Das rotgrün getünchte Land NRW schafft einmal mehr merkwürdige Fakten bei der Kulturförderung. Und wieder ist es die so genannte Freie Kultur, die darunter leiden muss. Weil die Kunststiftung NRW (reinrassig landeseigene Mittel) keine 150.000 Euro aus der Portokasse mehr übrig hat, stehen die Impulse, das internationale Festival der Freien Theater (das ist nicht nur Deutschland!) mal wieder vor dem Aus. Schon die vergangene Ausgabe 2013 unter der Regie von Florian Malzacher musste mit Mittelkürzungen leben. Nun mag es aus der freien Theaterschaft viele geben – es sind meist die, die nie Berücksichtigung fanden – die mitleidlos dem unwürdigen Spektakel zusehen. Sie hoffen, ein paar Brocken der freiwerdenden Summe zu ergattern, doch jetzt zu denken, dass dieses Geld ausgerechnet bei den darstellenden Künsten der freien Szene in NRW verbleiben könnte, ist absurd. Da gäbe es reihenweise Anwärter, die nicht nur mehr Anrecht und – das muss man so sagen – mehr künstlerisches Zukunfts-Potential besäßen. Denken wir an die armen Musiker, die noch ärmeren Komponisten, die stets mittellosen freien bildenden Künstler, selbst die Übersetzer in Straelen könnten solche Mücken noch besser gebrauchen.
Aber was würden wir verlieren? Ein Festival, das seit 25 Jahren die einzige Möglichkeit bietet, konzentriert vielleicht neue junge Positionen auf den heimischen Bühnen zu sehen und das ohne den Zwang zu Event-Hascherei oder spezieller Tourismusförderung (und glücklicherweise noch immer ohne allgemeine „Qualitäts-Garantie“). Dass dieses Festival seit 2007 nur alle zwei Jahre stattfinden kann, war damals dem schwarzgelben Rotstift geschuldet und schien die einzige Möglichkeit, diese NRW-Kulturmarke zu erhalten, aber sie wurde dadurch wenigstens internationaler. Ich könnte problemlos eher wieder auf die in Millionen Euro schwimmende RuhrTriennale verzichten (reinrassig landeseigene Mittel, mit denen auch die so genannte Industriekultur subventioniert wird) als auf die gewachsenen und über lange Zeit erkämpften freien Strukturen, von denen eh schon viele den merkwürdigen Standortfaktoren zum Opfer gefallen sind. Erinnert sich vielleicht noch einer an das Theaterfestival Ruhr, kurz "T 7" genannt und an den steinigen Weg dorthin?
Lesen Sie dazu konträr: www.engels-kultur.de/implusion
Hier finden Sie die erste Stellungnahme des Bundesverbands Freier Theater.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Mit allen Wassern gewaschen
Franziska Werner wird neue Leiterin des Festivals Impulse – Theater in NRW 07/24
„Wir haben viel ausprobiert in den zwei Jahren“
Haiko Pfost über das Impulse Theater Festival 2022 – Premiere 06/22
Heiße Steine
Das Impulse Festival 2015 – Theaterleben 07/15
Implusion
Impulse-Festival vor dem Aus – Theateleben 03/14
„Wir nehmen sehr ernst, was die deutschsprachigen Künstler angeht“
Die Impulse Theater-Biennale 2013 ist schon jetzt mehr als ein Festival – Premiere 05/13
Endspurt für Mammut-Projekt
Beethovenhalle kurz vor der Fertigstellung – Theater in NRW 11/24
Jünger und weiblicher
Neue Leitungsstruktur am Mülheimer Theater an der Ruhr – Theater in NRW 10/24
Überleben, um zu sterben
Bund will bei der Freien Szene kürzen – Theater in NRW 09/24
Bessere Bezahlung für freie Kunst
NRW führt Honoraruntergrenzen ein – Theater in NRW 08/24
„Zero Waste“ am Theater
Das Theater Oberhausen nimmt teil am Projekt Greenstage – Theater in NRW 06/24
Demokratie schützen
Das Bündnis Die Vielen ruft zu neuen Aktionen auf – Theater in NRW 05/24
Theatrales Kleinod
Neues Intendanten-Duo am Schlosstheater Moers ab 2025 – Theater in NRW 04/24
Neue Arbeitszeitregelungen
Theater und Gewerkschaften verhandeln Tarifvertrag – Theater in NRW 03/24
„Der Tod ist immer theatral“
Theatermacher Rolf Dennemann ist gestorben – Theater in NRW 02/24
Standbein und Spielbein
Pinar Karabulut und Rafael Sanchez gehen nach Zürich – Theater in NRW 01/24
Das diffamierende Drittel
Einkommensunterschiede in der Kultur – Theater in NRW 12/23
Neues Publikum
Land NRW verstetigt das Förderprogramm Neue Wege – Theater in NRW 11/23
Analoge Zukunft?
Die Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund eröffnet ihren Neubau – Theater in NRW 10/23
Tausch zwischen Wien und Köln
Kay Voges wird Intendant des Kölner Schauspiels – Theater in NRW 09/23
Folgerichtiger Schritt
Urban Arts am Theater Oberhausen – Theater in NRW 08/23
Neue Allianzen
Bühnen suchen ihr Publikum – Theater in NRW 07/23
Interims-Intendant für den Neuanfang
Rafael Sanchez leitet ab 2024 das Schauspiel Köln – Theater in NRW 06/23
And the winner is …
Auswahl der Mülheimer Theatertage – Theater in NRW 04/23
Knappheit und Kalkulation
Besucher:innenzahlen am Theater steigen – Theater in NRW 03/23