Keiner hätte sich träumen lassen, dass sich die Memoiren eines über 80jährigen Schauspielers, dessen letzter Kinofilm als Hauptdarsteller hierzulande vor fast 20 Jahren über die Leinwände flimmerte („Die Troublemaker“, 1994), derart gut verkaufen würden. Bud Spencer selbst war darüber sehr verwundert, sein deutscher Verleger Oliver Schwarzkopf ebenfalls angenehm überrascht. Mehr als 130.000 verkaufte Exemplare von „Bud Spencer – Mein Leben, meine Filme: Die Autobiografie“ und die wochenlange Höchstplatzierung in der Spiegel-Bestsellerliste sprechen allerdings eine eindeutige Sprache: Dieser Mann ist eine Legende, an deren Popularität nicht zu rütteln ist. Bud Spencer bedankt sich bei seinen unzähligen Fans mit Signiertouren durch zahlreiche deutsche Städte (im vergangenen Monat machte er auch mehrfach in NRW Station) und hat nun nach gerade mal elf Monaten bereits den zweiten Teil seiner Autobiografie vorgelegt: „In achtzig Jahren um die Welt“.
Einerseits liegt natürlich die Vermutung nahe, dass mit einem solchen „Schnellschuss“ der sagenhafte Erfolg des ersten Buches rechtzeitig weiter ausgeschöpft werden soll. Andererseits scheint es aber Bud Spencer ein echtes Bedürfnis gewesen zu sein, mit diesem zweiten Buch mehr in die Tiefe zu gehen und Themen und Begegnungen detaillierter zu schildern, die er im ersten Teil lediglich angerissen hatte. Insofern war „Mein Leben, meine Filme“ ein Buch für die breite Masse, in der jeder, vom eingefleischten Hardcore-Fan bis hin zum interessierten Bud-Laien, zahlreiche Informationen zum ersten Mal aus erster Hand erfahren konnte. Für die wirklichen Insider blieb hier nicht viel Neues, aber das Buch war dermaßen pfiffig und kurzweilig geschrieben, dass es zumindest einen hohen Unterhaltungswert hatte und eben erstmals Einsichten lieferte, die von Bud Spencer direkt kamen. Das enorme Echo auf das Buch bestand auch aus unzähligen Fanbriefen, in denen Nachfragen zu der einen oder anderen Begegnung gestellt wurden, und in denen moniert wurde, dass er sein Privatleben fast vollständig ausgeklammert hatte und dass man kaum etwas über seine große Familie erfährt. All diese Kritikpunkte hat sich der schwergewichtige Neapolitaner nun zu Herzen genommen und im zweiten Teil seiner Memoiren aufgegriffen. Wesentlich detaillierter beschreibt er nun seine zahlreichen Weltreisen mit absurden und witzigen Zwischenfällen, und wird dabei nicht müde, seine Liebe zu Deutschland und seinen Fans hier zu bekunden. Herrlich selbstironisch gibt er sich in Bezug auf seine zahlreichen Misserfolge, die zumeist nichts mit seinen Leinwandauftritten, sondern mit seinen privaten Unternehmungen zu tun hatten. Denn Spencer ist auch ein leidenschaftlicher und umtriebiger Tüftler und Erfinder, der mit seinen Ideen aber immer wieder auf die Nase fiel.
Stilistisch knüpft „In achtzig Jahren um die Welt“ an die Tonalität des erfolgreichen Vorgängers an. Mit einem einleitenden fiktiven Brief an seine künftige Ehefrau Maria Amato (mit der er seit 1960 nach wie vor glücklich verheiratet ist!), zurückdatiert ins Jahr 1959, greift er den surrealen Traumstil wieder auf, der auch im ersten Buch die Klammer für die geschilderten Ereignisse lieferte. Auch hier geht es um die Begegnung des ehemaligen Schwimmweltmeisters Carlo Pedersoli (Bud Spencers bürgerlicher Name) mit seinem 50 Jahre älteren Alter Ego, einem in die Jahre gekommenen Filmschauspieler. Anschließend widmet er ganze Kapitel den Regisseuren und Leinwandpartnern seiner Filme, die zuvor zu kurz gekommen waren. Einen zweiten Brief adressiert er an Mario Girotti, der unter dem Künstlernamen Terence Hill der bekannteste seiner Co-Stars in mehr als einem Dutzend Filmen war. Auch hier weist er zum wiederholten Male darauf hin, dass trotz der ganzen Kabbeleien vor der Kamera zwischen den beiden privat nie ein böses Wort gefallen ist, und dass sie sich nach wie vor blendend verstehen. Ein „budologischer Anhang (mehr Bud als logisch)“ wirkt ein wenig aufgesetzt. Hier gibt es neben etlichen Seiten mit Originalzitaten aus
Bud-Spencer-Filmen auch Kommentare zu fiktiven Kämpfen der Leinwandfigur Bud Spencer mit ähnlich ikonografischen Gestalten wie King Kong, 007, Godzilla oder Rambo. Zum Abschluss haben dann aber noch einmal die Fans das Wort, die über Facebook dazu aufgerufen waren, Bud für dessen zweites Buch Fragen zu stellen. Die 33 originellsten davon haben es nun ins Buch geschafft und werden dort auf den letzten acht Seiten von Spencer beantwortet.
„Bud Spencer – In achtzig Jahren um die Welt – Der zweite Teil meiner Autobiografie“ | von Bud Spencer mit Lorenzo De Luca | Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag Berlin 2012
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