Es gibt 683 Beiträge von Colonia
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09.03.2003
An einem frühen Sonntag Abend in einem Kölner Kino sitzen größtenteils Frauen um die 50 sowie exakt drei begleitende Männer und schauen "Frida". Ist "Frida" also ein Frauenfilm? Ich weiß es nicht. Jedenfalls bietet Leben und Streben der bekanntesten Malerin Mexikos (1907-1954) reichlich Stoff für mehr als nur eine Filmlänge. Das ist vielleicht auch schon das Hauptproblem: Ein Film kann Frida Kahlo gar nicht gerecht werden, weil selbst bei 123 Minuten so viele Lebensstationen lediglich angedeutet oder angerissen werden können, dass vieles oberflächlich bleibt.
Frida als Persönlichkeit, als Charakter, wird dem Zuschauer (in diesem Fall: den Zuschauerinnen) sehr wohl nahe gebracht. Das liegt an ihrer Darstellerin Salma Hayek, der anzumerken ist, wie sehr ihr diese Produktion am Herzen lag. Ihre Rolle steht und fällt mit dem kongenialen Partner Alfred Molina ("Nicht ohne meine Tochter", "Chocolat" etc.), der Fridas Ehemann, den mexikanischen Künstler Diego Rivera (1886-1957), verkörpert (und "verkörpern" kommt in diesem Fall absolut von "Körper"; der Mann ist einfach präsent!). Beiden zuzusehen ist eine Wonne.
Frida als Künstlerin oder gar als glühende Kommunistin, kommt im Film nicht so recht rüber. Vielleicht ist es auch dem eher konservativ-zugeknöpften US-Publikum geschuldet, dass die Bereiche Kommunismus und Fridas Affären mit Frauen harmlos-nette Randnotizen bleiben.
Insgesamt fand ich den Film eher unausgewogen: Die erste Hälfte war interessant, ja mitreißend (und diese wunderbaren Farben!), die zweite langweilte mich nur noch. Und am Ende berührte mich Frida Kahlos Schicksal (Schmerzen, Fußamputation, Scheidung) leider nicht mehr.
Post scriptum: Wirklich ärgerlich war mal wieder der Ort des Geschehens, in diesem Fall "Residenz 4" in Köln. Ein "Kino" aus der Abteilung Schuhkarton mit einer Leinwand Nunancen größer als der heimische Fernseher und nicht ansteigenden Sitzreihen. Da muss man den Hals ganz schön recken, um das komplette Bild zu sehen. So sind das, was vom Film am längsten in Erinnerung bleibt, leider nur die Nackenschmerzen.
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04.03.2003
"Smoke Signals" lief damals im "Broadway"-Kino auf der Kölner Ehrenstraße. Ich mochte dieses Kino, sein Abriss ist ein Verlust für diese Stadt. Dort liefen Filme jenseits des Mainstreams, Filme, für die sich oft nur eine Handvoll Besucher begeistern konnten.
"Smoke Signals" war so ein Film. Ein Roadmovie, das eine Premiere in der Filmgeschichte darstellte: Erstmals wurde ein Kinofilm komplett von und mit Indianern realisiert und produziert. Das Buch stammt vom bekannten indianischen Autor Sherman Alexie (dessen Romane, z.B. "Indian Killer" oder "Reservation Blues", auch in Deutschland erschienen sind). Alexie verarbeitete dazu Elemente aus "The Lone Ranger and Tonto fistfight in heaven". Regie führte Chris Eyre, ein Cheyenne. Die indianischen Schauspieler sind zum Teil aus anderen, größeren Produktionen bekannt: Adam Beach, Darsteller des Victor, sah man das erste Mal als Squanto 1993 im gleichnamigen Disney-Film. Zuletzt wirkte er als Navajo Code-Talker neben Nicolas Cage in "Windtalkers" mit. Gary Farmer, der Victors Vater spielt, kennt man aus "Dead Man" mit Jonny Depp und "PowWow Highway", Tantoo Cardinal spielte in "Der mit dem Wolf tanzt" und "Schweigende Zunge" Hauptrollen, Irene Bedard sprach die Pocahontas im Disney-Zeichentrickfilm und soll auch deren Real-Vorlage gewesen sein.
Beim Thema "indianisches Roadmovie" denkt man vielleicht an den bekannteren Streifen "Zwei Cheyenne auf dem Highway" ("PowWow Highway", 1988). "Smoke Signals" geht zwar in eine ähnliche Richtung, der Film ist jedoch in der Grundaussage ernster und was den Humor angeht indianischer. Er erzählt von Vicors und seinem Freund Thomas' Reise aus ihrem ärmlichen Reservat in Idaho nach Arizona, wo sie die Asche von Victors Vater holen wollen. Die beiden sind Coeur d'Alene. Der Stamm ist wenig bekannt, denn er brachte keine großen Krieger hervor wie beispielsweise die Prärieindianer der Sioux-Stämme oder die kriegerischen Apachen im Südwesten. Ein bisschen in Vergessenheit geraten scheint auch die gesamte heutige Lebenssituation der Indianer in Idaho: Am Ende der Welt liegt die Reservation, keine Spur von Tourismus oder Casinos, in denen die Weißen ihre Dollars verspielen, wie anderswo in den Vereinigten Staaten. Die Situation ist geprägt von Arbeitslosigkeit und Armut. Aus dieser Szenerie heraus, die weder klischeehaft ist noch angeprangert wird, brechen die beiden Freunde per Greyhound-Bus in eine andere Welt auf. Das ist humorvoll bis zuweilen poetisch und von der tiefer gehenden Frage nach Schuld, Sühne und Vergebung geprägt und auf jeden Fall sehenswert.
"Smoke Signals" wurde auf Redford's Sundance-Festival preisgekrönt. Vielleicht fand er deshalb einen deutschen Verleih. Wie gerne würde die Rezensentin nun auch den neuen Film von Chris Eyre, "Skins", sehen, wenn der denn mal gezeigt würde. Letztes Jahr lief er in München auf dem Filmfest, aber der flüchtige Blick einiger Kritiker vor Ort scheint schon alles zu sein, was uns hierzulande vergönnt ist. Dabei ist "Skins" mit Graham Greene und Eric Schweig in den Hauptrollen überaus (indianisch) prominent besetzt. Also bitte, liebe Verleiher, fasst euch ein Herz!
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03.03.2003
Ich sach ma so: Ungewöhnlich ist der Film auf jeden Fall. Zumindest für einen deutschen Streifen. Irgendwie hat er auch was ganz Reizvolles. Aber was? Ich bin nicht ganz dahinter gestiegen. Denn eigentlich belustigt bis ärgert es mich, wenn ein deutscher Regisseur (Rainer Kaufmann) versucht, einen Film so aussehen zu lassen, als habe er zu viel Tarantino und Lynch geschaut. Das müsste zwangsläufig schief gehen, funktioniert hier aber einigermaßen gut. Denn "Long hello" hat Witz und merkwürdigen Charme und vor allem bestens aufgelegte Darsteller: Marc Hosemann, mir vor "Long hello" (1999) gänzlich unbekannt, ist lecker anzusehen, Nicolette Krebitz und Sunnyi Melles spielen in der Profi-Liga und das oft gesehene TV-Gesicht Axel Milberg ist so was wie eine späte Leinwand-Entdeckung. Ach ja, kein Kaufmann-Film ohne Kuhauge Riemann, die aber gottlob stark verkleidet in einer Nebenrolle verbleibt. Den besten Gag des Films liefert ganz unverhofft Hannelore Hoger als Ärztin. Klasse! (Nur gut 57.000 Kino-Besucher wollten sich auf das Experiment "Long hello and short goodbye" einlassen.)
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03.03.2003
Es wird gelacht und geweint und zwar gesamtdeutsch: Schon in der zweiten Woche hatte "Good bye, Lenin" die Besuchermarke von 1 Million überschritten. Das tut gut! Und ist gut. Für den deutschen Film ebenso wie für die deutsch-deutsche Befindlichkeit.
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24.02.2003
... einfach erzählt. Realistisch, sehr gut gespielt (wie immer ganz wunderbar: Katrin Saß in der Hauptrolle, die 2001 den dt. Filmpreis als beste Darstellerin dafür bekam), kein Kitsch, kein Herzschmerz, lange und langsame Kameraeinstellungen, fast ein Kammerspiel. Ein Film wie das richtige Leben. Und das ist nicht immer schön, sondern kann zeitweise ganz schön depremierend sein. Das wollten im Kino nur 116.000 Menschen sehen (D und CH), ist aber durchaus auch TV-tauglich.
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24.02.2003
Spannender, gut gemachter und toll besetzter Film. Gutes Drehbuch, gut umgesetzt. Packend bis zum Schluss.
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23.02.2003
Vorweg: Mir war nie zuvor und nie nachher nach einem Kinobesuch so schlecht! Zum einen ist die Wackelkamera, ausgebreitet auf großer Leinwand, nichts für jedes Auge (see- bzw. sehkrank!), zum anderen gehört die Hinrichtungsszene zum Heftigsten, was ich je in einem Film gesehen habe. Wenn das nicht ein ungemein beeindruckendes Plädoyer gegen die Todesstrafe ist, dann weiß ich's nicht. - "Dancer in the dark" ist eine ziemlich merkwürdige Mischung aus Musical und überlangem Dogma-Film-Melodram. Das kann streckenweise quälend sein. Schön und bunt und mitreißend wird es immer dann, wenn sich Protagonistin Selma (gespielt von der isländischen Sängerin Björk in ihrer ersten Kinorolle) in die Welt ihrer geliebten Musicals träumt. Den faszinierenden Soundtrack hierzu lieferte Björk selbst. Ansonsten ist sie mir als Selma einfach eine Spur zu knuffig und zu sehr naiver Gutmensch. Da gefällt mir Cathérine Deneuve als Cathy um Längen besser. Ihre Figur ist um einiges differenzierter. - "Dancer in the dark" ist ein anstrengender aber auch ergreifender Film, wenn man denn erst einmal die erste Stunde durchgestanden hat. Wie gesagt: Nichts für allzu zarte Menschen. 2000 gab's in Cannes die Goldene Palme, anschließend haben sich immerhin fast 3,8 Mio. Menschen diesen nicht eben einfachen Film angesehen (die meisten übrigens in Frankreich, 9.912 in Island). Wie viele zwischendurch wegen Übelkeit das Kino verlassen haben, ist nicht bekannt.
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23.02.2003
Prall gefülltes Schlachtengemälde aus der Kiste "Als Männer noch Männer waren". Für die große Leinwand gemacht. Und auf die Öhrchen gibt's besten James Horner.
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23.02.2003
Irgendwie saß ich mal wieder mit völlig falschen Vorstellungen im Kino. Erwartet hatte ich eine Komödie. Bekommen habe ich einen Einblick in die Pornofilm-Szene der 70er Jahre. Oder das, was Jungregisseur Paul Thomas Anderson dafür hält. Der Film erzählt vom Aufstieg und (Ver-) Fall eines männlichen Pornodarstellers, gespielt von Mark Wahlberg. Der ist farblos wie immer, aber Burt Reynolds, der alte Hollywood-Haudegen, in der Rolle des Porno-Produzenten hat eine schier unglaubliche Leinwandpräsenz (Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller). Die knallbunte 70er-Jahre-Ausstattung ist ebenso witzig wie sehenswert, ansonsten langweilt der 152-min-Streifen mehr als dass er unterhält oder berührt. Schade.
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23.02.2003
Eine Story wie 1000 andere auch und dennoch schön, mitreißend, Mut machend, den eigenen Weg zu gehen und vor allem wunderbar gespielt. Jamie Bell in der Titelrolle ist eine echte Entdeckung. Ansonten: Viele anrührende Momente, netter Soundtrack. Schön auch der Bezug zum Heute am Ende des Films: Da tanzt der inzwischen erwachsene Billy im Swan-Lake-Ensemble. Die Truppe gibt's übrigens wirklich; sie brachte ihre Version des "Schwanensee" nicht nur in London überaus erfolgreich auf die Bühne, sondern war damit auf Tour und gastierte auch hier in Köln. ("Billy Elliot" hatte beachtliche 12,6 Mio. Besucher weltweit!)
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