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The Namesake - Zwei Welten, eine Reise
Kanada 2006, Laufzeit: 122 Min.
Regie: Mira Nair
Darsteller: Kal Penn, Tabu, Irrfan Khan, Jacinda Barrett, Zuleikha Robinson, Glenne Headley, Brooke Smith

Ein bengalisches Paar zieht in den 70ern nach New York. Regisseurin Mira Nair begleitet die Familie und ihr Leben zwischen zwei Kulturen über drei Jahrzehnte. Berührendes Migrantendrama "Reisen, ohne sich zu bewegen", erfährt der junge Ashoke Ganguli (Irrfan Khan) auf einer Zugfahrt von einem alten Mann, "dazu sind Bücher da." Und das gilt freilich auch für Filme. In Mira Nairs Drama geht es aber neben der Ausreise ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten vor allem um die Reise im Kopf ihrer Protagonisten, die zwischen ihren indischen Wurzeln und amerikanischer Gegenwart hin- und hergerissen werden: In Kalkutta ehelicht Ashoke per Kuppel-Hochzeit die junge Ashima (Tabu) und versucht, mit ihr in New York ein neues Leben aufzubauen. Ashoke ist schicksalhaft mit dem russischen Literaten Gogol verbunden. Und während er tagsüber außer Haus studiert, fühlt sich seine junge Frau in der Fremde ähnlich lebendig begraben wie Gogol, den dieses Schicksal ja vermutlich ereilte. Doch das Paar fasst Fuß, bekommt zwei Kinder und zieht in einen netten Vorort von New York. Den älteren Sohn (Kal Penn) nennt das Paar Gogol. An ihm spiegelt Mira Nair die Generation von Kindern, deren Eltern nach Amerika ausgewandert sind und die selbst der neuen Heimat näher sind als ihren Wurzeln. Amerika erzieht Gogol zum jugendlichen Freidenker und Rebell, dem verkuppelte Hochzeiten und die veralteten Ansichten seiner Eltern fremd sind. Die Kommunikation innerhalb der Familie gestaltet sich zunehmend schwierig. Mira Nair inszeniert ein berührendes und vor allem auch humorvolles filmisches Statement zur Migration, das auf dem Roman von Jhumpa Lahiri beruht, die darin autobiographische Erlebnisse verarbeitet. Die Stärke beider Entwürfe ist die unpathetische, menschliche Herangehensweise und der Vorsatz, weder belehren noch urteilen zu wollen. Es geht nicht darum, die Vorteile einzelner Kulturen gegeneinander auszuloten, sondern um die Schicksale und Entscheidungen der Menschen, die sich für diesen Schritt entscheiden. Somit lassen sich auch viele Nuancen verallgemeinern, und der Film spricht sicherlich länderübergreifend ganzen Generationen von Migranten aus der Seele.

(Hartmut Ernst)

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