How dare you… Seit Lisa Jopt im September bekanntgegeben hat, für das Präsidentenamt der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GDBA) zu kandidieren, geht es hoch her. Der Mitbegründerin des ensemble-netzwerks schlägt der ganze verknöcherte Gewerkschaftshass entgegen. Zur Klärung: Die GDBA vertritt die Interessen der künstlerischen Angestellten an den öffentlich geförderten Theatern, aber auch den Privattheatern. Seit ihrer Gründung vor 150 Jahren reklamiert sie für sich die Tarifhoheit in den Verhandlungen mit dem Deutschen Bühnenverein, dem Arbeitgeberverband. Mit anderen Worten: Man kennt sich, man trifft sich – alle Jahre wieder zu den Tarifverhandlungen. Die Verkrustungen sind meterdick.
Doch als vor fünf Jahren das ensemble-netzwerk gegründet wurde, ging plötzlich ein Fenster auf. Ohne auf Konfrontation zur GDBA zu setzen, hat die neue Interessenvertretung der alten Gewerkschafts-Tante gehörig eingeheizt. Da wurden familienfreundliche Arbeitsbedingungen, Diversity, Inklusion und Geschlechtergerechtigkeit am Theater angemahnt. Das ensemble-netzwerk verfügt über siebenköpfigen Vorstand, der 900 Mitglieder und diverse Sparten wie Schauspiel, Bühnenbild oder Kostümbild vertritt.
Showdown in Weimar
Und nun also will Lisa Jopt den Präsidentensessel der GDBA entern. Die Rebellin will an die Spitze der Institution. Die gewerkschaftlichen Reflexe sind die erwartbaren: Man wirft ihr und dem ensemble-netzwerk Publicity-Geilheit vor, warnt vor den Mühen der Ebenen in den Tarifverhandlungen, mahnt die Beachtung jahrzehntealter Verfahrensabläufe an usw. Gleichzeitig kündigen Mitglieder und Sympathisanten des ensemble-netzwerks ihren Eintritt in die GDBA an. Denn gewählt werden kann Lisa Jopt nur mit der Mehrheit der Delegiertenstimmen. Zum Showdown kommt es im Mai 2021 in Weimar. Pünktlich zur Feier des 150-jährigen Bestehens der GDBA tritt der bisherige Präsident Jörn Löwer ab – der bisher letzte von ausschließlich männlichen Präsidenten. Danach tritt Lisa Jopt gegen ihre bisher einzige Konkurrentin, die Opernsängerin und Musikpädagogin Nathalie Senf an. Weiblicher wird die GDBA nach derzeitigem Stand auf jeden Fall – ob auch schlagkräftiger wird sich in Weimar erweisen müssen.
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