Montag, 9. November: Ein kleines Jubiläum gab es für die Film- und Medienstiftung NRW im Jahr 2015 zu feiern, da man heuer bereits zum 25. Mal den Kinoprogrammpreis verlieh. Mit Prämien in Höhe von 2.000 bis maximal 15.000 Euro wurden insgesamt 67 Kinos in Nordrhein-Westfalen für ihre profilierten Programme ausgezeichnet, die in ihrer Auswahl Schwerpunkte auf deutsche und europäische Produktionen sowie Kinder- und Jugendfilme setzen. 423.000 Euro wurden insgesamt vergeben, an Kinos aus 42 Städten des Bundeslandes. Die Spitzenprämie von 15.000 Euro plus 3.000 Euro für das Kinder- und Jugendprogramm ging dabei, wie im Vorjahr, an die Kölner Filmpalette von Dirk Steinkühler und Joachim Kühn. Wie auch in den Jahren zuvor nutzte man die Preisverleihung, um einen Ausblick auf kommende Kinoproduktionen zu geben, die zumindest teilweise in Nordrhein-Westfalen gedreht wurden. Dazu fungierten die Regisseure der Filme und einige der Darsteller als prominente Preispaten, die den Kinobetreibern nach der Kurzvorstellung ihrer Filme auf der Bühne des Kölner Gloria-Theaters die Prämien für ihre Programme überreichten.
Durch den Abend führte gewohnt lässig und mittlerweile bereits zum dritten Mal die unlängst mit dem Deutschen Comedy-Preis als beste Komikerin ausgezeichnete Carolin Kebekus. Sie ließ es sich nicht nehmen, so manche Breitseite gegen aktuelle Fernsehformate abzufeuern, wovon ihr insbesondere die so beliebten Dokuformate ein Dorn im Auge waren: „Ich wette, dass bei der Entstehung von ‚Adam sucht Eva’ keine Frau beteiligt war“, so Kebekus. Wir bräuchten im Fernsehen eine Frau wie Petra Müller, die Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, damit sich auch hier mehr Qualität durchsetze, ergänzte die Moderatorin. Müller betonte in ihrer Ansprache, dass es für sie persönlich zwar rätselhaft sei, warum der Kinoprogrammpreis ein Jahr älter ist als die Filmstiftung selbst, die erst 2016 ihr 25jähriges Jubiläum feiert. Sie zeigte sich allerdings zufrieden mit der Kinosituation in NRW, da die Digitalisierung nun abgeschlossen sei und man auch „das Kinosterben einigermaßen im Griff“ habe. Dr. Marc Jan Eumann, Staatssekretär beim Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien NRW, stellte in seinen Grußworten die „Hidden Champions“ in den Mittelpunkt, die „großen Helden des Kinobetriebs, die Kinobetreiberinnen und -betreiber“: „Ich bin froh, dass das Kino vor über einhundert Jahren erfunden wurde, weil unser Leben ohne Kino viel ärmer wäre“, sagte Eumann.
Auch die in diesen Wochen die Schlagzeilen bestimmenden Flüchtlinge wurden bei der Preisvergabe im Gloria-Theater zum Thema. Carolin Kebekus befragte auf der Bühne Kai Gottlob, der als Leiter des Filmforums Duisburg einen Sonderpreis ohne Prämie entgegennehmen durfte. Gottlob hat an Runden Tischen in Duisburg Kontakt mit Flüchtlingsorganisationen aufgenommen und bietet nun in seinem Kino kostenlose Sonderveranstaltungen für Flüchtlingskinder in seiner Kinderkinoreihe an. „Für uns ist es ein Klacks, ein paar Freikarten zu organisieren, aber der Anblick der glücklichen Kinderaugen ist unbezahlbar“, erläuterte Kai Gottlob sein Engagement. Seit vielen Jahren setzt sich auch Schauspielerin Iris Berben für filmische und gesellschaftliche Belange ein. Seit 2010 ist sie Präsidentin der Deutschen Filmakademie, wodurch sie den Anliegen der Kinobranche Gehör verleiht. Aber sie findet auch immer wieder „klare Worte gegen Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus“, so Petra Müller. Deswegen wurde Berben am Abend der Herbert-Strate-Preis 2015 verliehen, der mit 20.000 Euro dotiert ist. Berben erklärte in ihrer Dankesrede, dass sie diese Summe einem Projekt der Filmakademie zurückgeben werde, das unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge unterstützt. Diesen soll mit Hilfe des Filmemachens die Integration erleichtert werden, da sie in gemischten Gruppen Filme über sich, ihre neue Heimat Deutschland, ihre Träume und Traumata realisieren sollen.
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