Wenn diese Kolumne erscheint, begeht das größte und älteste Frauenfilmfestival der Welt, das Festival International de Films de Femmes, in Créteil in der Nähe von Paris, seinen 30sten Geburtstag. Durchaus ein Anlass innezuhalten, um darüber nachzudenken, ob Frauenfilmfestivals noch zeitgemäß sind und worin ihre Aufgabe besteht.
Spezialfestivals aller Ausrichtung werden heute kaum mehr in Frage gestellt. Schwul/lesbische Festivals sind längst Allgemeingut geworden. Frauenfilmfestivals verunsichern offenbar noch immer. Denn die Frage, ob Männer bei den Veranstaltungen zugelassen sind, wird nach wie vor gestellt.
Ist diese Frage oder die Veranstaltungsform noch zeitgemäß? Es würde wenig Sinn machen, ein Internationales Filmfestival durchzuführen, Gäste aus den unterschiedlichsten Ländern einzuladen, Begegnung und Austausch zu initiieren, um dann einen originären Besucherkreis auszuschließen. Im Gegenteil, wir möchten alle Filmfreunde ins Kino locken, sie mit spannenden, ungewöhnlichen Filmen für die Kinokunst begeistern. Und die Aufgaben eines Frauenfilmfestivals? Die Verantwortung für Bildgestaltung, Filmmusik oder Regie bei großen Spielfilmprojekten oder Fernsehspielen liegt nach wie vor nur zu einem kleinen Prozentsatz bei Frauen. Hier gilt es, Talente sichtbar und produktiv zu machen. Talente brauchen Vorbilder, und da haben Frauen weniger Orientierungsmöglichkeiten als Männer. Wie in vielen anderen Berufszweigen sind sie zwar an den Hochschulen und im Bereich der Assistenz stark vertreten, aber als Dozentin oder ganz oben an der Spitze der Produktion finden sich nur wenige wieder. Die ewige Frage Kinder oder keine stellt sich in der Filmproduktion in besonderer Schärfe. Ein Filmprojekt lässt sich weder halbtags noch zwischen 8 und 17 Uhr bewältigen. Arbeiten rund um die Uhr ist oft unausweichlich, d.h. für viele Frauen im Filmgeschäft: Beruf und Kinder führen nicht nur zur berühmten Doppelbelastung von Frauen, sondern zur vollkommenen Erschöpfung oder gar zum Ausstieg aus dem Beruf.
Frauenfilmfestivals schaffen Raum für Erfahrungsaustausch. Die Preise, die Frauen erhalten, halten ihnen für eine gewisse Zeit auch finanziell den Rücken frei. Scheinbar banale Dinge wie Haushaltshilfen oder Kinderbetreuung werden möglich. So wird Zeit generiert, die Frauen brauchen, um an ihren Projekten arbeiten zu können. Zeitgemäß sind Frauenfilmfestivals auch, weil sie die Orte sind, an denen die historischen Filmschätze von Frauen wieder auf die Leinwand gebracht, diese Arbeiten in den Kontext aktueller Filme gestellt werden. Das bedeutet, die eigene Geschichte immer wieder aufs Neue zu entdecken. Deutschlands einziges Internationales Frauenfilmfestival ist in Dortmund und Köln zu Hause und findet in diesem April in Köln statt. Wir sehen uns im Kino!
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