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Die Nationalheilige und ihr General, Evita und Juan Perón
Richard Hubert Smith

Nationalepen mal gesungen

04. April 2011

„Evita“ auf Tour und „Oklahoma“ im Äther - Musical in NRW 04/11

Andrew Lloyd Webber hat sich mittlerweile zum erfolgreichsten Musical- Komponisten aller Zeiten entwickelt. Dass dieser Erfolg vor allem mit der geschickten Vermarktung seiner Werke zu tun hat, zeigt schon die Entstehungsgeschichte seiner Pop-Oper „Evita“, die 1976 als Konzeptalbum erschien und deren Song „Don‘t Cry For Me Argentina“ schon bald die Hitparaden stürmte. Erst 1978 entschloss sich Webber zu einer Dramatisierung des Stoffes, die dann auch sein letztes Musical sein sollte, das nicht nur in einer weltweit standardisierten Aufführung zu sehen ist.

So gewinnt die jetzt im Düsseldorfer Capitol-Theater zu sehende, englischsprachige Produktion aus dem Londoner Westend durch die innovative Inszenierung der beiden Regisseure Bill Kenwright und Bob Tomson dem Stück durchaus neue Reize ab. Nicht nur, dass sie das eigens für die Verfilmung geschriebene, Oscar-prämierte Liebeslied „You must love me“ integriert haben, sie arbeiten auch durch großangelegte Tanzszenen sowie ein ausgeklügeltes Bühnen- und Lichtdesign den Musical-Charakter von „Evita“ mehr heraus.

Besonders in der temperamentvoll choreographierten Ensemble-Nummer „Buenos Aires“ fühlt man sich an die Zeiten der großen Tanz-Musicals à la „West Side Story“ erinnert. Mit diesen Showelementen schaffen sie ein dramaturgisch spannendes Gegengewicht zu den eher mit Brechtschen Verfremdungstechniken arbeitenden Erzählsträngen der Geschichte um den Aufstieg der minderjährigen Prostituierten Eva Duarte zur argentinischen Präsidentengattin, die vom Volk wie eine „Heilige“ verehrt wird und 1952, mit 33 Jahren, an Krebs stirbt. Wie alle Inszenierungen steht und fällt auch diese mit der Bühnenpräsenz der drei Hauptfiguren Evita, Che und Perón, denen hier Abigail Jaye, Mark Powell und Earl Carpenter ihren charismatischen Stempel aufdrücken.

„Kult“ wurde auch das Musical „Oklahoma“, dessen Titelmelodie zur Nationalhymne des gleichnamigen US-Staates erhoben wurde. Schließlich war „Oklahoma“ 1943 der erste Broadway-Mega-Hit (2.248 Vorstellungen en Suite). Nun wagte sich der WDR an eine konzertante Aufführung des Klassikers – und machte alles falsch, was man nur falsch machen kann. Man engagierte zwar ein namhaftes Ensemble aus Opern- und Musical-Größen, das stimmlich aber einfach nicht zusammenpasste. So singt Musical-Star Patrick Stanke beim Duett („In der Kutsche mit den Fransen am Dach“) mit Désirée Brodka vergeblich gegen deren Koloratur-Sopran an, macht aber als „schauspielernder“ Sänger eine weitaus bessere Figur als die meist stocksteif auf dem Podium stehende Opern-Diva. Auch der Bass-Bariton des tapsig wirkenden Wilfried van den Brande will nicht so recht in die Musical-Landschaft passen.

Richtig wohl im musikalischen Rodgers-Hammerstein-Universum fühlte sich allerdings die quirlige Jana Stelley, deren „Nein sagen, ach, dass kann ich nicht“ zu den Höhepunkten des Abends zählte. Dagegen wirkte Star-(Synchron) Sprecher Christian Brückner, der zwischen den Songs lustlos die Geschichte von „Oklahoma“ herunterlas, wie ein weiterer Fremdkörper in diesem zwar lobenswerten, aber nicht zu Ende gedachten Konzept.

„Evita“ von Andrew Lloyd Webber I R: Bill Kenwright und Bob Tomson
Capitol Theater Düsseldorf | Fr 1.4. 20 Uhr, Sa 2.4. 15 und 19 Uhr, So 3.4. 15 und 19 Uhr | 0211 734 40
„Oklahoma!“ von Richard Roger und Oscar Hammerstein
Rundfunkorchester WDR | 0221 22 00 | vorerst keine weiteren Termine

Rolf-Ruediger Hamacher

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