Medienfest und Medienforum: Der Juni gibt tiefe Einblicke in die Medienlandschaft. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Festival „Großes Fernsehen“.
Es ist der Medien-Monat schlechthin: Am 7. und 8. Juni werden sich die zukünftigen Medienmacher beim Medienfest im Mediapark über Ausbildung und Beruf informieren können. Neben Infos gibt es dort auch ein Rahmenprogramm mit Konzerten von u.a. Tocotronic, Klee und Dickes B. Die Zukunft hat auch das 20. Medienforum NRW im Blick, bei dem sich direkt anschließend vom 9. bis 11. Juni Fachpublikum auf den unterschiedlichen internationalen Kongressen zu Film, Fernsehen, Print und Games in der Koelnmesse austauschen wird. „Vom Wert der Medien“ lautet das Motto des Medienforums. Wie sich die durch die Digitalisierung bedingte „neue Architektur der Medien“ und ihr Zusammenwachsen auf die ökonomischen, ethischen und ästhetischen Aspekte auswirken könnten, wird dort eine der zentralen Fragen sein.
Neuordnung der Medien
Wie es um die Fernseh-Praxis der Gegenwart bestellt ist, kann jeder Interessierte bereits einige Tage zuvor beim Festival „Großes Fernsehen“, das im Rahmen des Medienforums stattfindet, selbst untersuchen. Vom 5. bis 8. Juni findet im Cinedom unter dem etwas irritierenden Slogan „Ab ins Kino: fernsehen!“ das TV-Festival im Kino statt. Doch so widersprüchlich, wie der Spruch anmutet, ist er gar nicht. Schließlich steht auch die ‚Architektur’ der Kinobranche mit der in naher Zukunft kommenden Digitalisierung vor einem radikalen Umbruch, der es gar nicht so unwahrscheinlich werden lässt, dass im Kino bald ein Programm wie im Fernsehen gestaltet wird. Das Gemeinschaftsgefühl und die Qualität des großen Bildes lassen einen Vergleich mit dem Fernsehen in den eigenen vier Wänden aber erst gar nicht aufkommen.
Im letzten Jahr nutzten 3000 Besucher die Gelegenheit, herausragende Fernsehproduktionen als Vorpremieren auf großer Leinwand zu sehen. Im Anschluss an die Vorführungen standen Regisseure, Darsteller und Produzenten dem Publikum Rede und Antwort. Das wird natürlich auch im dritten Jahr des Festivals wieder der Fall sein, wenn zahlreiche Spielfilme, Dokumentationen oder Serien von nationalen und internationalen Sendern gezeigt werden. Ein Höhepunkt wird die abschließende Verleihung des 18. Deutschen Kamerapreises sein.
Von Stonehenge zu Hallenfussball
Spannend wie Kino könnte das prominent besetzte deutsche Remake der Georges Simenons Verfilmung „Die Katze“ sein. 1970 waren es Jean Gabin und Simone Signoret, dieses Mal liefern sich Götz George und Hannelore Hoger einen ätzenden Ehekrieg (Fr, 22 Uhr). Davor kann man den neuen „Schimanski“ sehen. „Schicht im Schacht“ greift auf die Vergangenheit des Kommissars zurück, der seit 27 Jahren im Dienst ist, und thematisiert nebenbei den Strukturwandel im Ruhrgebiet (Fr, 19.30 Uhr). Dazu passt eine Dokumentation wie „Die stählerne Zeit“ bestens. Den ersten Teil der dreiteiligen Doku über die Industrialisierung in Deutschland zeigt unter anderem, wie es zu Zeiten des Erzabbaus im Ruhrgebiet zuging (So, 17.30 Uhr). Als Gegenpol dazu empfiehlt sich „Greensburg“, ein als Serie angelegter Bericht über eine nach einem Tornado komplett zerstörte Stadt in Kansas. Die Serie begleitet den Wiederaufbau als umweltfreundliche Modellstadt mitten in der amerikanischen Provinz. Koproduzent der Dokumentation ist Leonardo DiCaprio (So, 19 Uhr). Vom Umweltschutz zur Umweltzerstörung: Die Dokumentation „Chinas Größenwahn am Yangtse“, der Titel suggeriert das, scheint nicht unvoreingenommen an ihr Thema heranzugehen. Allerdings muss man beim größten Staudamm- Projekt der Welt auch als Optimist von erheblichen Folgeschäden für die Umwelt ausgehen. Die Doku wurde gerade mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet (Sa, 17.15 Uhr). China ist im Olympia-Jahr gleich noch mal im Programm. „Der erste Kaiser von China“ ist allerdings eine historische Betrachtung, die klären will, ob Qin Shihuangdi, der Begründer des chinesischen Reiches im dritten Jahrhundert vor Christi und Erbauer der Chinesischen Mauer, ein erhabener Gottkaiser oder ein tyrannischer Despot war (Sa, 13.30 Uhr). Ebenso sehr auf historische Erkenntnis aus ist „Stonehenge entschlüsselt“. Der Titel riecht etwas sensationslüstern, aber vielleicht hat der britische Archäologe Mike Parker Pearson ja wirklich eine befriedigende Erklärung dafür, wie die Menschen die monumentalen Steinblöcke vor Urzeiten bewegt haben, um sie in die allseits bekannte Formation zu bringen (So, 11 Uhr). Wer weniger Interesse an Dokumentationen hat, sondern Fan von US-Serien ist, hat die Gelegenheit, eine Preview der ersten Folge der vierten „Lost“- Staffel zu sehen, aber auch in ganz neue Serien wie „Pushing Daisies“ oder „Dirty Sexy Money“ mit Donald Sutherland reinzuschnuppern. Letztere verspricht mit seinem bitterbösen Blick auf die Eskapaden und Perversionen der Superreichen ein Erfolg zu werden. Einen Eindruck von der mehrfach prämierten, ‚abgrundtief bösen’ kanadischen Miniserie „Durham County“ kann man sich ebenfalls machen. Geeigneter für Kinder ist sicherlich das Vormittagsprogramm an den drei Tagen. Auf „Football‘s coming home“, die Übertragung des EM-Spiels Deutschland - Polen werden sich aber vielleicht alle einigen können (So, 20.45 Uhr). Sportereignisse im Kino – auch das wird es mit der Digitalisierung in naher Zukunft des Öfteren geben.
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