We want Sex
GB 2010, Laufzeit: 113 Min., FSK 6
Regie: Nigel Cole
Darsteller: Sally Hawkins, Bob Hoskins, Miranda Richardson
Munter erzähltes Gleichstellungsdrama
Streik!
„We Want Sex“ von Nigel Cole
Heutzutage gehen Arbeiter und Arbeiterinnen für den frühen Ruhestand auf die Straße oder legen einfach mal ohne existenzielle Not sämtliche Flughäfen ihres Landes lahm. Derartiger Aufruhr erscheint spätestens mit diesem Film als Wohlstandstrotz und Luxusproblem. 1968 schließlich gab es noch ganz andere Sorgen. Zum Beispiel die Arbeitsbedingungen von Frauen in der westlichen Zivilisation. In Großbritannien begannen Arbeiterinnen Ende der 60er aufzubegehren. 1970 wurde in England ein Gleichstellungsgesetz verankert. Wie es dazu kam, davon erzählt dieser Film.
In den Ford-Werken Dagenhams sitzt Rita (Sally Hawkins, „Happy-Go-Lucky“) mit anderen Frauen in der trostlosen Fabrikhalle und näht Autositz-Bezüge. Die Luft ist stickig, das Dach undicht, der Lohn schlecht. Rita und ihre 187 Kolleginnen nehmen es mit Humor – bis das Management beschließt, die fleißigen Näherinnen als ungelernte Arbeitskräfte einzustufen. Nun platzt den Frauen der Kragen: Unterstützt vom Gewerkschaftsvertreter Albert (Bob Hoskins) gehen sie auf die Barrikaden. Anfangs noch zaghaft. Rita, die unverhofft zur Anführerin gekürt wird, ist schüchtern und obrigkeitshörig. Unorthodoxe Argumente und zunehmend selbstbewusste Schlagfertigkeit weisen das Weltbild der konservativen Männer jedoch schon bald in die Schranken. Es folgen klassische Einschüchterungsversuche des Vorstands, die jedoch angesichts wachsenden Zuspruchs abprallen. Der Streik, der den erfolglosen Verhandlungen folgt, bereitet nicht nur dem amerikanischen Ford-Chef Kopfschmerzen. Die Ereignisse fordern die Briten zum gesellschaftlichen Umdenken auf und finden in der feurigen Labour-Party-Ministerin Barbara Castle (Miranda Richardson) Unterstützung. Und die Männer? Denen vergeht schon bald das Schmunzeln – vom Vorstandschef bis zum Ehemann.
Frech und temporeich inszeniert Regisseur Nigel Cole („Kalender Girls“) sein tragikomisches Arbeiterkampf-Drama. Eingebettet in glaubwürdiges Zeitkolorit erzählt er von einer Ära, in der die Männer noch fest im Sattel saßen und die Frauen mit arroganter Selbstverständlichkeit bevormundeten. Da droht dem Streik ganz schnell der Knatsch daheim. Neben der Emanzipation der Arbeiterinnen schildert Cole durchaus ironisch die Mechanismen, mit denen Firmen-Vorstände ihre Kritiker einzuschüchtern versuchen, sei es über finanzielle oder emotionale Ansätze. Vorgänge, an denen sich bis heute wenig geändert haben dürfte. Irgendwann verzettelt sich die Geschichte in privaten Dramen, wenn sie den Fokus auf Ritas Kollegin Connie richtet, die daheim ihren kriegstraumatisierten Gatten pflegt und zwischen Fürsorge und Arbeiterkampf zerrissen ist. Andererseits spiegelt Ritas Verhältnis zu ihrem Ehemann gelungen den gesellschaftlichen Missstand – und weiß damit schlussendlich auch zu berühren. Ein charmanter, gut besetzter Film über die Gleichberechtigung, Gewerkschaftsmachos und starke Frauen.
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Emilia Pérez
Start: 28.11.2024
The Outrun
Start: 5.12.2024
Here
Start: 12.12.2024
All We Imagine As Light
Start: 19.12.2024
Freud – Jenseits des Glaubens
Start: 19.12.2024
Die Saat des heiligen Feigenbaums
Start: 26.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025