesas" führt Aranoa diese Linie souverän fort. Die Prostituierte Caye wirkt etwas naiv. Doch auf ihre Art meistert sie das Leben. Nach getaner Arbeit macht sie die Buchhaltung und füllt ihre Spardose, die sie für eine Brust-OP angelegt hat. Mit ihren Freundinnen diskutiert sie im Friseurladen berufliche Fragen und tauscht den neuesten Klatsch aus. Und auf dem Platz gegenüber beobachtet man argwöhnisch und mit rassistischem Unterton die Konkurrenz: Migrantinnen, die stolz vor ihren Kunden umhertänzeln. Als eine von ihnen, Zulema, von einem Freier misshandelt wird, kommt Caye ihr näher. Sie lernen sich kennen und erkennen Gemeinsamkeiten: Beide verheimlichen ihre Arbeit vor ihrer Familie, beide wünschen sich ein anderes Leben. Aranoa schildert die Szenerie der Prostituiertenszene in Madrid nüchtern und alltäglich. Die Härte des Geschäftes spart er nicht aus, zeigt sie in aller Grausamkeit sogar, wenn Zulema immer wieder von einem Beamten, der ihr angeblich eine Aufenthaltsgenehmigung beschaffen kann, sexuell erpresst wird. Voyeuristische Sexszenen benötigt Aranoa dafür allerdings nicht. Seine filmischen Mittel sind unaufdringlich und schlicht. Nur einmal, bei einer fast märchenhaften Szene am nächtlichen Straßenstrich, wird den im Titel erhöhten Prinzessinnen ein poetisches Denkmal gesetzt. Aranoa gelingt es aber auch in jedem anderen Augenblick, die Würde seiner Protagonistinnen zu zeigen. Dabei gerät er nicht in Versuchung, das Gezeigte zu verklären oder zu romantisieren. Verklärung ist nicht sein Ding. Stattdessen akzeptiert er die Widersprüche seiner Figuren, respektiert sie als Teil ihrer Lebendigkeit. Damit kann er durchaus zum Mike Leigh Spaniens werden.
(Christian Meyer)
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