The Hills Have Eyes - Hügel der blutigen Augen
USA 2006, FSK 18
Regie: Alexandre Aja
Darsteller: Aaron Stanford, Ted Levine, Kathleen Quinlan, Vinessa Shaw, Emilie de Ravin, Dan Byrd, Robert Joy
Make love Zero Girl
Dr. Bunsen Honeydew (6), 27.09.2006
Bei Betrachtung der Vorankündigung zu "The Hills have Eyes" dürften Routiniers des grauenvollen Lichtspiels auf marginales Potential spekulieren. Vielmals fand jene Mär Verbreitung: eine Gruppe gerät abseits des Weges und Onkel Murphy greift in die Klaviatur. Überraschenderweise erschallt dieses Spiel als betörendes Fest für die Sinne.
"Schönheit ist nur oberflächlich, aber Hässlichkeit geht durch und durch." (..auch Murphy).
Gleichwohl liegt vor dem 'Vergnügen' die Arbeit (letztere erfreulicherweise von erträglicher Dauer).
Aufgesetzte Schock-Effekte durch umher huschende Schatten begleitet von brachial lauten Tusch-Akkorden, waren, sind und werden nie anspruchsvolles Stilmittel sein, um Suspense zu erzeugen.
Eine gewisse appellative Wirkung wurde hingegen bestätigt.
Überdies stinken genretypische Stereotypen gen Himmel (wie das berühmte, von Fäulnis zerfressene Gammelfleisch).
Beispielsweise die Absicht der umtriebigen Gemeinschaft, ihren ursprünglichen Weg mit einer Abkürzung zu modifizieren (Abkürzungen in der Wüste, alles klar..).
Dem daraufhin folgenden Störfall (interessant), gepaart mit dem Verlust der Rückzugsmöglichkeiten (obligatorisch) und der daraus resultierenden Suche nach Alternativen folgt man schaulustig.
Mit verantwortlich für das bereitwillige Beobachten der Geschichte sind Atmosphäre und Erzählweise.
Die Charaktere sind rücksichtsvoll gezeichnet und bereits früh im Subkontext verankert.
Der Vater ist ein Gesetzeshüter im Ruhestand, seine Frau sinniert still über die Vergangenheit. Ihr Sohn hat gelernt mit Waffen zu hantieren. Die jüngere Schwester rebelliert selbstverliebt. Die ältere dagegen ist selbst Mutter nebst dem vom Vater verachteten Partner. Alle sorgen sich gewissenhaft um die beiden Schäferhunde der Familie.
Kurz: Diese Familie spiegelt die amerikanische Gesellschaft wieder als einfache Menschen mit dem Anspruch auf Freiheit, Selbstverwirklichung & Sicherheit.
Neben den erwähnten Akteuren (zur weiteren Belegschaft gleich mehr..) lassen die herausragende Detailverliebtheit der Sets gepaart mit den vortrefflich gewählten Schauplätzen das Auge weiden. Als Sehenswürdigkeiten dienen beispielsweise ein Kraterfeld sowie eine Siedlung die stark an 'California' (mit Duchovny und Pitt) erinnern dürfte.
Glücklicherweise pfeift nach einer halben Stunde ein flotter Wind durch Alexandre Aja's Remake des gleichnamigen Vorbilds von Wes Craven (anno 1977). Denn der Terror bricht herein (und das wirklich nicht zu knapp). Dabei trennt sich jedoch der geneigte Zuseher vom Horror-Liebhaber. "The Hills have Eyes" ist wahrlich kein "Perdeflüsterer". Wer auf sezierte Brutalitäten in Filmen getrost verzichten kann, wird diesen Film möglicherweise verschmähen.
Die Angreifer agieren pervers und voller Hass, es wird in keiner Weise geschönt. Die 'guten' Menschen (vom gesellschaftlich verbreiteten Verständnis betrachtet) werden mit den bis dahin ungeahnten Facetten des Abgründigen konfrontiert. Dennoch wird bis zuletzt das Täter-Opfer-Gefüge nie in klarem Schwarz-Weiß dargestellt. Glaubt ein Akteur seinen Verstand unter Kontrolle zu haben wird im Verlauf klar, wie leicht sich dies ändern kann. Bereits abgelebte Akteure entschwinden nicht nutzlos der Dramaturgie sondern bieten weiterhin Bestand für Charaktere und Handlung. Das ist frischer Schnittlauch im Garten.
Schnitt, Soundtrack & Make-up liegen auf äußerst hohem Niveau. Auch daher dürfte für viele "The Hills have Eyes" zu drastisch wirken. Hervorzuheben sei der Mut & die Professionalität der Produktion, die Entartungen nicht aufgrund limitierter Möglichkeiten in Dunkelheit zu hüllen (wie etwa in "Alien vs. Predator").
Kommen kassentauglichere Produktionen gerne ohne Subkontext aus, beispielsweise "House of Wax" (ausgenommen Oberflächlichkeit als Untugend), verfolgt "The Hills have Eyes" eine deutlich klassischere Machart.
Einerseits werden Entstellungen vorgeführt, auf den ersten Blick in der typischen Betrachtungsweise als unnatürlichen Kreaturen. Mitleid und Abneigung stehen im Wechsel. Andererseits sind jedoch die Menschen selbst (die amerikanische Regierung) für die Schicksale verantwortlich. Die Atombombentests der 50er Jahre werden angeprangert, deren Schäden bis zum heutigen Tag Nachwirkungen bereiten. Dies geschieht zu Beginn visuell, im Verlauf der Geschichte im unmissverständlichen Dialog.
Regisseur Aja liefert Angst und Schrecken, ohne das Publikum wiederholt mit mahnenden Zeigefinger zu entlassen. Der blutrot hinterlegte Abspann (ein trickreiches Mittel) hinterlässt das Gesehene als Einzigartig in Erinnerung.
Dennoch ist die Kritik zur Politik in Amerika unausweichlich, bedenke man die 'Befriedung' im Irak, die unplanmässig zahlreichen Golfkrieg-Opfer auf Seiten der amerikanischen Soldaten oder die immensen Auswirkungen der über
Hiroshima abgeworfenen Atombombe.
Als direktes Statement sei der Vater der Familie zitiert: "Bobby, leave Doug alone. He's a democrat. He doesn't believe in guns.".
In der Darstellung von Gewalt (physischer wie psychischer) ähneln sich dabei "The Hills have Eyes" und "The Devils Rejects", wobei sich letzterer stärker auf die allgemein gültige Moral konzentriert: Wer böses tut muss dafür büßen.
Schließlich lässt sich "The Hills have Eyes" trotz einer Hand voll Anschlussfehler (Sonnenstände die zwischen Schnitten wechseln, atmende Leichen oder verschlossene Türen, die kurze Zeit später ohne aufzuschließen geöffnet werden..) als einen der besten Horrorfilme der letzten Jahre bezeichnen. Dies ist ein expliziter und lauter Film, den man bewusst mehrfach ansehen sollte.
187-Skala: 0.2
Schlecht....
Zerogirl (1), 27.03.2006
...denn der Film langweilt so dermaßen, da nützt auch die völlig überzogene Gewaltdarstellung nichts. Ein Logikfehler reiht sich an den nächsten und der größte Unsympath überlebt dann auch noch und steht vorher auch noch in Siegerpose im Bild, während Heldenmusik donnert...das soll wohl Satire sein. Hat das Original mich damals schon gelangweilt, so tut es dieser Aufguß erst recht. "Wrong Turn" ist diesem Film um Meilen voraus. Und der versucht erst garnicht "politisch" daher zukommen.
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