Take Shelter
USA 2011, Laufzeit: 120 Min., FSK 12
Regie: Jeff Nichols
Darsteller: Michael Shannon, Jessica Chastain, Tova Stewart, Shea Whigham, Katy Mixon, Kathy Baker, Ray McKinnon, Lisa Gay Hamilton
>> www.takeshelter-film.de
Atemberaubend spannende Darstellung innerer Ängste
Beunruhigend
"Take Shelter" von Jeff Nichols
Einen gutbezahlten Job zu haben, der dazu auch noch Versicherungsleistungen bietet, ist im derzeitigen Amerika nicht leicht zu bekommen und daher umso wertvoller. Curtis ist sich dessen bewusst, besonders weil seine kleine Tochter hörgeschädigt ist und eine anstehende Operation viel Geld kosten würde. Eigentlich eine Mittelstands-Idylle, denn Curtis und Samantha führen eine liebevolle und vertrauensvolle Ehe. Alles scheint soweit also gut. Bis Curtis beginnt, schreckliche Alpträume zu haben. Vom Familienhund und wie dieser ihn angreift, oder von schweren Stürmen, die die Nachbarschaft heimsuchen.
Als auch noch Halluzinationen während des Tages hinzukommen, macht er sich Sorgen und sucht nach Hilfe. Denn Curtis ist nicht dumm, er weiß, dass seine Mutter in seiner Kindheit die Familie verlassen musste, um in eine betreute Wohnsituation zu wechseln. Seine Mutter leidet nämlich an Schizophrenie. Während Samantha und seine Nachbarschaft immer mehr Notiz davon nehmen, wie er sich langsam aber sicher ins Merkwürdige verändert, recherchiert Curtis, um sich selbst auf die Spur zu kommen. Er weiß, irgendetwas stimmt mit ihm nicht. Gleichzeitig kann er es nicht lassen, sich und seine Familie auf den anstehenden Sturm vorzubereiten. Er baut einen Schutzbunker hinter dem Haus und setzt damit seine finanzielle Zukunft, seinen Arbeitsplatz und damit auch die eigene Familie aufs Spiel.
Regisseur Nichols zeichnet ein bedrückendes Bild einer Psychose aus der Sicht des Betroffenen, in dem sich die Handlung sehr langsam zu einem mitreißenden Strudel entwickelt, aus dem es kaum noch ein Herauskommen gibt. In eindrucksvollen Traumsequenzen werden die inneren Ängste Curtis‘ geradezu greifbar und gleichzeitig Schauplatz für visuelle Spielereien, die den Filmgenuss abrunden. In seiner zweiten Regiearbeit zeigt Jeff Nichols eine außergewöhnliche stilistische Sicherheit, in der es ihm gelingt ein ständiges Gefühl der Beunruhigung im Zuschauer auszulösen. Möglich wird ihm das vor allem, durch seine hervorragenden Schauspieler. Allen voran Michael Shannon als Curtis überzeugt durch sein geladenes Spiel, seine Mimik und Körpersprache. Ihm nimmt man die Angst ab, die so allgegenwärtig wird, dass Curtis‘ ganzes Leben aus den Fugen gerät. Aber auch Jessica Chastain, als letztes in „Tree of Life“ zu sehen, wird mit ihrer Darstellung einer unaufdringlichen Besorgnis zu einem Höhepunkt des Films.
TAKE SHELTER ist spannender und beunruhigender Film, der einen sonst ungreifbaren Seelenzustand visuell darzustellen vermag und Verweise auf die amerikanische Gegenwartspolitik liefert.
(Janine Wahrendorf)
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