Tödliche Entscheidung - Before the Devil Knows You´re Dead
USA 2007, Laufzeit: 117 Min.
Regie: Sidney Lumet
Darsteller: Philip Seymour Hoffman, Ethan Hawke, Albert Finney, Marisa Tomei, Michael Shannon, Jordan Gelber, Natalie Gold, Rosemary Harris, Amy Ryan
Großes Schauspieler-Kino
Kolja (2), 23.05.2008
Tja, den Kinoabend hatte ich mir dann doch etwas anders vorgestellt. Der Titel "Tödliche Entscheidung" klang nach einem konventionellen Thriller, Popcorn-Kino eben. Doch gleich zu Beginn war klar, dass es den Zuschauern hier nicht so leicht gemacht werden würde. Die Story, der Zerfall einer ohnehin nicht intakten Familie durch einen missglückten Raub, wird hier sehr realistisch dargestellt. Die Düsternis wird bis zum Filmschluss konsequent durchgehalten, auch Szenen, die einer gewissen Komik nicht entbehren (Maskierung vor dem Überfall mit Perücke, Sonnenbrille und angeklebtem Bart) erlauben es dem Zuschauer nicht, in befreiendes Gelächter auszubrechen. Trotzdem oder gerade, weil hier keine Zugeständnisse an den Kommerz gemacht werden, ragt dieser Film aus den anderen derzeitig laufenden heraus. Die Schauspieler sind brilliant, jede Rolle wirkt absolut authentisch. Sehenswert.
So bitte
Raspa (392), 05.05.2008
Sicher, äüßere Spannung im üblichen Sinne eines Thrillers (Wird der Überfall gelingen?) gibt es hier nicht. Dafür wird man mit einem Kaleidoskop von immer neuen Aspekten entschädigt, die uns immer tiefer in die ausweglose Lage der (glänzend gespielten) Protagonisten hineinziehen. Nicht für jeden Plot eignet sich eine solche Herangehensweise, hier aber ist sie von einem großen alten Meister des amerikanischen Kinos brillant umgesetzt. In der Vorstellung, die ich sah, war förmlich zu spüren, wie sehr der ganze Saal gepackt war - an vorzeitiges Hinausgehen hat niemand auch nur eine Sekunde gedacht, wie mir schien. Tipp: Ansehen!
ähm.......so nicht bitte :-)
elvis (77), 29.04.2008
Also irgendwie scheint das ja jetzt cool zu sein, den Film nicht mehr chronologisch zu zeigen.
Nur muss es dann bitte auch einen Sinn machen ! Hier wird aber immer nur wieder von einem anderen Zeitpunkt aus angefangen, da die Perspektive sich nicht ändert ist das dann nur öde.
Der Film kommt auch echt schwer in Schwung und wenn die Musik nicht wäre, wären warscheinlich Leute rausgegangen. Die ist aber wieder nur eine Art Kitt für die zerflückte Storry, weil Die Charaktere zu flach bleiben und das Drehbuch weils vorhersehbar bleibt, echt bescheiden ist.
Die Hölle auf Erden
hecki77 (3), 19.04.2008
Jedem, der einen Blick in die Hölle nicht verträgt, ist abzuraten, in diesen Film zu gehen. Er baut nicht auf, er ist nicht optimistisch, er hat kein happy-end.
Er wird getragen von erstklassigen schauspielerischen Leistungen: die Hauptdarsteller Hoffman und Hawke sowieso, der Vater, ebenfalls hervorragend: Marisa Tomei: die Szene, in der sie ihn verlässt, wankt und schwankt, man bricht beinahe mit ihr zusammen.
Man ahnt die nahende(n) Katastrophe(n). Sie wäre(n) an vielen Punkten aufzuhalten, aber: der Regisseur will es nicht anders. So folgt man ihm im Hinblick auf das menschliche Drama wiederwillig und aus filmästhetischen Gründen fasziniert: jedes Bild sitzt, filmisch perfekt.
Dem Drama zugrunde liegt der klassische Vater-Sohn-Konflikt um den sich viele, für sich genommen schon genügend dramatische Situationen entfalten. Hier hat wirklich der Teufel seine Hand im Spiel. Und es zeigt sich: schon der Gedanke an das Falsche kann tödlich sein, ist es hier in einer filmdramatisch unaufhaltsamen Art, dass es beinah weh tut.
Ein Meisterwerk eines großen Regisseurs mit großartigen Schauspielern. Die Erzähltechnik in Rückblenden ist eigen, aber der tödlichen Komplexität des Dramas und den unterschiedlichen Perspektiven völlig entsprechend entwickelt.
Zurück bleibt nichts Tröstliches. Nur das Gefühl, das eigene Leben auf jeden Fall besser hinzukriegen und immer wieder die richtige und nicht die ins Verderben führende Entscheidung zu treffen.
Drama Drama Drama
minkapferdchen (28), 18.04.2008
Würde mir jemand sagen `nun denk dir mal eine der schlimmst möglichen Situationen aus in die ein Mensch geraten kann und schreib dann ein Drehbuch in dem dann alles nochmal schlimmer kommt´dann käme wohl so etwas heraus wie dieses Spätwerk von Sidney Lumet.
Fassungslos starrte ich geschlagene zwei Stunden lang auf die Leinwand des großen Kinosaal 1 im Metropolis in der sich von der ersten Sekunde an die Abwärtsspirale zu drehen begann für die beiden -sowiso schon-äußerst bemitleidenswerten Hauptdarsteller.
Wenn man dann in der mit Rückblenden erzählten Geschichte alle 10 Minuten feststellt dass die Dinge von denen man sowiso schon dachte dass sie unglaublich unerhört und ausweglos schlimm sind in Wirklichkeit noch viel schlimmer kommen, dann bleibt einem als Zuschauer fast nur noch die Möglichkeit zu lachen oder das Kino frühzeitig zu verlassen mit der quälenden Frage im Gehirn warum man in Hollywood glaubte mir diese Story erzählen zu müssen. Das Drama findet keine Wendung, bietet keinen Lösungsansatz, keinen aha Moment.
Nur die gerade Rolltreppe Abwärts.
Kein independent Film. Eher ein In den Kopf schiess Film.
Maxi
woelffchen (597), 16.04.2008
Klassisches Schauspielerkino - ein großartiges Drehbuch - durchgängig hervorragende schauspielerische Leistungen - Lumets Regie mit großer Inspiration - hochkomplexes, bösartig-düsteres Charakterportrait - klassisches Independent-Kino - eben: maximal!
(Wortzitate aus: Carsten Baumgardt, www.filmstarts.de)
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